AA

Simon: "Wien boomt"

Simon ist Barista in Wien und hat mit VIENNA.at über die stadt gesprochen
Simon ist Barista in Wien und hat mit VIENNA.at über die stadt gesprochen ©Simon Huber
Simon ist 27 Jahre alt, in Wien aufgewachsen und ehemaliger Student. Der Barista hat mit VIENNA.at über Wien und seine Lieblingsplätze gesprochen.

“Wien boomt”, meint Simon, der im 7. Bezirk das Kaffemik ins Leben gerufen hat. Doch nicht nur Kaffee ist für den 27-Jährigen interessant, er hat VIENNA.at erzählt, wo er in der Stadt am liebsten hingeht und was für ihn typisch Wienerisch ist.

  • Name
    Simon Huber
  • Alter
    27
  • Beruf
    Barista
Simon Huber

Sind Sie in Wien aufgewachsen oder zugezogen?

In Wien aufgewachsen, studiert und immer hier gelebt. Viel mehr „echt“ geht wohl nicht, ohne dass man eigenartig affektiert wirkt, weil man bemüht ist den Archetyp eines Wieners zu verkörpern.

Fühlen Sie sich als echter Wiener und wenn ja, warum?

Die Trägheit — oder Gemütlichkeit, wenn man’s netter formulieren möchte — als stiller Widerstand gegen rasante Veränderungen, die ja manchmal auch vor zu hastigen Entscheidungen schützt. Diese Besonnenheit hat ihren Platz im urbanen Gefüge: das Kaffeehaus. Und als jemand der ein solches eröffnet hat, anstatt fort zu gehen und jugendliche Rastlosigkeit zu auszuleben (wie eigentlich geplant war) bin ich wohl ein echter Wiener.

Was macht Wien für Sie aus?

Wien boomt. Seit neuestem die zweitgrößte Stadt im deutsprachigen Raum und europaweit jene mit dem stärksten Zulauf. Das ist vielen nicht so bewusst, weil wir stets betonen, wie altmodisch Wien nicht ist und unsere Aufmerksamkeit nur auf die Show richten, die wir für die Touristen im ersten Bezirk aufführen. Aber nach einem kurzen Jahrhundert der Extreme, des geistigen Still- und Rückstands könnte ein weiterer Modernisierungsschub bevorstehen. Damals war schon das Kaffeehaus ein Merkmal der bürgerlichen Emanzipation und nun entstehen in krasser Geschwindigkeit neue Cafés, die konkurrieren mit den Touristenkaschemmen à la Landmann, Central und Hawelka.

Was ist für Sie „typisch wienerisch“?

Im schlimmsten Fall ist ‚typisch wienerisch‘ hohl: Verkrustete Formen, lieblos wiederholt; Höflichkeit ohne Freundlichkeit; verschnörkelte Fassaden eines innerlich abbruchreifen Hauses. Oder um den Vergleich mit einer wienerischen Institution zu bemühen: das Kaffeehaus, in welchem Kaffee nur in einer Nebenrolle vorkommt, als ekelhaftes, braunes Gschloder. Im besseren Fall wird das mit Schmäh genommen, der typisch wienerisch ist, eine Art Humor, die selbst über solche gravierenden Missstände erhaben ist.

Was sind Ihre Lieblingsplätze in Wien?

Für Wiener Schmäh ist das Bendl ein super Beispiel. Eine Institution der Wiener Beislkultur. Definitiv ein Lieblingsplatz mit ewig gleichbleibenden Wurlitzer, der drei Mal hintereinander Sound of Silence spielt, während die Bierdeckel fliegen. (Auch schön: das Stehbeisl. Großartige Musikbegleitung, wie aus einem Tarantino-Film). Früher hätte ich auch noch das Metro-Kino empfohlen, das allerdings seine Renovierung nicht so gut überstanden hat. Ebenso das Schikaneder. Da bin ich wohl zu sehr Wiener, um solche Innovationen willkommen zu heißen. Auf der anderen Seite scheint die neue Mariahilferstraße gelungen.
Dort um’s Eck im Kaffemik haben wir die Gelegenheit, eine Erneuerung nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Unser Produkt wird — stellvertretend für seine Produzenten — mit ebenso viel Respekt behandelt wie der Konsument und soll den Austausch untereinander anregen.

Sie wollen bei der neuen Reihe von VIENNA.at mitmachen? Alle Informationen dazu finden Sie in unserem Special “Ich bin Wien”.

(Red.)

  • VIENNA.AT
  • Ich bin Wien
  • Simon: "Wien boomt"
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen