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Reaktionen auf die erste Hochrechnung zur BP-Wahl 2016

Lugner bei der Stimmabgabe
Lugner bei der Stimmabgabe ©APA/HANS KLAUS TECHT
Die erste Hochrechnung zur BP-Wahl ist da - die Parteien reagieren darauf freudig bis schmerzlich erschüttert. Alle Reaktionen von SPÖ, ÖVP, FPÖ, Lugner und Co. finden Sie hier.
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Erste Hochrechnung: Ergebnis

“Ich bin dankbar und voller Demut”, freute sich FPÖ-Kandidat Norbert Hofer am Sonntagabend bei seinem Eintreffen im Wahlzentrum in der Hofburg.

Hofer “dankbar und voller Demut”

“Ich habe ein Ergebnis in diesem Ausmaß nicht erwartet”, beteuerte der blaue Wahlsieger. Ob das Ergebnis nun bei den anderen Parteien für Konsequenzen sorgen werde, wollte Hofer nicht beurteilen: “Ich erwarte mir gute Regierungsarbeit”, stellte er klar.

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid hat in einer ersten Reaktion auf das Abschneiden von SPÖ-Präsidentschaftskandidaten Rudolf Hundstorfer bei der BP-Wahl 2016 von einer “sehr schmerzlichen Niederlage” gesprochen. Personelle Konsequenzen werde es keine geben, inhaltliche aber sehr wohl, sagte er in der SP-Parteizentrale in der Löwelstraße.

Khol spricht von “Protestwahlkampf”

Äußerst knapp hat ÖVP-Präsidentschaftskandidat Andreas Khol am Sonntagnachmittag seine deutliche Niederlage kommentiert. “Der Tag ist nicht so ausgangen, wie wir es uns gewünscht hätten”, sagte Khol bei einem kurzen Auftritt in der Parteizentrale. Die Stimmung unter den Funktionären war dem Ergebnis entsprechend gedrückt, Khol selbst wurde vor den wartenden Journalisten abgeschirmt.

Er sei mit Freude in den Wahlkampf gegangen und es sei ein Persönlichkeits-, ein Themen- und auch ein “Protestwahlkampf” geworden, sagte Khol. Er dankte seinen Unterstützern und seinen Wählern, bevor er doch noch “in die Hofburg” aufbrach, wie er sagte – wenn auch nicht ins Amt, sondern nur “ins Fernsehen” – also zum in der Hofburg eingerichteten Medienzentrum.

Für Van der Bellen “Karten neu gemischt”

Für den Präsidentschaftskandidaten Alexander Van der Bellen sind nach dem Wahlsonntag “die Karten neu gemischt”. Sollte der ehemalige Grünen-Chef in die Stichwahl kommen, rechnet er laut eigener Aussage mit einem intensiven Wahlkampf. Sollte es nicht reichen, will Van der Bellen Irmgard Griss unterstützen.Für Van der Bellen ist das Ergebnis “nicht überraschend”, sagte er am Sonntag beim Eintreffen in der Hofburg. “Ich habe immer gesagt, ich bin ein Außenseiter.”

Richard Lugner räumt Fehler ein

Präsidentschaftskandidat Richard Lugner macht die Umfragen und den Dreikampf für sein Abschneiden verantwortlich und hat sich nach der ersten Hochrechnung um 17.00 Uhr enttäuscht gezeigt. Er hofft aber noch auf die Bundeshauptstadt. Ihm sei gesagt worden, dass er in Wien bei fünf bis sechs Prozent liege, so Lugner am Sonntag. Lugner erzählte von seinen Wahlkampfauftritten, wo ihm viele Leute gesagt hätten, sie würden den Blauen Norbert Hofer wählen, um Ex-Grünen-Chef Alexander van der Bellen zu verhindern. Lugner räumte aber auch eigene Fehler ein: “Des mit dem Kasperl ist nicht gut angekommen.” Ein Ziel sieht Lugner aber erreicht, “es gibt keinen roten oder schwarzen Bundespräsidenten mehr”. “Ja, sicher bin ich enttäuscht. Das ist sehr, sehr wenig.” Gleichzeitig verwies er darauf, dass aus Wien noch keine einzige Stimme ausgezählt sei. Lugner erinnerte auch daran, dass er vor 18 Jahren in Wien am besten abgeschnitten habe. Chancen, dass er noch Rudolf Hundstorfer oder Andreas Khol überholt, sieht er keine mehr: “Es wird nicht mehr viel mehr werden.”

Eine Wahlempfehlung für die Stichwahl will Lugner “sicher nicht” abgeben und ein neuerliches Antreten in sechs Jahren schloss er aus. Lugner rechnet mit einem Schock für die traditionelle Parteienlandschaft: “Wir stehen vor einer politischen Wende.”

SPÖ-Reaktion auf Hochrechnung: “Sehr schmerzliche Niederlage”

“Das ist eine Niederlage, für die wir auch Verantwortung als Gesamtpartei übernehmen”, sagte Schmid. “Wir haben einstimmig Rudi Hundstorfer als erfahrenen, krisenfesten Kandidaten nominiert, der Wähler hat heute anders entschieden.” Das schlechte Abschneiden begründete er damit, dass “die Menschen der Darstellung des politischen Establishments eine Abfuhr erteilt haben.” Es handle sich allerdings nicht um eine “Watsche für die Regierung, weil die Regierungspolitik ist etwas anderes”.

Nach BP-Wahl: Veränderungen angedacht

Es müsse nun Veränderungen in der Politik geben, davon sei die ÖVP genauso betroffen, meinte Schmid. Die SPÖ habe bereits vor geraumer Zeit einen Veränderungsprozess gestartet, so stehe das neue Parteiprogramm kurz vor der Präsentation, sagte Schmid. “Dies Prozesse werden wir mit Nachdruck fortsetzen.”

Hundstorfer habe “sein Bestes gegeben”. Man müsse die Botschaft, die von den Menschen kommt, sehr ernst nehmen und stärker auf Themen wie soziale Gerechtigkeit und Mindestlöhne setzen, die durch das Flüchtlingsthema verdeckt worden seien. Für die Stichwahl werde es keine Wahlempfehlung geben, “die Bevormundung der Wähler ist nicht der richtige Weg”, so Schmid.

Freund sieht “katastrophales Ergebnis” für SPÖ

SPÖ-Europaabgeordneter Eugen Freund sieht im Abschneiden von SPÖ-Präsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer ein “katastrophales Ergebnis für die Sozialdemokratie”. Die Partei müsse sich nun “ernsthaft hinsetzen und überlegen, wie man die nächsten Jahre gestalten will”, sagte er in der SPÖ-Parteizentrale in der Löwelstraße gegenüber Journalisten.Er kritisierte, dass sich in den letzten Monaten gezeigt habe, dass die Sozialdemokratie geglaubt habe, “rechte Politik machen zu müssen, um Wählerstimmen zu generieren”. In der Parteizentrale herrschte am Sonntagnachmittag beim Verfolgen der ersten Hochrechnung angespannte Stimmung, Politiker waren kaum anwesend.

Sozialistische Jugend: “Faymann-Kurs abgewählt”

Die Sozialistische Jugend interpretiert das Ergebnis der Bundespräsidenten-Wahl als Abwahl der Politik von SPÖ-Chef Bundeskanzler Werner Faymann und seinem Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil. “Die Wählerinnen und Wähler haben nicht Rudolf Hundstorfer, sondern Faymanns politischen Kurs abgestraft”, meinte SJ-Vorsitzende Julia Herr am Sonntag zum schlechten Abschneiden des roten Kandidaten.Faymann glaube, mit einer “Politik aus Notstand und Zäunen der FPÖ das Wasser abgraben zu können”, und es sei klar gewesen, dass dies schiefgehen müsse, sagte Herr in einer Aussendung. “Das heutige Ergebnis ist Faymann zuzurechnen.” Die SPÖ brauche einen Kurswechsel und eine personelle Neuaufstellung. Herr forderte daher die Einberufung eines Bundesparteivorstandes “so schnell wie möglich”.

ÖVP: “Wahlergebnis natürlich enttäuschend”

Für ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald ist das schlechte Ergebnis des schwarzen Präsidentschaftskandidaten Andreas Khol “natürlich enttäuschend, aber zu respektieren”. “Die Österreicherinnen und Österreicher haben entschieden”, bemerkte McDonald am Sonntagnachmittag nüchtern in einem schriftlichen Statement gegenüber der APA.Dem eigenen Kandidaten – der die Stichwahl deutlich verfehlte – stärkte McDonald den Rücken: Khol “verdient unsere volle Anerkennung und Respekt”. Dieser habe “ohne zu zögern Verantwortung übernommen und vier Monate mit vollem Einsatz und Herzblut wie ein Löwe um jede Stimme gekämpft”, meinte McDonald.

“Wir haben heute einen Erdrutsch erlebt, der die gesamte politische Mitte in Österreich nachdenklich stimmen muss”, befand McDonald mit Blick auf das starke Ergebnis für den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer. Es zeige sich klar, dass die Sorgen der Menschen in unsicheren Zeiten groß seien. “Die Motive werden genau zu analysieren sein.”

Lopatka-Reaktion auf Hochrechnung: “ÖVP-Ergebnis ist bitter”

“Das Ergebnis ist bitter, es ist natürlich enttäuschend. Andreas Khol hat nie eine faire Chance bekommen in diesem Wahlkampf” sagte ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka am Sonntagabend im Wahlzentrum in der Hofburg. Die Umfragen seien an der Grenze zur Manipulation gelegen, das habe ja auch den SPÖ-Kandidaten Rudolf Hundstorfer betroffen, meinte er vor Journalisten.Den Triumph von Norbert Hofer interpretierte er folgendermaßen: “Es hat sich zuletzt bereits in Europa gezeigt, dass Proteststimmen leichter zu lukrieren sind.” Heute sei dies aber in einem Ausmaß geschehen, das niemand vorhergesehen habe. Neuwahlen schloss Lopatka aus: “Davon gehe ich nicht aus.”

Es gelte nun jedoch, etwa im Asylbereich weitere Maßnahmen zu setzen, wobei der schwarze Klubobmann hier etwa “nächste Schritte” bei der Mindestsicherung einforderte: “Hier explodieren die Kosten.” Eine Wahlempfehlung für die Stichwahl wollte er nicht abgeben: “Das wäre eine Beleidigung für unsere Wähler. Sie machen sich ihr Bild und entscheiden dann.”

ÖVP gibt keine Wahlempfehlung

Die ÖVP wird für die Stichwahl um die Hofburg voraussichtlich keine offizielle Wahlempfehlung abgeben. “Wir bauen auf die Eigenverantwortung”, sagte Generalsekretär Peter McDonald am Sonntag auf APA-Anfrage. Er könne sich nicht vorstellen, wieso man einem bürgerlichen Menschen eine Wahlempfehlung geben solle.

Kickl: Historisches Ergebnis für die FPÖ

FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl sieht in dem Ergebnis der 1. Runde der Präsidentenwahl “ein sensationelles Ergebnis für Norbert Hofer und ein historisches Ergebnis für die FPÖ”. Ob nun Alexander van der Bellen oder Irmgard Griss Gegenkandidat in der Stichwahl sein wird, ist Kickl relativ egal: “Wir nehmen’s wie’s kommt”, sagte der FPÖ-Generalsekretär gegenüber der APA.

Für Kickl ist das Wahlergebnis ein eindeutiges Statement der Wähler, dass sie einen Bundespräsidenten mit einem anderen Amtsverständnis in der Hofburg wollen. Hofer habe im Wahlkampf klargemacht, dass er Klartext rede und ein Korrektiv zur Regierung sein wolle. Zur Frage, ob es ein Erfolg Hofers oder der FPÖ sei, meinte der Generalsekretär, Hofer sei immer als Kandidat der FPÖ ins Rennen gegangen und habe sich im Gegensatz zu anderen nicht verstellt. Hofer habe die Positionen der FPÖ von der direkten Demokratie bis zur EU-Kritik ausführlich dargelegt.

Dass die beiden Regierungsvertreter Rudolf Hundstorfer (SPÖ) und Andreas Khol (ÖVP) eine Niederlage erlitten haben, führt Kickl auf den “fatalen Kurs” der Regierung zurück. Beide seien maßgebliche Vertreter der Regierungsparteien. Hundstorfer habe als Sozialminister ein Herzstück der Bundesregierung vertreten und Khol trage im Bereich der Pensionen maßgeblich Mitverantwortung.

Strolz: “Österreich hat die Nase gestrichen voll”

“Österreich hat die Nase gestrichen voll vom rot-schwarzen Machtkartell” – davon zeigte sich am Sonntag NEOS-Chef Matthias Strolz im Gespräch mit Journalisten überzeugt. Die Menschen hätten Veränderung gewählt.Nun werde sich in der Stichwahl entscheiden, ob der Mut oder die Wut stärker sei. Für die Neos sei klar: Egal, ob Irmgard Griss oder Alexander van der Bellen in die Stichwahl kämen, für beide würde die Zukunft Österreichs in Europa liegen. “Insofern nehmen wir das jetzt wie es kommt”, gab Strolz keine dezidierte Wahlempfehlung für die Stichwahl ab, wobei er jedoch betonte: “Irmgard Griss steht für Unabhängigkeit.”

>>Erste Hochrechnungen zur BP-Wahl

(apa/red)

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