Die Befragungen beim Prozess in Wien nährten den Verdacht, dass die 41-jährige Frau, die vier Jahre lang bei Maria E. aufgeräumt hatte, auch andere Frauen bestohlen haben dürfte.
Zeugen schildern beim Prozess Diebstähle
Eine frühere Freundin der Angeklagten schilderte dem Schwurgericht (Vorsitz: Andreas Böhm), diese hätte ihr aus ihrer Wohnung Geld gestohlen.
Eine Würstelstand-Besitzerin, bei der die 41-Jährige zeitweise ausgeholfen hatte, berichtete ebenfalls von abhandengekommenem Bargeld. Einmal habe die Tageslosung gefehlt. Eine – mittlerweile verstorbene – ältere Frau, bei der die Angeklagte kurzzeitig als Bedienerin tätig gewesen war, hatte der Polizei gegenüber eine Geschichte erzählt, die frappant an das Schicksal von Maria E. erinnerte.
Vorgehen der Putzfrau in anderen Fällen ähnlich
Demnach soll die Putzfrau eines Tages bei der älteren Dame angeläutet und dieser einen überraschenden Besuch abgestattet haben. Sie soll um einen Kaffee gebeten haben und – als die Wohnungsbesitzerin diesen zubereitete und abgelenkt war – sich eine Schmuckkassette, eine Handtasche und eine Börse angeeignet haben.
Auch Maria E. hatte von ihrer früheren Putzfrau unerwarteten Besuch erhalten und dieser Kekse und Kaffee kredenzt. Als sich die 85-Jährige wegdrehte, weil sie einen Anruf erhielt, soll die Besucherin laut Anklage begonnen haben, nach Wertgegenständen und Bargeld Ausschau zu halten. Weil Maria E. das bemerkte, soll die 41-Jährige – so die Anklage – die gehbehinderte Frau mit ihren jeweils 572 Gramm schweren Krücken attackiert und ihr damit massive Kopf- und Gesichtsverletzungen zugefügt haben.
16 Messerstiche in den Hals
Maria E. kam zu Sturz und versuchte wimmernd wegzurobben. Da holte die Angreiferin laut Staatsanwältin Judith Ziska aus der Küche ein Messer und stach dieses der 85-Jährigen 16 Mal in den Hals. Während die Frau verblutete, fand die Täterin rund 2.000 Euro und Goldmünzen und suchte damit das Weite. Dass im Schlafzimmerkasten hinter einer Holzverkleidung eine Kassette mit 321.000 Euro versteckt war, war ihr verborgen geblieben.
Diebstähle bestritten – Ex-Freund belastet
Die heute zur Sprache gebrachten abgeblichen Diebstähle stellte die Angeklagte vehement in Abrede: “Ich hab’ es wirklich nicht gestohlen!” Beim Prozessauftakt am vergangenen Dienstag hatte sie den inkriminierten Raubmord geleugnet und ihren Ex-Freund belastet: Dieser habe sie überredet, zu Maria E. zu fahren und diese zu Tode gebracht. Sie habe nur zugesehen und die Handtasche der 85-Jährigen mit dem Bargeld an sich genommen.
Der 44-jährige Mann, der auf Basis der Anschuldigungen seiner Ex vorübergehend in Haft genommen worden war, konnte allerdings ein Alibi vorlegen. Der Arbeiter hatte im Tatzeitraum nachweislich Gastronomie-Betriebe mit Getränken beliefert.
“I hab’ die Frau net kannt.”
Als Zeuge erklärte er nun zu den von seiner früheren Lebensgefährtin erhobenen Anschuldigen: “Da gibt’s ka Diskussion. I waß net amal, wo die Wohnung is’. I hab’ die Frau net kannt.”
Er habe seine Freundin nicht mit dem Mord in Zusammenhang gebracht, als dieser in den Medien war. Seine damalige Partnerin habe die Zeitungsberichte mit der Bemerkung “Die arme Frau, die tut mir leid” kommentiert, erinnerte sich der Arbeiter. Er hatte im Sommer 2012 und damit rund zehn Monate vor der Festnahme der Putzfrau die Beziehung mit dieser beendet, nachdem es im Donaupark zu einer Rauferei zwischen den beiden gekommen war.
Angeklagte öfters aggressiv
Die Frau sei öfters “aufbrausend” gewesen und einmal sogar mit einem Messer auf ihn losgegangen, behauptete der Mann im Zeugenstand. Sie habe ihm auch eine Brieftasche mit 400 Euro und Golddukaten gestohlen.
Mit der Urteilsverkündung war am frühen Nachmittag zu rechnen.
(apa/red)