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Patti Smith ganz intim, persönlich und groß: Das Viennale-Konzert 2016

Die US-amerikanische Musikerin Patti Smith beehrte die Viennale
Die US-amerikanische Musikerin Patti Smith beehrte die Viennale ©AP (Sujet)
Für ein intimes Konzert-Highlight gab sich Patti Smith zu Allerheiligen in Wien die Ehre: Am vorletzten Abend der diesjährigen Viennale besuchte die US-Punk-Ikone und Autorin das Filmfestival und spielte im Gartenbaukino ein ganz besonderes Konzert.
Patti Smith bei der Viennale
Konzert in der Arena

Allerheiligen mit Patti Smith klingt nicht nur in der Theorie gut, sondern ist es auch in der Praxis: Begleitet nur von Tony Shanahan an Gitarre und Klavier, öffnete sie ihre Welt – intim, persönlich und großartig.

Patti Smith und die Viennale: “Eine kleine Love-Story”

Zunächst mussten sich die Fans von Smith, die Ende des Jahres 70 wird, aber gedulden: Dicht gedrängt stand man im Foyer des Gartenbaukinos, freudig in der Erwartung, begrenzt im Platzangebot. Aber Smith ist trotz ihrer sehr regelmäßigen Wien-Besuche jedes Beine-in-den-Bauch-Stehen wert. Mit der Viennale verbindet sie mittlerweile “eine kleine Love-Story”, wie Festivaldirektor Hans Hurch in seinen einleitenden Worten festhalten sollte.

Denn kurz vor 22 Uhr war es schließlich so weit, hatte sich der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt und trat eine an diesem Abend oft und viel lächelnde Smith mit Shanahan auf die Bühne. Ein Klavier, zwei Gitarren, Stühle und Mikrofone – mehr war nicht notwendig. Es sollte “eine kleine Segnung für Hans und das Festival” werden, kündigte Smith zu Beginn an, und sie meinte damit natürlich das ganze Publikum. “Wing” gab den zurückhaltenden, vorsichtigen Auftakt, bevor sich der Groove bei “Dancing Barefoot” einstellte und die Köpfe zu nicken begannen.

Nachdenklich, ernst und anekdotenreich: Das Konzert

Den einträchtig lauschenden Saal vor sich, ließ sich Smith Zeit, um mit ihrem Partner die Songs zu durchschreiten, um sachte die Stimmungen zu setzen und das ein oder andere mal auch selbst zur Gitarre zu greifen. “My Blakean Year” widmete sie jenen Künstlern, die trotz aller Herausforderungen ihren Weg beschreiten, das “Peaceable Kingdom” malte sie in schillernden Farben für Väter und Mütter, die ihre Kinder vor Krieg und Zerstörung in Syrien und anderswo beschützen wollen.

Aber natürlich ging es nicht nur nachdenklich und ernst zu: Schließlich kennt man Smiths Vorliebe für Anekdoten, die sie auch in bisher zwei autobiografischen Büchern meisterhaft schilderte. Im Gartenbaukino erfuhr man wiederum mehr von einer abenteuerlich zustande gekommenen Fotografie eines Heizkörpers von Wittgenstein, dass Smith Mozart für “den eigentlich König des Punk-Rock” hält und wie ihr größter Hit, “Because The Night”, entstanden ist. Denn es dauerte eine Weile, bis sie die von Bruce Springsteen geschriebene Musik wirklich für sich entdeckte. “Ich war stur damals, ich wollte meine eigenen Songs”, erinnerte sich Smith schmunzelnd.

Patti Smith: “Vergesst nicht: Ihr habt eine Stimme, also benützt sie”

Zum Glück hat sie sich anders entschieden und den Song letztlich mit ihrem Text und Gesang dazu gemacht, was er heute ist: ein Klassiker, der auch in einer sehr reduzierten Version zu begeistern wusste. Und damit war es auch schon fast wieder vorbei, stimmten Smith und Shanahan nach einer knappen Stunde noch das kämpferische “People Have The Power” an und sang die versammelte Menge, mittlerweile im Stehen, beherzt mit. “Vergesst nicht: Ihr habt eine Stimme, also benützt sie”, rief Smith ihren Anhängern entgegen. Ein Rat, den man – in jeglicher Hinsicht – gerne in Empfang nahm.

Wer mit dieser intensiven, wenngleich etwas kurzen Dosis Patti Smith nicht sein Auslangen gefunden hat, der hat am heutigen Mittwoch noch Gelegenheit, der Musikerin im Gespräch mit Filmemacher Jem Cohen zu lauschen. Der Artist Talk steht ab 17.30 Uhr im Viennale-Festivalzentrum am Programm. Und noch bis 10. November sind Fotografien der Künstlerin im Metro Kinokulturhaus ausgestellt, wobei unter den “28 Photographs” auch einige Motive aus Wien zu entdecken sind.

Mehr zu Patti Smith bei der Viennale lesen Sie hier.

(apa/red)

 

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