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Nach ORF-Beitrag: FPÖ-Tirol ortet "Manipulationsskandal" und fordert Konsequenzen

Die FPÖ ortet nach dem ORF-Beitrag einen "Manipulationsskandal".
Die FPÖ ortet nach dem ORF-Beitrag einen "Manipulationsskandal". ©APA/EXPA/STEFAN ADELSBERGER
Rund eine Woche vor der Tiroler Landtagswahl sorgt ein ORF-Beitrag für Unmut in der Tiroler FPÖ: Der freiheitliche Mediensprecher Hans-Jörg Jenewein ortete am Sonntag einen "ORF-Manipulationsskandal" und kündigte an, dass man sich an die Medienbehörde KommAustria wenden wird.
ORF-Beitrag sorgt für Aufregung

“Der aktuelle Fall reiht sich in eine Fülle von Vergehen und Gesetzesbrüchen im ORF in jüngster Zeit ein”, meinte FPÖ-Mediensporecher Hans-Jörg Jenewein.

ORF-Beitrag sorgte für Aufregung rund um Spitzenkandidat Abwerzger

Der Wirbel dreht sich um einen TV-Beitrag von Freitagabend, in dem der blaue Tiroler Spitzenkandidat Markus Abwerzger bei einem Wahlkampftermin scheinbar widerspruchslos antisemitisches Gedankengut zur Kenntnis genommen hatte. Er bestritt dies, und eine schließlich vom ORF nachgereichte modifizierte Version bestätigt auch, dass Abwerzger dem Mann sehr wohl widersprochen hatte.

Abwerzger verlangte eine Entschuldigung und “nachweisliche Konsequenzen” im öffentlich-rechtlichen Sender. Bewusst Stellungnahmen wegzulassen, sei “letztklassig”. ORF Tirol-Chefredakteurin Brigitte Gogl zeigte sich über die Forderung nach einer Entschuldigung dagegen “verwundert”, mit der neuen Version des Beitrags betrachte man die Sache als “erledigt”.

Die Freiheitlichen sehen das anders. Man will die Causa im Stiftungs- und Publikumsrat behandeln, außerdem kündigte Mediensprecher Jenewein an, sich an die Medienbehörde KommAustria zu wenden, da die FPÖ “massiv geschädigt wurde”. Jenewein findet mit Verweis auf die Anmoderation, dass in der “Tirol heute”-Sendung Samstagabend “einmal mehr falsch missverständlich und manipulativ berichtet” worden sei.

FPÖ Tirol fordert Entschuldigung vom ORF

Am meisten ärgere ihn die fehlende Entschuldigung, meinte Jenewein im APA-Gespräch: “Es hätte ein Satz der Entschuldigung genügt, und wahrscheinlich hätten wir es dann darauf beruhen lassen.” Er sieht auch Generaldirektor Alexander Wrabetz gefordert, der schließlich letztverantwortlich dafür sei, was im Unternehmen passiere.

Dass man den aktuellen Fall nutzt, um die altbekannte blaue Forderung nach einer “Abschaffung der ORF-Zwangsgebühren” zu trommeln, wie es etwa Parteichef Heinz-Christian Strache in der Tageszeitung “Österreich” (Sonntag-Ausgabe) abermals tat, sieht Jenewein nicht unbedingt so: “Das hat ja damit überhaupt nichts zu tun.” Man hinterfrage aber sehr wohl die “Strukturen des Systems”. Es habe in den vergangenen Wochen mehrere Fälle gegeben, wo sich der ORF “nicht anständig benommen” habe, meinte Jenewein. Ihm könne im ORF keiner vorwerfen, nicht die Hand ausgestreckt zu haben – “aber wenn diese Hand laufend weggeschlagen wird, dann braucht man sich nicht wundern, wenn’s dann wirklich eskaliert”.

Auch der ÖVP-Stiftungsrat und Leiter des bürgerlichen Freundeskreises, Thomas Zach, meldete sich am Sonntag zu Wort, sieht er doch “durch die Fehler der letzten Wochen” das höchste Gut, die Glaubwürdigkeit, “in Gefahr”. Der ORF müsse “für exzellenten, objektiven und unabhängigen Journalismus” stehen, betonte Zach gegenüber der APA. Die nunmehrige “Performance-Schwäche ist ein starkes Indiz für ein Führungsproblem”, befand er. Auch Zach sieht Generaldirektor Wrabetz “jetzt gefordert”, dieser werde dem Stiftungsrat “erklären müssen, wie er dieses Problem löst”. Der Stiftungsrat tritt das nächste Mal am 22. März zusammen

Wrabetz beauftragte Klärung durch Landesstudio

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat nach dem umstrittenen TV-Beitrag über den Tiroler FPÖ-Spitzenkandidaten Markus Abwerzger erste Konsequenzen gezogen: Landesdirektor Helmut Krieghofer wurde beauftragt, bis Dienstag einen Bericht zur Causa vorzulegen, sagte ein ORF-Sprecher am Sonntag gegenüber der APA. Die verantwortliche Redakteurin wurde als Moderatorin für die “Elefantenrunde” abgezogen.

In dem Bericht an Wrabetz soll dargelegt werden, wie die Causa aus Sicht des Landesstudios journalistisch zu bewerten sei. Dabei gehe es einerseits um den Aspekt, warum Abwerzger verkürzt bzw. sinnverstellend wiedergegeben worden sei, und andererseits um die Frage, warum antisemitische Äußerungen eines Passanten unkommentiert im Fernsehen gezeigt würden. Wrabetz behalte sich nach Vorliegen des Berichts auch weitere Schritte vor.

Jene Redakteurin, die für den umstrittenen Fernseh-Beitrag verantwortlich ist, war ursprünglich auch für die Moderation der Diskussion der Spitzenkandidaten zur Landtagswahl vorgesehen. Weil ihre Überparteilichkeit ob der aktuellen Diskussion angezweifelt wird, werde sie diese Aufgabe nun auf Geheiß des Generaldirektors nicht wahrnehmen, hieß es aus dem ORF.

(APA/Red)

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