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Marcel Kollers Analyse: Darum ging das ÖFB-Team in Serbien baden

Marcel Koller hat auch gute Ansätze in Belgrad gesehen.
Marcel Koller hat auch gute Ansätze in Belgrad gesehen. ©APA/Georg Hochmuth
Einen Tag nach Österreichs 2:3-Niederlage in Serbien hat Teamchef Marcel Koller Bilanz gezogen. Was in Belgrad seiner Meinung nicht funktionierte und wie er zur Positionsfrage um David Alaba steht.
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Österreichs Teamchef Marcel Koller hat mangelnde Kompaktheit und Laufbereitschaft in der Defensive sowie teilweise auch Pech als Gründe für die 2:3-Niederlage in der WM-Qualifikation in Serbien ausgemacht. Bis zum nächsten Match am 12. November (18:00 Uhr, live auf ORF eins und im VIENNA.at-Liveticker) in Wien gegen Irland müsse den Spielern klar gemacht werden, in der Rückwärtsbewegung die entscheidenden Meter zu machen, sagte der Schweizer.

Seine Analyse am Montag in Wien unterschied sich nur marginal von jener tags zuvor in Belgrad. “Es gab einige Dinge, die wir nicht so gut gemacht haben, aber auch viele gute Dinge”, beteuerte Koller.

Marcel Koller: “Zurück ist halt immer ein Scheiß-Weg”

Der wichtigste negative Aspekt war wohl das oftmalige Auseinanderdriften der Mannschaftslinien. “Wir waren viel zu weit auseinander”, kritisierte der 55-Jährige. In diesem Zusammenhang sei die Psyche ein wesentlicher Faktor. “Das ist immer eine Kopfsache. Zurück ist halt immer ein Scheiß-Weg”, sagte Koller und meinte wenig später: “Ich kann nicht in sie reinprügeln, dass sie immer nach hinten gehen. Da geht es um Wahrnehmung und Bewusstsein.”

Da es genau an diesen Dingen haperte, kam es auch zu zahlreichen unnötigen Ballverlusten in der Vorwärtsbewegung. “Das haben die Serben mit ihrer Klasse ausgenützt”, erklärte Koller.

Allerdings wies der Coach auch darauf hin, dass seine Mannschaft die eine oder andere hochkarätige Chance vorgefunden hatte. Zudem sah Koller elferwürdige Vergehen an Marcel Sabitzer und Marko Arnautović sowie einen nicht geahndeten Rückpass zum serbischen Tormann im Finish. “Schlussendlich haben die Serben ein Tor mehr geschossen, doch ich glaube, ein Unentschieden wäre gerecht gewesen.”

ÖFB-Team: Die Hälfte der Länderspiele des Jahres verloren

So aber setzte es in diesem Jahr die bereits fünfte Niederlage im zehnten Länderspiel. Demgegenüber stehen lediglich Siege gegen Albanien, Malta und Georgien. “Wir können das nicht mehr ändern. Teilweise haben wir nicht so gut gespielt, wie wir können”, gab Koller zu.

Angesichts des Auftritts in Belgrad relativierte sich auch Kollers Aussage nach dem 2:2 gegen Wales, wonach die ÖFB-Auswahl erwachsen geworden sei. “Aber erwachsen wird man nicht an einem Tag, das dauert ein bisschen”, sagte der Schweizer.

Koller: Alaba bleibt im Mittelfeld

Koller stellte sich hinter seine Spieler und verteidigte speziell David Alaba, der neuerlich eine durchwachsene Leistung im zentralen Mittelfeld ablieferte. “Ich habe ihn gut gesehen. Er hat ein gutes Spiel gemacht, war aktiv und hatte viele Ballbesitze.”

Ein Nationalteameinsatz des Bayern-Stars auf seiner angestammten Klub-Position dürfte auch künftig nicht infrage kommen. “Wenn er links hinten spielt, hat er weniger Ballkontakte. Er ist ein Weltklassespieler, und so viele haben wir nicht.” Außerdem sagte Koller zu diesem Thema: “Österreich ist nicht Bayern München. Die Bayern haben auf dieser Position drei, vier Weltklassespieler, das ist bei der Nationalmannschaft anders.”

Junuzović im Formtief

Ein weiterer Kicker, der in der ÖFB-Elf schon bessere Zeiten erlebt hat, ist Zlatko Junuzović. “Aber er hat gegen Wales nicht schlecht gespielt und deswegen war es eine Überlegung, in Serbien wieder mit der gleichen Aufstellung zu beginnen”, erzählte Koller.

Die schwierige Phase, die Junuzović im Moment bei Werder Bremen durchmacht, sei kein Grund gewesen, auf den 29-Jährigen zu verzichten. “Wenn einer ein Tief hat, hat er schon oft bei der Nationalmannschaft gezeigt, dass er das drehen kann.”

Allerdings hätte Koller mit Alessandro Schöpf eine passende Alternative auf der Junuzović-Position – der Schalke-Legionär bringt nach seinen Einwechslungen regelmäßig Schwung in das ÖFB-Spiel. “Er hat es sich verdient, von Beginn an zu spielen, aber er ist auch einer, der gleich ins Spiel findet, wenn er reinkommt”, sagte Koller über den 22-Jährigen.

Teamspieler auf der Ersatzbank

Während sich Schöpf zuletzt bei Schalke einen Stammplatz erkämpfte, sieht es für andere ÖFB-Internationale in dieser Hinsicht düster aus. Von der Startformation droht etwa – abgesehen von Almer-Ersatz Ramazan Özcan – auch Julian Baumgartlinger, Aleksandar Dragović oder Kevin Wimmer in den kommenden Wochen zumeist die Ersatzbank. “Aber bei einer Nationalmannschaft wie Österreich kann man nicht davon ausgehen, dass alle überall spielen”, betonte Koller.

Dennoch hoffe er, dass sämtliche Teamspieler bis zum Duell mit Irland am 12. November einen guten Rhythmus bekommen. Für die Partie sind bereits 44.000 Tickets abgegeben, die zuletzt angeschlagenen Robert Almer und Martin Harnik dürften dann wieder zur Verfügung stehen.

Die gravierendsten Verletzungsprobleme hat Koller selbst. Sein bereits viermal operiertes linkes Knie bereitet dem Teamchef seit fast zwei Wochen so große Schmerzen, dass er sich derzeit zumeist nur auf Krücken fortbewegen kann. Eine Operation ist unumgänglich – offen ist nur, ob der Eingriff erst nach dem Irland-Match oder schon in den kommenden Tagen erfolgt.

(APA, Red.)

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