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Lagerhallen-Mord: Prozess mit Eltern und Bekanntem als Belastungszeugen fortgesetzt

Die Witwe des Opfers und ihr Cousin sitzen beim Lagerhallen-Mord-Prozess auf der Anklagebank
Die Witwe des Opfers und ihr Cousin sitzen beim Lagerhallen-Mord-Prozess auf der Anklagebank ©APA/HERBERT PFARRHOFER
Bei der Fortsetzung des Prozesses nach dem Lagerhallen-Mord in Donaustadt am Montag kamen weitere Details ans Licht - und mehrere Zeugen zu Wort. Die Eltern des Opfers kamen dabei ebenso zu Wort wie jener Mann, der die Tatwaffe beschafft hatte.
Bilder vom Prozess
Angeklagte brach zusammen
Beschuldigte bestreiten Tat
Bluttat in der Lagerhalle
Mord nach Auftrag?

Die Hintergründe des Lagerhallen-Mordes in Wien 22 sind Folgende: Der 42-jährigen Ehefrau des Opfers wird vorgeworfen, bei ihrem 37-jährigen Cousin die Ermordung ihres Mannes “bestellt” zu haben. Der Mann, Sasa S., wurde am 11. Februar des Vorjahres in seiner Lagerhalle in Wien-Donaustadt erschossen. Der Prozess nach der Tat ist am Montag im Wiener Landesgericht als Schwurverfahren (Vorsitz Richter Georg Olschak) fortgesetzt worden.

Bekannter besorgte Waffe für Lagerhallen-Mord

Zum einen wurde jener Mann einvernommen, der dem Angeklagten die Pistole beschafft hatte, mit der das Opfer getötet wurde. Zum anderen sagten die Eltern des Getöteten aus.

Bei dem Beschaffer der Waffe handelt es sich um einen Bekannten des 37-Jährigen. Im Jänner 2011 habe er seinem Bekannten auf dessen Wunsch hin in Bosnien-Herzegowina eine serbische Pistole der Marke Tetejac, Kaliber 7.62 mm, und Munition besorgt, so der Zeuge. Gezahlt habe der Beschuldigte mit einer Überweisung über ein internationales Geldtransferunternehmen. Die Waffe soll demnach etwa 300 bis 500 Euro gekostet haben.

Tatwaffe wurde vorab getestet

Der 37-Jährige wollte nach Angaben des Zeugen die Pistole auch testen. Dazu seien die beiden Richtung Deutsch-Wagram gefahren und bei einem Waldstück stehengeblieben. Der Angeklagte stieg demnach aus dem Wagen und ging in den Wald. Dann habe er einen Knall gehört und sein Kompagnon sei zurückgekommen, schilderte der ehemalige Security-Mitarbeiter dem Gericht. In Zusammenhang mit der Waffenbeschaffung stand er bereits in einem gesonderten Verfahren vor Gericht.

Auch am Abend des Mordes war er dem Angeklagten dienlich – und das, obwohl er von einer Dienstreise zurückgekommen war und sich auf eine Unternehmung mit seiner Freundin gefreut hatte, die ihn extra aus Serbien besuchen gekommen war. Aber der 37-Jährige bestellte ihn zu einer Adresse “irgendwo in Floridsdorf oder Donaustadt” und ließ ihn gute 20 Minuten warten. “Mir ist es dann zu blöd geworden”, so der Zeuge. Er fuhr zu seiner Freundin nach Döbling. Doch der Angeklagte rief noch einmal an, und wieder fuhr sein Kompagnon in die Donaustadt, die Freundin war diesmal dabei.

1.800 Euro für Waffenbeschaffung

Nachdem die beiden wieder eine Weile gewartet hatten, kamen der 37-Jährige und dessen Cousine und wollten nach Hause gebracht werden. Dass die beiden eine Pistole dabei hatten, wollte der Bekannte nicht bemerkt haben. Ebenso wenig hätten er und seine Freundin während der Wartezeit einen Schuss gehört, die Musik im Auto sei wohl ziemlich laut gewesen. Beim Einsteigen bekam er vom Angeklagten 1.800 Euro in die Hand gedrückt. “Er hat gesagt, quasi als Dank dafür, was ich ihm gegeben habe, also die Waffe”, schilderte der Zeuge.

Zwei Tage später – an einem Sonntagabend – rief der Beschuldigte wieder an und wollte sich ein Lokal an der Donau anschauen. Sein Freund, wieder mit Freundin, las ihn am Handelskai auf, und fuhr mit ihm zu der Gaststätte. Dort verschwand der 37-Jährige und kehrte kurze Zeit später zurück. Eine in den Augen des Zeugen “sinnlose Aktion”, wie er sagte, die aber nach Meinung der Anklage wohl zur Entsorgung der Tatwaffe gedient haben dürfte.

Eltern berichten von verschwundenen Ersparnissen

Der Vater des Erschossenen sagte aus, dass im Zimmer seines Sohnes im elterlichen Haus in Serbien 26.000 Euro gebunkert waren. Davon gewusst hätten Sasa, seine Eltern und seine Frau. Als sie erfahren hatten, dass ihr Sohn ermordet worden war, hätten sie nachgeschaut – und keinen Cent mehr gefunden. Sein Sohn habe über seine Beziehung zur Beschuldigten zwar nicht mit ihm gesprochen, “aber ich habe so ein Gefühl gehabt, dass er sich vor ihr gefürchtet hat”. Auch habe er erfahren, dass die Angeklagte etwas mit einem anderen Mann hatte und dass sein Sohn davon gewusst habe. Sasa sein in Österreich bei einem Anwalt gewesen, weil er sich scheiden lassen wollte.

Wortreich – und deshalb nicht selten vom Richter unterbrochen – schilderte die Mutter des Opfers das schwierige Verhältnis sowohl ihres Sohnes als auch von ihr selbst zu ihrer Schwiegertochter. “In den letzten Monaten hat er mir oft gesagt: ‘Mutter, nur dass du weißt, dass dort das Geld ist, falls mir etwas passiert, und dass nur meine Frau schuld ist'”, sagte sie dem Gericht. Der Prozess zum Lagerhallen-Mord wird am kommenden Mittwoch fortgesetzt – dann soll auch das Urteil gesprochen werden.

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