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Jüdische Vertreter in Wien fordern stärkere Verfolgung von Antisemitismus

Ariel Muzicant äußerte sich für stärkere Verfolgung von Antisemitismus
Ariel Muzicant äußerte sich für stärkere Verfolgung von Antisemitismus ©APA
Für eine bessere Implementierung der heimischen, "sehr guten" Antisemitismus-Gesetzgebung haben in Wien am Montag jüdische Vertreter plädiert. "Wir sind immer die ersten Opfer, aber nicht die letzten," so Ariel Muzicant.
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Weiters zeigten sie auf, dass manche europäische Länder “aus Gründen der political correctness” antisemitische Vorfälle durch radikale Muslime herunterspielten, hieß es am Montag vor Journalisten in Wien.

Muzicant: “Solche Vorfälle ernster nehmen”

“Es geht darum, die Staatsanwälte und die Polizei zu überzeugen, solche Vorfälle ernster zu nehmen” und sie auch strafrechtlich zu verfolgen, sagte Ariel Muzicant, Vizepräsident des Europäischen Jüdischen Kongresses (EJC) und ehemaliger Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG). Zu diesem Zweck findet am Montagnachmittag im Wiener Justizministerium ein Seminar über die bessere Bekämpfung des Antisemitismus statt.

Die israelische Historikerin Dina Porat von der Universität Tel Aviv, Chefhistorikerin der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, wies darauf hin, dass “viele europäische Länder nur ungern einräumen, dass die meisten Gewalttaten (gegen Juden) von radikalen Muslimen kommen”. Die jüdischen Vertreter vermuteten “political correctness” bzw. die Angst, als diskriminierend empfunden zu werden, dahinter.

Sorge wegen Antisemitismus radikaler Islamisten

IKG-Präsident Oskar Deutsch unterstrich ebenfalls, dass der Antisemitismus radikaler Islamisten ihm “mehr Sorgen” bereite, als “traditionelle” Formen des Antisemitismus bei der europäischen extremen Rechten. Der islamistische Antisemitismus sei “viel gefährlicher”, weil sie nicht nur bis zum “hate speech” (Hassrede), sondern auch zum “hate crime” (Verbrechen aus Hass) führe, meinte Deutsch.

Muzicant warnte, dass Attacken auf Juden nur der Auftakt seien für Angriffe auch auf andere Menschen: “Wir (d. i. die Juden) sind immer die ersten Opfer, aber nicht die letzten!”, unterstrich er. Er verwies dabei auf Terroranschläge und Angriffe auf Juden und jüdische Einrichtungen in mehreren europäischen Ländern in den vergangenen Monaten. Die Europäer müssten begreifen, dass sie bei der Bekämpfung des Antisemitismus “nicht für die Juden kämpfen, sondern für ihre eigene Gesellschaft, ihre eigenen Werte”, die durch diese Attacken bedroht seien.

Jüdische Vertreter fordern mehr Verfolgung

EJC-Präsident Moshe Kantor unterstrich währenddessen, dass der Kampf gegen den Antisemitismus auf drei Säulen stehe: Das polizeiliche bzw. militärische Vorgehen, die Gesetzgebung und die Erziehung. “Leider hat noch keiner herausgefunden, wie man zu Toleranz erziehen kann”, räumte er ein. Der russische Milliardär setzt sich derzeit für die Weitergabe eines Konzeptes der “sicheren Toleranz” (secure tolerance) ein, die eine “Synergie zwischen Sicherheit und Toleranz” bilden soll. Ein erstes Projekt dazu soll in Großbritannien starten und Schüler und Studenten aller Altersgruppen einbeziehen.

(apa/red)

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