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Giftmorde: Dritter Todesfall wird nun doch untersucht - war Arsen im Spiel?

In der Justizanstalt Krems sitzt jene Frau in U-Haft, der man die Giftmorde anlastet
In der Justizanstalt Krems sitzt jene Frau in U-Haft, der man die Giftmorde anlastet ©APA
Seit vergangenem März sitzt die polnische Pflegerin Bogumila W. in Krems unter dem Verdacht in U-Haft, zwei Pensionisten mit Arsen ermordet zu haben. Nun gibt es neue Entwicklungen über ein mögliches drittes Opfer der Arsen-Morde: Eine 88-jährige Frau, die bereits 2006 in der Obhut von W. starb.
Ermittlungen auf Hochtouren
W. zu Gutachten befragt
Gutachten belastet Frau
Mord-Anklage steht bevor
Pflegediplom gefälscht
Verdächtige bestreitet alles
Drittes Opfer vermutet
Exhumierung in Gumpoldskirchen

Die Kremser Staatsanwaltschaft lässt jetzt doch einen dritten Todesfall untersuchen, was zu einer weiteren Exhumierung im Fall um die Arsen-Morde führen könnte, die der 51-Jährigen angelastet werden. Es geht um eine 88-jährige Frau, die im Jahr 2006 in Maria Enzersdorf von Bogumila W. als Haushälterin betreut wurde.

Wenige Monate später war die alte Dame tot, wobei die Symptome, mit denen sie ins Spital eingeliefert wurde, die zuständige Anklagebehörde durchaus stutzig hätten machen können: Anhaltender, stark blutender Durchfall kann auf die Folgen einer Arsen-Vergiftung hindeuten.

Experimentierte W. an Frau mit Arsen?

Der Verdacht, dass die Polin, die im Oktober 2010 und im Februar 2011 jeweils als deren “Schein-Lebensgefährtin” mittels Gift vorsätzlich den Tod zweier pflegebedürftiger Pensionisten herbeigeführt haben soll, im Fall der alten Dame erstmals mit Arsen experimentiert haben könnte, kam der Kremser Staatsanwaltschaft offenbar nicht. Noch gestern, Donnerstag, versicherten sowohl Behördenleiterin Susanne Waidecker als auch Behördensprecher Franz Hütter, in diesem Fall gebe es “keine Anhaltspunkte in Richtung Mord” und habe es Erhebungen im Umfeld der verstorbenen Frau gegeben, die keinen gegen Bogumila W. gerichteten Verdacht begründet hätten.

Nach Erscheinen eines “Kurier”-Artikels, in dem es hieß, die Exhumierung werde “erwartet”, erfolgte heute, Freitag, die Kehrtwende. “Man überprüft die Zeugen”, verlautete Behördensprecher Hütter nun. Offenbar wurden die Verwandten der Frau bisher nicht eingehend zum Ableben der 88-Jährigen befragt, da für die Staatsanwaltschaft der Umstand, dass Bogumila W. in vermögensrechtlicher Hinsicht vom Kontakt mit der 88-Jährigen nicht profitiert haben dürfte, ein verbrecherisches Handeln der 51 Jahre alten Polin ausschloss.

Giftmorde: Kein Motiv bei drittem “Opfer”

“Es hat in diesem Fall im Unterschied zu den Männern, wo es vermögensrechtliche Handlungen gegeben hat (Bogumila W. soll sich Besitztümer der Pensionisten angeeignet haben, Anm.) keine Motivlage gegeben”, erklärte Hütter. Und weiter: “Sie können nicht bei jedem, zu dem die Frau Kontakt gehabt hat, davon ausgehen, dass sie einen Mord gemacht hat.”

Dessen ungeachtet wurden am Freitag die Hinterbliebenen der verstorbenen alten Frau von der Polizei befragt. Und plötzlich interessiert sich die Anklagebehörde auch für die Krankengeschichte der 88-Jährigen, der man bisher scheinbar wenig Beachtung geschenkt hat. Ein Gerichtsmediziner hat jetzt den Auftrag bekommen, den Krankenakt zu studieren und zu prüfen, ob der Tod der 88-Jährigen zweifelsfrei ein natürlicher war. Sollte es Indizien geben, die dagegen sprechen, und die den Verdacht bestätigen, dass es sich um einen weiteren in der Serie der Giftmorde handeln könnte, ist von einer Exhumierung auszugehen – Spuren von Arsen ließen sich nach wissenschaftlicher Erfahrung auch noch sechs Jahre nach der Beerdigung in den sterblichen Überresten der Frau nachweisen.

(apa/red)

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