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Elisabeth Blanik rettete der SPÖ in Tirol Platz zwei

Elisabeth Blanik für die SPÖ in der Tiroler Landtagswahl auf Platz zwei.
Elisabeth Blanik für die SPÖ in der Tiroler Landtagswahl auf Platz zwei. ©APA
Elisabeth Blanik ging mit einem großen Ziel in die Tiroler Landtagswahl: Den Niedergang der SPÖ stoppen.
Elisabeth Blanik im Porträt
Das Endergebnis der Tirol-Wahl

Selbst wenn die Sozialdemokraten nun ein Comeback in der Landesregierung feiern sollten, ist es nicht gewiss, dass die Landeshauptmannstellvertreterin Blanik heißt. Denn die will Lienz, die “Metropole” Osttirols, die sie aus schwarzer Dominanz holte, nicht so leicht hergeben. So ist es durchaus möglich, dass Blanik selbst bei einer Regierungsbeteiligung in Tirol lieber Klubchefin werden würde, womit sie Bürgermeisterin der selbst ernannten “Sonnenstadt” bleiben könnte.

Elisabeth Blanik bei der Landtagswahl in Tirol

Mangelnden Einsatz im Land konnte man der 51-Jährigen während der vergangenen Wochen freilich nicht vorwerfen, auch wenn Lienz nicht gerade zentral liegt. Unermüdlich war sie, die die Partei im Oktober 2016 von Ingo Mayr übernommen hatte, im Wahlkampfeinsatz – und das neben ihrem “Zivilberuf” als Bürgermeisterin.

Die studierte Architektin, zweifache Mutter und Hundefreundin bringt auch abseits ihres Fleißes vieles mit, was eine erfolgreiche, in der ersten Reihe stehende Politikerin braucht: Sie ist fachlich sowie rhetorisch versiert, besitzt die Gabe, auf Menschen offen zuzugehen und sie für sich einzunehmen und verfügt auch über das im politischen Geschäft notwendige Charisma. Mit all diesem Rüstzeug gelang es ihr, im Jahr 2011 das schwarze Lienz im noch schwärzeren Osttirol rot “umzufärben” – und 2016 wiedergewählt zu werden.

Gelungen ist Blanik auch in der Landespartei einiges, vor allem die lange anstehende personelle Erneuerung. “Die neue SPÖ” ließ sie unter anderem plakatieren – in personeller Hinsicht hat der Slogan wohl seine Berechtigung. “Freu’ dich Tirol :-)” lautet der zweite, ins Auge stechende Spruch. Ob sich die Tiroler auf rote Landesräte freuen können, wird aber wohl weniger in der Hand Blaniks und ihrer Parteifreunde liegen als in der Präferenz von Landeshauptmann Günther Platter.

SPÖ wieder im Aufwärtstrend

Die SPÖ ist offensichtlich wieder im Aufwärtstrend. Die Tiroler Landtagswahl bescherte ihr einen noch deutlicheren Zuwachs als Niederösterreich vor vier Wochen, in beiden Ländern konnte sie den zweiten Platz gegen die FPÖ verteidigen. Offensichtlich profitiert die SPÖ – wie schon unter Schwarz-Blau I – vom Bundes-Oppositionsbonus.

Inklusive der (verlorenen) Nationalratswahl legten die Sozialdemokraten nun zum dritten Mal in Serie zu, und zwar in Tirol noch etwas mehr als in Niederösterreich. Dies nach einer langen Serie von Verlusten: In den nunmehr 22 Wahlgänge seit 2008 musste die SPÖ 17 mal Verluste verkraften. Die Nationalratswahl mit Christian Kern brachte diesbezüglich zwar die Wende, mit einem schwachen Zuwachs von 0,04 Punkten, war aber eine herbe Schlappe, gingen doch Platz 1 und der Kanzler verloren.

Dass sie von der Rolle der Oppositionspartei im Bund bei den Wahlen profitiert, erlebte die SPÖ schon 2000 bis 2006. Nach einer langen Serie von Misserfolgen – während des Aufstiegs der Haider-FPÖ – bescherten ihr diese Rolle und die Enttäuschung der Wähler über die Regierungsperformance von FPÖ/BZÖ eine Phase der Erholung.

Mit der Wiedererrichtung der Großen Koalition 2006 war diese jäh zu Ende. Seither war es mit der SPÖ fast ausnahmslos bergab gegangen – ausgenommen nur die Kärnten-Wahl 2013, wo die SPÖ mit +8,4 Punkten der skandal- und krisengeschüttelten FPÖ Platz 1 und den Landeshauptmann wieder abjagte. Ob sie sich dort behaupten kann, wird die Kärntner Landtagswahl nächsten Sonntag zeigen.

Mit dem Wiedererstarken gelingt es der SPÖ auch, aus dem historischen Tief herauszukommen, auf das sie in der letzten Landtagswahlrunde in sechs Ländern gefallen war. Jetzt steht die SPÖ nicht mehr nur in Burgenland, Kärnten und Wien nicht am niedrigsten Stand der Zweiten Republik, sondern auch in Niederösterreich und Tirol.

Blanik reüssiert in Lienz

Ihren Heimvorteil in Lienz hat SPÖ-Spitzenkandidatin Elisabeth Blanik ausgiebig genutzt. Die Bürgermeisterin legte mit ihren Sozialdemokraten um 6,8 Prozentpunkte auf 37,2 Prozent zu, womit die SPÖ ihre Stellung als Nummer eins in der größten Osttiroler Gemeinde noch ausbaute.

Kern erfreut über “hervorragendes Ergebnis”

Ein “hervorragendes Ergebnis” für die Tiroler SPÖ bei der Landtagswahl am Sonntag sieht Bundesparteichef Christian Kern. “Der Aufwärtstrend der Sozialdemokratie setzt sich fort”, meinte er in einer Aussendung. Bei einer möglichen Koalition sei eine deutliche sozialdemokratische Handschrift wesentlich, erklärte Kern – hierfür sehe er in Tirol “viele Anknüpfungspunkte”.Spitzenkandidatin Elisabeth Blanik habe es geschafft, die SPÖ in Tirol in kurzer Zeit neu aufzustellen und einen “engagierten und lebendigen Wahlkampf mit klarer sozialdemokratischer Handschrift” zu führen, findet Kern. Damit sei es gelungen, “die FPÖ zum dritten Mal in Folge auf Platz drei zu verweisen – ein Zeichen dafür, wie stark die Sozialdemokratie in ganz Österreich ist. Wir habe heute gemeinsam gewonnen”, meinte Kern.

(APA/Red)

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