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Asyl-Camper in Wiener Votivkirche hielten auch über Weihnachten durch

Hunger und Kälte zum Trotz bleiben die Asylwerber für ihr Anliegen in der Wiener Votivkirche.
Hunger und Kälte zum Trotz bleiben die Asylwerber für ihr Anliegen in der Wiener Votivkirche. ©APA
Das Asyl-Camp in der Votivkirche hat die Weihnachtsfeiertage überdauert. Am Stefanitag befanden sich weiter rund 30 Flüchtlinge in dem Gotteshaus, 14 davon im Hungerstreik, einige davon bereits ziemlich geschwächt. Eine Räumung ist derzeit unwahrscheinlich.
Flüchtlinge bleiben in Votivkirche
Asylwerber besetzen Kirche
Das Camp im Sigmund-Freud-Park

Der Wiener Caritas-Direktor Michael Landau stattete der Kirche am Mittwoch einen Besuch ab und feierte mit der Gemeinde den Gottesdienst. Seine am Christtag ausgesprochene Einladung an Bundeskanzler Werner Faymann (S), persönlich mit den Flüchtlingen in Kontakt zu treten, blieb bis dato unbeantwortet.

Die Situation ist mittlerweile ziemlich verzwickt. Bereits seit 18. Dezember besetzen die Flüchtlinge die Votivkirche, nachdem sie davor in einem Park vor dem Gotteshaus campiert hatten. Vermittlungsversuche der Caritas blieben bisher erfolglos.

Asyl-Camp Votivkirche: Fronten verhärtet

Auch ein Treffen mit Vertretern von Innenministerium und Kanzleramt hatte vergangene Woche keinen Durchbruch gebracht. Weder nahmen die Flüchtlinge ein Angebot des Innenministeriums, in ihre Grundversorgungsquartiere zurückzukehren an noch nächtigten sie in einem extra von der Caritas bereitgestellten Notquartier. Dieses war zwar in der “heiligen Nacht” gut gefüllt, jedoch mit 60 völlig anderen Flüchtlingen, wie sich bei der Prüfung der Daten herausstellte.

Einige Asylwerber bereits sehr geschwächt

Der harte Kern der Flüchtlinge ist jedenfalls seit dem Wochenende im Hungerstreik, ein gutes Dutzend dürfte diesen bis dato durchgehalten haben. Caritas-Sprecher Klaus Schwertner berichtete am Mittwoch, dass einige bereits sehr geschwächt seien. Zur Betreuung in den Nachtstunden haben sich die Johanniter bereit erklärt. Sollte es akute Gesundheitsprobleme geben, würden die Flüchtlinge jedenfalls in ein Spital gebracht, betonte Schwertner.

Ausdrücklich unterstützt werden manche Forderungen der Flüchtlinge von der Caritas, etwa der Wunsch, nicht mehr in abgelegenen und schlecht ausgestatten Unterkünften untergebracht zu werden, Stichwort Kärntner Saualm. Zu den weiteren Anliegen der Flüchtlinge gehören etwa ein Arbeitsmarkt-Zugang für Asylwerber oder die Löschung ihrer Fingerabdrücke, damit sie wenigstens in anderen Staaten noch Asyl-Chancen wahrnehmen könnten.

Mit der Geduld einigermaßen am Ende scheint mittlerweile der Pfarrer der Votivkirche Joseph Farrugia, auch wenn ihm am Weihnachtstag von Kardinal Christoph Schönborn persönlich Dank für die Aufnahme der Asylwerber ausgedrückt wurde. Während der Feiertage sperrte der Geistliche das Gebäude kurz, was wiederum einen Sturm der Entrüstung bei Aktivisten auslöste. Bald darauf war die Kirche wieder offen.

Räumung derzeit nicht wahrscheinlich

Eine Räumung ist nach derzeitigem Stand sehr unwahrscheinlich, könnte die Polizei doch nur auf Antrag des Pfarrers eingreifen, was sichtlich nicht im Sinne der Erzdiözese wäre. Das Camp im Park davor wiederum bleibt stehen, so lange die Wiener Stadtregierung keine Schritte dagegen einleitet. Insofern dürfte auch die heutige FPÖ-Aufforderung, den “Asyl-Erpressern” eine letzte 24-Stunden-Frist zu stellen, ungehört verhallen.

Caritas-Sprecher Schwertner appellierte am Mittwoch an die Politik, verantwortungsbewusst und sensibel vorzugehen. Bundeskanzler Faymann sicherte bei einem gemeinsamen Besuch eines Caritas-Pflegeheims am Christtag Landau zumindest zu, dass die Politik zu weiteren Gesprächen mit Flüchtlingen bereit sei. Der Einladung des Caritas-Direktors, gemeinsam in die Votivkirche zu gehen, folgte der SPÖ-Chef bislang nicht.

(APA)

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