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Wiener Suchthilfe-Zentrum im 9. Bezirk geplant: Proteste der Anrainer

Das neue Suchthilfe-Zentrum soll das "Jedmayer" entlasten.
Das neue Suchthilfe-Zentrum soll das "Jedmayer" entlasten. ©APA
Das in der Nußdorfer Straße geplante Suchthilfe-Zentrum, das am 13. November eröffnen soll, sorgt vor allem bei Anrainern für Wirbel. In der Niederlassung sollen unter anderem Beratung und Spritzentausch angeboten werden.

Am 13. November soll das 126 Quadratmeter große Suchthilfezentrum offiziell eröffnet werden. Es wird in einem ehemaligen Blumengeschäft untergebracht und soll das “jedmayer” am Gumpendorfer Gürtel entlasten – das massiv in Anspruch genommen wird, wie die Wiener Sucht- und Drogenberatung betont. Die neue Niederlassung wird täglich von 9.30 bis 16.30 Uhr zur Verfügung stehen (Mittwoch: 15.00 bis 18.30 Uhr).

Kindergärten und Schulen in der Nähe

Gegen die Einrichtung hat sich eine Anrainer-Initiative formiert. Der geplante Standort, so versichert diese, sei ungeeignet. So wird etwa ins Treffen geführt, dass zahlreiche Schulen und Kindergärten in unmittelbarer Nähe liegen würden. Außerdem sei “über den Kopf der Bürger” hinweg entschieden worden. Gefordert wird die “sofortige Suche” nach Alternativen.

“Nein, es wird keinen neuen Standort geben”, betonte Drogenkoordinator Michael Dressel im APA-Gespräch. Denn dieser sei “wohlüberlegt”. Dass die Bewohner des Grätzels vorher nicht gefragt wurden, entspricht laut Dressel den Tatsachen. Dies sei jedoch in solchen Fällen nicht üblich: “Sonst würden wir neben der Müllverbrennungsanlage landen.” Wichtig sei jedoch, dass das Angebot dort zur Verfügung stehe, wo auch Betroffene leben – also in den Wohnvierteln.

Proteste gegen Suchtzentrum im 9. Bezirk

Die Kommunikation sei früh erfolgt, versicherte er. Auch einen “Tag der offenen Tür” habe man bereits angesetzt. Dieser wird am 11. November stattfinden. Zudem sei geplant, dass der Bezirk die Betroffenen zu einem Runden Tisch einlade. “Wir wollen mit allen reden”, beteuerte Dressel.

Bestürzt zeigte sich der Drogenkoordinator über aggressive E-Mails, die er bekomme, und Schmierereien am künftigen Lokal. Auch Nazi-Parolen seien dort bereits zu lesen. Diese “Reflexe” seien traurig: “Suchtkranke werden als kinderfressende Monster hingestellt, das ist sachlich falsch.”

“Suchtkranke Menschen unterstützen”

SP-Gemeinderat Kurt Wagner und die Grüne Gemeinderätin Birgit Hebein bekräftigten am Dienstag ihre Unterstützung: “Wien kommt seiner sozialen Verantwortung seit Jahrzehnten umfassend nach. Dies bedeutet in einer modernen urbanen Gesellschaft unter anderem auch, suchtkranke Menschen zu unterstützen und sie in das Gesundheits- und Sozialsystem zu integrieren und nicht an den Rand der Gesellschaft zu drängen”, hieß es in einer gemeinsamen Aussendung. Transparente Kommunikation solle helfen, die Ängste der Anrainer abzubauen.

Vier Sozialarbeiter sind inzwischen im Grätzl unterwegs und informieren Gewerbetreibende und Privatpersonen über das Projekt. Auch eine Kontaktaufnahme mit Schulen, Kindergärten und einer Kindergruppe in der Umgebung habe bereits stattgefunden, hieß es.

ÖVP und FPÖ üben Kritik

Die Rathaus-Opposition lehnt das Vorhaben hingegen ab. Wiens ÖVP-Sicherheitssprecher und Bezirksparteiobmann im Alsergrund, Wolfgang Ulm, befand, dass die Stadtregierung und die Bezirksvorstehung dringend aufgefordert seien, im Sinne der Anrainer eine Lösung zu erarbeiten – und einen Ersatzstandort zu finden.

“Ein Drogenberatungszentrum in einem Wohngebiet in unmittelbarer Nähe von zahlreichen Kindergärten und Volksschulen ist jedenfalls abzulehnen”, so Ulm in einer Aussendung. Auch die FPÖ hat bereits zuletzt ihren Unmut geäußert. Der Bezirksparteiobmann der FPÖ-Alsergrund, Nikolaus Amhof, beklagte etwa, dass es in der Causa keine Vorgespräche gegeben habe.

(APA/Red)

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