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Wien: Vorstudie zu Islam-Kindergärten zeichnet beunruhigendes Bild

Die Vorstudie zu den Islam-Kindergärten in Wien ist nun abrufbar.
Die Vorstudie zu den Islam-Kindergärten in Wien ist nun abrufbar. ©bilderbox.com
Der Bericht des Islamforschers Ednan Aslan zu den islamischen Kindergärten Wiens ist nun abrufbar. Unter anderem ist vom Einschüchtern durch ein ver­altetes Sündenverständnis und Schwierigkeiten beim Spracherwerb die Rede.
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Bei dem nun vorliegenden Bericht des Islamforschers Ednan Aslan, abrufbar unter https://iis.univie.ac.at handelt es sich um eine “Evaluierung ausgewählter islamischer Kindergärten und -gruppen in Wien”. Diese bietet keine lückenlose Analyse sämtlicher muslimischen Betreuungseinrichtungen, es werden jedoch zahlreiche Gespräche mit Eltern, Pädagogen und Betreibern darin dokumentiert.

Laut Integrationsministerium ist der Bericht Grundlage für die gemeinsame flächendeckende Untersuchung aller Islam-Kindergärten in Wien, die nun gestartet wird. Die Vorstudie umfasst 177 Seiten. Darin kommen Aslan und die beteiligten Mitautoren zum Schluss, dass “als unterscheidende Merkmale zu anderen Kindergärten die Bedeutung der religiösen Bildung/Erziehung und damit in Zusammenhang stehend der Wertevermittlung hervorgehoben wird”.

Geringe Kooperationsbereitschaft der islamischen Kindergärten

Es habe jedoch wenig Offenheit vonseiten der islamischen Kindergärten gegeben, am Forschungsprojekt teilzunehmen, wird kritisiert. Die Forscher fragten bei 15 Trägervereinen um die Projektteilnahme an – von diesen sagten nur acht zu. Diese betreuen 1.940 Kinder in 19 Kindergärten- und gruppen. Die Ideologie der Trägervereine und Betreiber wurde ebenfalls unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: “Es ist aufgrund des bisherigen Standes der Analyse davon auszugehen, dass salafistische beziehungsweise islamistische Organisationen in der Kinderbetreuung nicht so einfach auf ihre politischen Ziele verzichten können”, hieß es dazu in dem Bericht.

Religionsunterricht wird in den meisten Einrichtungen angeboten. Dabei lernen die Kinder in unterschiedlicher Häufigkeit und Schwerpunktsetzung beispielsweise Suren auf Arabisch oder hören Geschichten des Propheten. Für die meisten Eltern ist das Angebot an religiöser Erziehung beziehungsweise Bildung im Kindergarten von großer Bedeutung, hieß es. So werde beispielsweise das Auswendiglernen von Koranstellen von elterlicher Seite auch eingefordert. Ebenfalls wichtig sei, dass die Kinder über ihre Werte und Kultur informiert würden. Hin und wieder sollen sie auch vor den moralischen Einflüssen der Mehrheitsgesellschaft geschützt werden, befinden die Autoren.

Nahezu unmöglich, Gefühl für die deutsche Sprache zu entwickeln

In der religiösen Erziehung in den untersuchten Einrichtungen würden vor allem traditionelle Bilder zum Einsatz kommen – etwa strafende und belohnende Gottesbilder. Kinder würden mit einem “veralteten Sündenverständnis eingeschüchtert” und ihnen die Entwicklung zur Mündigkeit genommen werden, hieß es. Die eigene Religion werde mitunter vor anderen Religionen und Weltanschauungen aufgewertet. Nicht-muslimische Kinder würden von den religiösen Praxen nicht ausgeschlossen, sondern könnten freiwillig daran teilnehmen. Umgekehrt sind muslimische Kinder aber so gut wie nie bei religiösen Festen ihrer nicht-muslimischen Kindergartenfreunde dabei.

Was die Sprachförderung anbelangt, so erfolge diese je nach Schwerpunktsetzung unterschiedlich. Der Bogen spannt sich dabei von einem Kindergarten, in dem die Verwendung der Muttersprache untersagt ist und die Kleinen angehalten sind, Deutsch zu reden bis hin zu einer Einrichtung mit geringer deutscher Sprachförderung. Die breite Mehrheit der Gruppen sei aber ethnisch und national homogen zusammengesetzt – in so einem Umfeld ist es laut Studienbericht nahezu unmöglich, ein Gefühl für die deutsche Sprache zu entwickeln.

Essen ist ebenfalls ein besonderes Merkmal muslimischer Kindergärten und eine wichtige Grundlage für die Auswahl der Einrichtung. Werbefolder, die im Anhang ausgewiesen sind, weisen meist darauf hin, dass nur Halal-Produkte verwendet werden. Dies ist einer der Gründe, warum “die Mehrheit der muslimischen Familien” diesbezüglich kaum Vertrauen in die städtischen Kindergärten hat, wie betont wird.

Empfehlungen der Studienautoren

Die Autoren der Vorstudie empfahlen unter anderem die Erarbeitung eines Sprachförderungskonzepts, das sowohl die Muttersprache wertschätzt als auch eine Förderung der deutschen Sprache ermöglicht. In den Kindergärten sollen außerdem Pädagogen unterschiedlicher Religionszugehörigkeiten arbeiten. Dies wäre eine gute Möglichkeit für Kinder, unterschiedliche Religionen, Kulturen, Bräuche und Sitten kennenzulernen. Außerdem bedürfe die Ausbildung der Betreuer einer Verbesserung.

Weiters wurde darauf hingewiesen, dass die Konzepte der Einrichtungen auf pädagogischen Überlegungen fußen sollten und nicht auf den Wünschen der Eltern. Denn letztere würden das Geschehen im Kindergarten maßgeblich beeinflussen. Werde Religionsunterricht angeboten, sollte der Lehrplan offengelegt und gut qualifizierte Pädagogen eingesetzt werden.

Trägervereine sollten überprüft werden

Vor der Vergabe von Lizenzen zum Betrieb von Kindergärten sollten die Trägervereine überprüft werden, “ob eine positive Grundeinstellung gegenüber Staat und Gesellschaft vorliegt”. Dabei solle es Unterstützung von externen Experten im Bereich der Islamismusforschung geben – denn eine Prüfung durch den Verfassungsschutz reiche hier “bei Weitem” nicht aus. Ziel müsse sein, Kindergärten und -gruppen von islamistischen bzw. salafistischen Trägervereinen zu entkoppeln.

Für einen weiteren Erkenntnisgewinn riet Aslan abschließend zu weiterführenden Forschungsprojekten, um einen zusätzlichen Einblick in den Alltag des Kindergartens zu erhalten. Bei der Evaluierung solle auch das Fördersystem berücksichtigt werden – konkret um zu eruieren, wie ein solches zur Qualitätssteigerung der Einrichtungen beitragen könne. Darüber hinaus schlug der Studienverantwortliche auch vor, im Rahmen eines Folgeprojekts mehrere Kindergärten mit verschiedenen konfessionellen Zugehörigkeiten zu untersuchen.

(APA, Red.)

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