Der 26-Jährige sei ohne Vorwarnung auf den vor der Villa Blaimschein in der Wenzgasse 2 postierten Soldaten losgegangen, sagte Polizeisprecher Harald Sörös. Dieser gab “mindestens vier” Schüsse aus der Glock 17 ab. So viele Hülsen wurden bisher von den Spurensicherern eingesammelt.
Wachsoldat trug Schnittwunde davon
Tatzeitpunkt sei gegen 23.35 Uhr gewesen. Vor der Abgabe der Schüsse kam es laut Sörös auch zu einem kurzen Gerangel. Der Soldat trug eine Schnittwunde am linken Oberarm davon. Der laut Bauer 1994 geborene, in Wien wohnhafte Tiroler sei mit einem schweren Schock ins Spital gebracht worden.
Wenzgasse vorerst gesperrt
Der Nahbereich um den Tatort wurde abgesperrt, die Durchfahrt im Bereich Wenzgasse – Lainzer Straße war vorerst nicht möglich. Die Polizei ordnete zudem eine Verstärkung der Überwachung der diplomatischen Einrichtungen in ganz Wien durch den polizeilichen Streifendienst an.
Vom Täter war zunächst nur sein Alter bekannt und dass er im Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft war. Hinweise auf sein Motiv lagen zunächst keine vor.
Haus dient Botschafter als Wohnort
Beim Tatort handelt es sich um ein historisches Gebäude: Die Villa Blaimschein, im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten von den jüdischen Eigentümern beschlagnahmt, war einst Schauplatz von Verhandlungen für eine provisorische österreichische Staatsregierung unter Karl Renner. Heute befindet sie sich im Eigentum der Republik Iran und dient dem Botschafter als Wohnort.
Bei der Bewachung diplomatischer Einrichtungen durch das Bundesheer ist laut Bauer jeweils ein Soldat vor dem Objekt postiert, ein zweiter entweder im Gebäude oder, falls das nicht möglich ist, in der nächstgelegenen Polizeiinspektion – letzteres war hier der Fall. Durchgeführt werde der Objektschutz ausschließlich von Berufssoldaten. Die Bewachung als Assistenzleistung für die Polizei wurde mit August 2016 eingeführt. Die Männer erhalten dafür eine spezielle Ausbildung und Einweisung durch die Polizei.
Hintergründe der Tat noch unklar
Beim Täter handelt es sich um einen 26-jährigen Mann mit österreichischer Staatsbürgerschaft und aufrechtem Wohnsitz in Wien, sagte Polizeisprecher Harald Sörös Montagfrüh. “Die Hintergründe der Tat sowie das Tatmotiv sind zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig unklar und Gegenstand intensiver Ermittlungen durch das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT)”, so der Sprecher. Vorerst könne nichts wirklich ausgeschlossen werden, auch nicht ein terroristischer Hintergrund bzw. religiöse, politische und selbst “sonstige”, völlig anders gelagerte Beweggründe bis hin zu psychischen Problemen.
Stichschutzweste schützte Soldaten
Der vor der Residenz in den Wenzgasse 2 postierte Berufssoldat (23) trug eine Schnittverletzung am rechten Oberarm davon sowie einen schweren Schock. Dass es für ihn nicht schlimmer ausging, sei nur dem Umstand zu verdanken, dass er eine Stichschutzweste trug, sagte der Polizeisprecher: “Ohne diesen Schutz wäre er tot gewesen, hundertprozentig.”
Zweite Messerattacke innerhalb weniger Tage
Es handelt sich um die zweite Messerattacke mit schweren Folgen auf offener Straße in Wien binnen weniger Tage: Erst am Mittwochabend hatte ein 23-Jähriger beim Nestroyplatz in der Leopoldstadt eine dreiköpfige Familie schwer verletzt. Kurz darauf stach der Afghane am Praterstern noch einen Landsmann nieder, ehe er gefasst wurde.
(APA/red)