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TV-Duell zur NR-Wahl: Ziemlich viel Einigkeit bei Stronach vs. Strache

Fröhlichkeit und Einigkeit bei Team Stronach Spitzenkandidat Frank Stronach (L) und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache
Fröhlichkeit und Einigkeit bei Team Stronach Spitzenkandidat Frank Stronach (L) und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ©APA
Kaum inhaltliche Unterschiede kamen in der ORF-Konfrontation zwischen FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache und Parteigründer Frank Stronach Donnerstagabend ans Licht. Nur beim Thema Todesstrafe herrschte Uneinigkeit. Strache war der Angriffslustigere, Stronach outete sich als Nicht-Wähler.
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Weder in EU-Angelegenheiten noch bei der Frage von Privatisierungen, bei höheren Strafen für Sexualstraftäter oder in Sachen Gesundheitspolitik taten sich im TV-Duell Gräben zwischen den Duellanten auf. Stronach blieb in der Diskussion bei seinem Ja zur Todesstrafe für Berufskiller, Strache lehnte dies deutlich ab.

Strache attackierte Stronach

Der FPÖ-Chef war der deutlich angriffigere der beiden Spitzenkandidaten. Zwar gab es inhaltlich wenig wirklich Trennendes, doch versuchte sich der Obmann der Freiheitlichen in persönlichen Attacken auf Stronach, etwa in dem er mehrfach eine “Magna-Speisekarte” hochhielt, auf der ehemalige Politiker wie Franz Vranitzky oder Karl-Heinz Grasser abgebildet waren, die für den vom Milliardär gegründeten Konzern tätig waren.

Damit versuchte Strache zu belegen, dass Stronach, der sich neuerlich als Nicht-Politiker schilderte, immer schon von der österreichischen Politik profitiert habe.

Vorwurf: Stronach habe Steueroasen genutzt

Auch dass der Parteigründer nur einen Teil seiner Steuern in Österreich entrichtet, ließ Strache nicht unerwähnt. Das Nutzen von “Steueroasen” etwa in der Schweiz hielt der FPÖ-Chef Stronach direkt vor und erwartete, dass dieser am Tag nach der Wahl schon wieder im Privatjet nach Kanada entschweben werde. Stronachs Konter: Ja, er müsse zurück nach Amerika, um dort Geld zu verdienen, das er dann in Österreichs Universitäten und Sozialprojekte investiere. Und in Sachen Steuern blieb der Austro-Kanadier dabei, dass alles korrekt sei und er Steuerbringer und nicht Steuernehmer sei.

“Ich will nicht den Henker spielen”

Strache vertrat die Auffassung, dass Stronach zwar ein “exzellenter Autozulieferer” gewesen sei, bezüglich seines Einstiegs in die Politik habe er aber seine Zweifel. Die “sehr skurrilen” TV-Auftritte seine Kontrahenten habe er zwar witzig gefunden, aber wenn Stronach die Todesstrafe fordere, sei das nicht mehr lustig. Lebenslänglich müsse lebenslänglich sein, mehr aber nicht: “Ich will nicht den Henker spielen.”

Stronach: Berufskiller dürfen sich nicht etablieren

Stronach antwortete, er habe schon das Gefühl, dass die Politiker mehr Mitleid mit den Berufskillern hätten als mit den Opfern. Zwar sei das Team Stronach gegen die Todesstrafe, aber nicht er selbst, wenn es um Profi-Killer gehe: “Wir müssen alles tun, dass dieser Beruf in Österreich nicht Fuß fasst.” Beide Kontrahenten waren sich freilich einig, dass die Strafen für Sexualstraftäter derzeit zu niedrig seien.

“Glück, dass Strache nicht Innenminister war”

Eingestanden wurde von Strache, dass jemand mit Stronachs sprachlichen und finanziellen Voraussetzungen bei dessen Einwanderung nach Kanada wohl in Österreich nicht willkommen wäre, wenn es nach den FPÖ-Forderungen geht. Stronachs Replik: “Ich habe ein Glück gehabt, dass der Herr Strache nicht Innenminister war in Kanada.” Der FPÖ-Chef plädierte jedenfalls für einen Zuwanderungsstopp von außerhalb der EU: “Wir brauchen keine weiteren Zuwanderer aus den islamischen Ländern.”

“Aufpassen, dass man nicht zu rassistisch ist”

Solch religiöse Unterscheidungen sind Stronach sichtlich fremd: “Man muss aufpassen, dass man nicht zu rassistisch ist.” Zuwandern sollten jene, deren Qualifikationen benötigt würden: “Was hat Fachwissen mit Glauben zu tun.”

Ziemlich ähnlich sind die Positionen der Parteichefs in Sachen EU. Beide lehnten den Stabilisierungsmechanismus ESM ab und beide wollen den Euro in der derzeitigen Form nicht. Stronach warb wieder für eine Unterscheidung zwischen Euros der unterschiedlichen Länder, Strache für den Nord-Euro. Komme dieser nicht zu Stande, sollten die nationalen Währungen zurückkehren. Weitere Themen, wo man nahe beieinander war: eine Entbürokratisierung der Sozialversicherung und im Wesentlichen ein Nein zu weiteren Privatisierungen.

Stronach ging nicht wählen

Stronach verriet bei der Debatte ungeachtet vieler inhaltlicher Parallelen, dass er auch in früheren Zeiten nicht die FPÖ gewählt habe, sondern gar nicht. Von Strache hat er trotzdem gar keinen so schlechten Eindruck: “Zumindest hat einen Beruf gelernt. Die anderen, die SPÖ und die Grünen gar keinen. Das erkenne ich an.” Davor hatte sich Strache, der gelernter Zahntechniker ist, dem Publikum als Kleinunternehmer, “der alles kennengelernt hat”, präsentiert.

Was künftige Regierungsbeteiligungen angeht, brachte die Diskussion übrigens keine Festlegungen. Strache vermutet, dass das Team Stronach Rot-Schwarz zu einer Mehrheit verhelfen wird.

Mehr zum Thema Nationalratswahl finden Sie in unserem Special.

(apa/red)

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