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Türkei will Religionsfreiheit vergrößern

Das Büro des türkischen Regierungschefs Erdogan hat ein Reformpaket für mehr Grund- und Menschenrechte und mehr Religionsfreiheit vorgestellt. Es soll "demnächst" im Ministerrat beschlossen werden. Allerdings fehle in diesem "Demokratisierungskatalog" die angekündigte Wiedereröffnung der theologischen Hochschule von Chalki, wie die deutsche katholische Nachrichtenagentur KNA berichtete.


Nach Informationen der Zeitung “Sabah” wird ein Ende der schon 42-jährigen Unterbindung jeder griechisch-orthodoxen Priesterausbildung in der Türkei erneut hinausgeschoben, um Druck auf Griechenland auszuüben: Dort ortet die Türkei eine Verschlechterung für die Situation der muslimischen Minderheit. Die Hochschule in Chalki soll demnach erst nach Gegenleistungen von Athen aufsperren.

Hingegen kommt den syrisch-orthodoxen Christen die künftige Zulassung des Unterrichts in ihrer aramäischen Muttersprache an Privatschulen zugute. Bisher gab es nur armenisch- und griechischsprachige Grund- und Oberschulen, was letztlich auf den Vertrag von Lausanne 1923, die “Gründungsurkunde der modernen türkischen Republik, zurückzuführen ist. Zwar war damals im Text von nicht-muslimischen Minderheiten die Rede, in folgenden Gesetzen – etwa jenem über Privatschulen -wurden dann aber nur die griechische und armenische Kirche sowie das Judentum dezidiert angeführt. Die Syrisch-Orthodoxen fielen nicht unter die Schutzbestimmungen.

Die sonstigen Reformzusagen betreffen den weiteren islamischen Bereich. So werde den alevitischen Andachtsstätten (Cem Evi) und Geistlichen erstmals staatliche Anerkennung in Aussicht gestellt. Ebenfalls solle das laizistische Gesetz aufgehoben werden, das Frauen im staatlichen Dienst das Tragen von Kopftüchern verbietet, auch in ihrer schickeren Form, dem “Damen-Turban”.

Bedeutend wäre die berichtete Wiederzulassung der 1924 von Kemal Atatürk aufgehobenen Derwischorden und ihrer damals geschlossenen Klöster (tekke). Diese Bruderschaften vertraten einen innerlichen, meist christenfreundlichen Islam; in den Jahren der Vernichtungspolitik der Jungtürken und Kemalisten gegen die armenischen und anderen Christen zwischen 1915 und 1923 wurden viele von diesen durch Derwische gerettet.

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