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Titelkampf, Ziele, Überraschungen: Die große Trainerumfrage der Bundesliga (Teil 1)

Die Bundesliga-Trainer in der großes Saisonstart-Umfrage.
Die Bundesliga-Trainer in der großes Saisonstart-Umfrage. ©APA
Traditionell vor Saisonbeginn sprechen die Trainer der zehn Bundesligisten über die Ziele ihrer Mannschaften und geben eine Meister-Prognose sowie eine Einschätzung der getätigten Transfers ab. Hier kommt Teil 1 der Umfrage.

Vor dem Start in die neue Saison der tipico-Bundesliga hat die Austria Presse Agentur ihre alljährliche Umfrage mit den Trainern der Oberhausklubs durchgeführt.

VIENNA.at veröffentlich diese in zwei Teilen. In Teil eins kommen die Coaches von St. Pölten, Mattersburg, Altach, Ried und Wolfsberg zu Wort. Die Fragen:

1.) Wer ist in der kommenden Bundesliga-Saison Ihr Titelfavorit und warum?
2.) Welches Team könnte Ihrer Meinung nach überraschen?
3.) Wie lauten die Saisonziele mit Ihrer Mannschaft?
4.) Wie zufrieden sind Sie mit den Transferaktivitäten Ihres Klubs?
5.) Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe dafür, dass das österreichische Nationalteam bei der EM in Frankreich hinter den Erwartungen geblieben ist?
6.) Wie bewerten Sie das spielerische Niveau der EM nach der Aufstockung auf 24 Teams?

Karl Daxbacher (SKN St. Pölten)

1.) Red Bull Salzburg, Rapid und Austria – auch in der Reihenfolge. Aber ich würde Rapid zutrauen, dass sie Meister werden. Der Fußball, der in der Vorbereitung gespielt wurde, hat mich phasenweise beeindruckt.

2.) Da kann ich mir nur wünschen, dass es St. Pölten wird.

3.) In erster Linie wollen wir die Klasse halten. In zweiter Linie ist es bei zehn Mannschaften leicht möglich, wirklich weiter hinaufzukommen. Die Meisterschaft in der Mitte der Tabelle zu beenden, als Fünfter oder Sechster, das wäre schon ein Erfolg.

4.) Es ist fast noch zu kurz, das zu beurteilen. Wir werden sehen, wie stark die Neuzugänge wirklich sind. Es sind ein paar hoffnungsvolle Spieler darunter. Vielleicht holen wir noch ein oder zwei Spieler.

5.) Zum einen hat man schon in den letzten Vorbereitungsspielen das Gefühl gehabt, dass die Spieler nicht in Form sind. Und dass die Spiele knapp sein werden und vielleicht ein, zwei Aktion über Aufstieg oder Nicht-Aufstieg entscheiden werden, war klar. Wirklich enttäuschend war das Auftreten gegen Island in den ersten 20, 30 Minuten. Da hat die Mannschaft nicht so gewirkt, als ob sie gewinnen müsste. Natürlich hat man gemerkt, wie sich manche Spieler echt schwertun. Da hat die Lockerheit gefehlt, und das waren gerade die Schlüsselspieler, die natürlich auch kreativer sein sollten.

6.) Man hat manchmal das Gefühl gehabt, dass die Mannschaften, die als klare Außenseiter in ein Spiel gegangen sind, sehr defensiv, manchmal auch destruktiv gespielt haben. Die anderen Mannschaften haben sich dann sehr schwergetan, wenn ein Gegner so tief steht, die Räume komplett zumacht und wenig riskiert. Daher war die Attraktivität oft nicht gegeben. Am besten hat mir Deutschland gefallen. Portugal hat sehr, sehr passiv gespielt in vielen Spielen. Ob das jetzt mit der Anzahl der Mannschaften zu tun hat? Nicht unbedingt, weil es haben ja dann auch zwei Klassemannschaften oft sehr passiv gegeneinander gespielt.

Ivica Vastić (SV Mattersburg)

1.) Weiterhin Salzburg, wobei sich Rapid auch gut verstärkt hat und mit dem neuen Stadion entsteht auch neue Euphorie. Mit den Fans im Rücken könnten sie auch ein ernsthafter Konkurrent sein.

2.) Ich glaube, die Admira könnte sogar noch einen Schritt nach vorne machen. Sie sind jung und könnten von der Europa League profitieren.

3.) Dass wir uns stabilisieren. Die letzte Saison hat gezeigt, dass wir zu große Schwankungen gehabt haben, und die wollen wir abstellen. Wir wollen konstanter werden und unsere Spieler und uns als Mannschaft weiterentwickeln.

4.) Wir sind zufrieden. Wir konnten die Mannschaft bis auf Manuel Prietl größtenteils halten. Wir halten an unserem Kader fest und hoffen, dass sich die Spieler weiterentwickeln.

5.) Die Euphorie und die Erwartungen waren aufgrund der Qualifikation groß. Aber man muss eine Qualifikation von einer Europameisterschaft unterscheiden, das ist etwas ganz anderes. Viele gute Leistungen haben wir zu Hause gebracht, wo die Fans die Mannschaft getragen haben. Ich will nicht sagen, dass das dort wenig war, aber es war nicht das Gleiche. Vielleicht sind wir zu locker, nicht mit der richtigen Spannung herangegangen, wie wir sie in der zweiten Halbzeit gegen Island gehabt haben. Das war in allen Spielen gefragt. Ein bisschen Pech war natürlich auch dabei.

6.) Ich glaube, dass es für den Fußball eine gute Werbung war. Ich sehe das positiv. Auch Ländern, die früher nicht teilgenommen haben, waren so dabei, und die Euphorie war sozusagen in ganz Europa verteilt. Ich glaube auch, dass Portugal ein verdienter Europameister ist. Man hat gesehen, wie alle Mannschaften taktisch gut vorbereitet sind, dadurch waren alle Spiele so eng. Auch Island war sehr erfrischend. Ich glaube, dass es mehr Positives gegeben hat, als dass man jetzt jammern müsste, dass alles schlecht war.

Damir Canadi (SCR Altach)

1.) Es ist kein Geheimnis, es sind die üblichen Verdächtigen wie Salzburg, Rapid und Austria. Red Bull mit ihren großen Möglichkeiten wird das schon schaukeln.

2.) Schwer zu sagen. Es ist immer eine Überraschungsmannschaft vorne dabei, vor zwei Jahren waren es wir, im vergangenen Jahr war es die Admira. Die Liga ist sehr eng, es gibt ganz enge Ergebnisse.

3.) Wir behalten unseren Plan bei: Uns in den nächsten drei bis fünf Jahren nach dem Aufstieg in der Liga zu etablieren, mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben, den Verein infrastrukturell zu strukturieren. Es ist wichtig, dass das Sportliche und Wirtschaftliche Hand in Hand gehen. Das ist ohnehin eine Mammutaufgabe. Es gibt wieder für die Saisonviertel ein minimales Punkteziel. Das werden wir aber erst im Laufe der Woche festlegen.

4.) Wir haben viel Routine abgegeben, viele Junge mit großem Potenzial dazu geholt. Wie schnell sie das Potenzial abrufen werden können, und ob sie schon reif für die Bundesliga sind, wird man sehen.

5.) Grundsätzlich sollte diese Frage der Teamchef beantworten und dafür wird er auch bestimmt die nötigen Analysen tätigen. Ich denke auch, dass er das sehr gut analysieren wird. Für mich habe ich ein paar Dinge gefunden, die sehr parallel mit dem SCR Altach verlaufen. Etwas, das nach großen Erfolgen auch mit der Mentalität zu tun hat. Es ist oft nicht sehr leicht für ein paar Spieler große Erfolge dementsprechend zu verarbeiten. Der Sport ist dann doch kein Wunschkonzert.

6.) Es waren Underdogs dabei wie Wales und Island, die haben doch für Highlights gesorgt. Wie viele Menschen begeistert waren, hat man auch gesehen. Ich glaube, die Fans waren ein Traum und die Stimmung war toll. Für die Zuschauer draußen war es sicher nicht so spannend zuzusehen, weil wenige Tore gefallen sind. Aber für mich als Trainer waren taktisch sehr viele Dinge dabei, die man mitnehmen kann. Die werde ich aber nicht verraten, sondern in meiner persönlichen Weiterbildung für mich selbst verwenden. Herauszustreichen sind für mich die Schiedsrichterleistungen, die vom ersten bis zum letzten Tag sehr gut waren. Das war bemerkenswert, denn gerade ich bin einer, der immer sehr kritisch mit Schiedsrichterleistungen umgeht.

Christian Benbennek (SV Ried)

1.) Red Bull Salzburg und Rapid Wien sind die Favoriten. Ich glaube, dass Salzburg auch durch den Aufstieg von Leipzig in Richtung Ausbildung geht für den Großbetrieb Red Bull, dass dadurch Rapid wieder mehr Chancen bekommen wird.

2.) Das lasse ich einmal offen. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir positiv überraschen.

3.) Wir wollen zu Hause jedes Spiel gewinnen. Auch das wird uns wahrscheinlich nicht gelingen, aber es sollte unser Anspruch sein, vor unseren eigenen Fans für unseren Verein wirklich alles zu geben. Auswärts wollen wir uns deutlich verbessern. Darüber hinaus ist die Entwicklung der Mannschaft das Wichtigste für uns.

4.) Unsere Planungen sind soweit abgeschlossen, der Kader steht. Jede Neuverpflichtung hat ein enormes Potenzial, das wir aber erst abrufen müssen.

5.) Die Frage stellt sich nicht, wenn es im Spiel gegen Ungarn nach den ersten zehn Minuten 1:0 für Österreich steht. Dann läuft das ganze Turnier vielleicht alles. Es liegt auf so einem Niveau auch an Kleinigkeiten. Ich glaube schon, dass der Druck sehr groß war. Die Quali war überragend gespielt. Dann gilt es, wieder bescheiden zu sein und sich selber nicht als Großer zu fühlen in dieser Gruppe. Das war ein wichtiger Prozess und eine riesige Erfahrung für die nächsten Jahre. Grundsätzlich sehe ich den österreichischen Fußball viel besser, als er gerade in der Presse gemacht wird.

6.) Ich weiß nicht, ob es daran gelegen hat, dass das Niveau nicht so gut war. Die Vorrunde war jetzt nicht so überragend. Aber man muss einmal durchgehen, ob die Vorrundenspiele bei anderen Turnieren, auch bei Weltmeisterschaften, immer auf Topniveau waren. Das sehe ich nicht so. Es ist ähnlich wie bei der Champions League: Da schalte ich erst ab Viertelfinale, Halbfinale ein, dann ist wirklich Topniveau. Und Außenseiter, die ein Riesenturnier spielen, gab es auch in jedem Turnier vorher. Man muss nicht immer alles schlechtreden.

Heimo Pfeifenberger (Wolfsberger AC)

1.) Für mich gibt es eigentlich drei. Topfavorit ist immer Red Bull, aufgrund des Budget und auch des Kaders. Aber Rapid und Austria haben es im letzten Jahr schon bewiesen, dass es enger werden könnte, wenn Red Bull schwächelt. Ich tippe heuer ganz stark auf Rapid.

2.) Es können alle überraschen in der Liga. Es ist alles möglich. Du darfst keine Schwächephase haben, sonst findest du dich hinten. Die Admira hat es auch bewiesen, dass man auch ganz vorne mitspielen kann. Ich glaube, dass es heuer wieder jemanden geben wird. Man kann nicht voraussagen, wer es sein wird. Ich wage keine Prognose.

3.) Wir wollen an die Leistungen, die wir im Frühjahr gehabt haben, anknüpfen. Wir wollen um die Plätze eins bis fünf fighten.

4.) Ich habe den Auftrag bekommen, den Kader ein bisschen zu verjüngen. Das haben wir sehr gut hinbekommen. Weh tut, dass uns Ouedraogo verlassen hat, dass auch Schmerböck zu Sturm zurückgegangen ist, weil die schon gut hineingepasst haben. Ich glaube aber, dass wir genügend Qualität haben auch bei den Neuen, dass wir wieder eine sehr gute Saison spielen können.

5.) Für mich eindeutig das erste Spiel. Da waren wir einfach überrascht, dass man das nicht gewonnen hat – auch mit Pech durch den Stangenschuss von Alaba. Dann wäre viel mehr Selbstvertrauen dagewesen. So ist es sehr hektisch geworden. An dem sind wir letztendlich gescheitert, dass wir uns viel zu viel aus der Ruhe haben bringen lassen nach der ersten Niederlage gegen Ungarn.

6.) Vom Emotionalen her habe ich es cool gefunden, weil auch die kleinen Nationen wie Island oder Wales eine super Rolle gespielt haben – auch die Fans der Iren oder der Nordiren. Von der Qualität her war die EURO für mich zu defensiv. Die Kleinen haben hinten die Räume eng gemacht und haben herausgekontert. Da haben wir schon bessere Turniere gesehen. Ich hätte vor der EM geglaubt, dass der Trend wieder mehr zum Offensivfußball geht. Das war absolut nicht der Fall. Auf der anderen Seite ist es aber auch gut, dass kleinere Nationen einmal ein bisschen eine Plattform bekommen.

(APA)

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