AA

Riesenpalme wird umgeschnitten

Lange wird es die 170 Jahre alte Palme im Schönbrunner Palmenhaus nicht mehr zu sehen geben.

In den letzten Tagen ist die 25 Meter hohe Palme im Palmenhaus Schönbrunn richtig bekannt geworden. Die Medien tauften sie “Sisi – Palme” da diese Pflanze schon zu Kaiserin Elisabeths Zeiten ihre erste Hochblüte erlebte. Das Palmenhaus wurde im Jahr 1882 im Auftrag von Kaiser Franz Joseph I. nach Plänen des Hofarchitekten Franz Segenschmid errichtet. Es gilt als das größte Palmenschauhaus in Europa. Im Jahr 1976, als die Wiener Reichsbrücke einstürzte, wurden alle Stahlbauten in Wien einer Kontrolle unterzogen. So auch das Palmenhaus, das ab da bis zum Jahr 1986 in eine Art Dornröschenschlaf gefallen ist. Es wurde jedoch generalsaniert und wurde 1990 dann wieder eröffnet. Heute gibt es dort Teile der Schausammlungen der Bundesgärten mit zahlreichen mediterranen, tropischen und subtropischen Pflanzen zu sehen. Eine Besonderheit ist die “Riesenpalme”, die jetzt leider am 18. 2. 2008 umgeschnitten werden muss, da ihre Blätter bis rauf zum Glasdach gewachsen sind und dieses durch die Pflanze zu brechen droht.

Echte Palmen, Livistona Chinensis können nicht einfach zurückgeschnitten werden, wie Bäume oder andere Pflanzen. Sind die Herztriebe einmal verletzt, stirbt die Palme ab. In der Natur werden Palmen nie so hoch und nicht so alt. Der verhältnismäßig dünne Stamm, der aus Faserholz besteht, bricht durch Stürme und andere Umwelteinflüsse ziemlich leicht ab. Das Faserholz der Palme wird den Arbeitern der Parkabteilung das Umschneiden erschweren. Vom Dach beginnend, müssen sich die Arbeiter abseilen und die Palme Stück für Stück abtragen. Keine leichte Aufgabe, denn die Fasern des Stammes werden sich höchstwahrscheinlich in den Messern der Kettensäge verfangen und somit die Arbeitszeit verlängern. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass keine anderen Pflanzen beschädigt werden. Und wertvolle Pflanzen gibt es im Palmenhaus genug zu sehen.

Wie zum Beispiel dieser über 250 Jahre alte Palmfarn ( Cycadeen ). Palmfarne sind lebende Fossilien, eine Pflanzenart, die schon in der Urzeit gewachsen ist und aus der sich die heutigen Nadelbäume entwickelt haben. Sie wachsen extrem langsam. Dieser hier ist trotz seiner 250 Jahre nur 8 Meter hoch und wird somit nicht so schnell an die Decke des Glasdaches wachsen. Eine ganz besondere Pflanzenart ist die Wollemia nobilis.

Diese Pflanzenart besteht seit etwa 200 Millionen Jahren. Sie galt schon als ausgestorben, doch im Jahr 1994 entdeckte David Noble in Australien eine Gruppe dieser Pflanzen. Österreich war das erste Land, das außerhalb Australiens einen Nachwuchs der Wollemia nobilis erhielt.

Eine Mutation von Citrusfrüchten trägt den Namen “Buddha Hand”. Die Früchte haben kein Fruchtfleisch, doch ihre Schalen sind aufgrund ihrer Aromastoffe sehr beliebt bei der Zubereitung von Tee, Marmelade und anderer Speisen. Trotz der vielen anderen fantastischen Pflanzen wird es Gerhard Tichy, seinen Kollegen und Frau Dipl.-Ing. Brigitte Mang, die erste Frau, die Direktorin der Bundesgärten ist, schwer fallen sich von der “Sisi – Palme” zu trennen.

Die Gärtner des Palmenhauses sind sich zwar schon seit den 1990er Jahren bewusst, dass die Palme einmal weichen muss. Doch wenn man dieses Prachtwerk jeden Tag sieht, ist es schon schwierig sie umzuschneiden. Teile des Stammes werden aber mit Sicherheit zum Andenken im Haus ausgestellt. Und die Wurzeln, die ca. 1,5 Metern in die Tiefe, und 5 Metern in die Länge des Bodens gewachsen sind, werden auch im Erdreich bleiben, denn sie auszugraben ist unmöglich. Die Sisi – Palme ist mittlerweile schon die dritte ihrer Art, die dem Haus weichen muss, aber ein Nachfolger steht schon bereit.

Wer die Riesenpalme noch bewundern will, sollte sich beeilen. Aber auch abseits des Giganten ist es wunderschön im Palmenhaus. Manche Besucher bleiben sogar stundenlang in dem Glashaus, denn die hohe Luftfeuchtigkeit ist gut für die Gesundheit. Inmitten bunter Blumen kann man ausspannen.

Hier geht es zum Palmenhaus:

Schönbrunn beim Hietzinger Tor

1130 Wien

  • VIENNA.AT
  • Stadtreporter
  • Riesenpalme wird umgeschnitten
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen