Derzeit verhandelt die Stadt mit den Bundesbahnen den seit 2007 gültigen “Verkehrsdienstevertrag” neu. Dieser regelt – grob gesagt – die Finanzierung des S-Bahn-Verkehrs innerhalb der Kernzone. Für andere Bundesländer gelten ebenfalls derartige Vereinbarungen. Die Wiener Gespräche befinden sich im Finale, schließlich läuft das bestehende Papier mit Jahresende aus. Laut Maresch sind die ÖBB verpflichtet, die von der Stadt gemäß dem noch gültigen Vertrag bestellten Verbindungen mit ausreichender Kapazität zu bedienen. Soll heißen: Etwaige Mehrkosten, die jetzt durch den Einsatz längerer Züge oder Doppelstockwaggons anfielen, müsste die Bahn berappen. Allerdings würden sowieso nicht eingesetzte Garnituren auf Abstellgleisen herumstehen, die man doch bitte fahren lassen solle, fordert Maresch. Dies sei auch im Interesse der ÖBB. Denn tue man das nicht, vertreibe man Kundschaft.
Verhandlungen zwischen der Stadt und den ÖBB
“Die ÖBB spekulieren, dass die Stadt neue Taktverbindungen bestellt”, mutmaßt der grüne Verkehrssprecher. Für dichtere Takte – sie sind Teil der Vetragsverhandlungen – müsste nämlich Wien selbst in die Tasche greifen. Deshalb bessere man seitens der Bahn jetzt bewusst nicht beim Wagenmaterial nach, so seine Anschuldigung. Seitens der ÖBB weist man den Vorwurf zurück. Derartiges Kalkül gebe es “natürlich nicht”, so ein Bahn-Sprecher. Die ÖBB-Sparte Personenverkehr sehe sich laufend die Situation an den Haltestellen an und rüste gegebenenfalls nach. “Aber zu Stoßzeiten fährt eh alles, da steht nichts herum”, versicherte der Sprecher. Die vorhandenen Kapazitäten seien gänzlich ausgereizt.
Abgesehen davon argumentieren die Bundesbahnen, dass anderes oder zusätzliches Wagenmaterial – wenn vom Besteller, also von der Stadt gewünscht – sehr wohl zu bezahlen sei. Lediglich Umschichten seien inbegriffen. Sprich: Werden Waggons von einem Zug weggenommen und an einen anderen gehängt, ist dies im Preis sozusagen inbegriffen.
Keine genauen Pendler-Zahlen bekannt
Ob seit der Ausweitung des Parkpickerls in Wien mehr Pendler in Zügen unterwegs sind, will man bei den ÖBB indes nicht bestätigen. Genaue Zahlen gebe es noch nicht, so der Sprecher. Zwar seien zuletzt mehr Wochen- und Monatskarten verkauft worden, einen Rückschluss auf das konkrete Fahrgastaufkommen lasse dies aber nicht zu. Für den grünen Verkehrssprecher wäre die Verbesserung der bestehenden Verbindungen jedenfalls noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Als nächsten Schritt müsse Wien die Niederösterreicher überzeugen, zumindest die erste Außenzone – ähnlich der Wiener Öffi-Tarifreform – preislich deutlich zu senken, um Pendlern das Zugfahren gegenüber dem Autofahren schmackhafter zu machen. Laut Maresch kommen nämlich 70 Prozent der Pendler aus jenem Bereich, der die erste Außenzone umfasst. (APA)
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