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Schießerei in Penzing: Vorgehensweise des Täters hoch professionell

Erste Details zur Vorgehensweise des Täters beim Raubüberfall in Penzing sind nun bekannt
Erste Details zur Vorgehensweise des Täters beim Raubüberfall in Penzing sind nun bekannt ©APA
Nach dem Supermarkt-Überfall in Penzing, bei dem zwei Polizisten angeschossen und schwer verletzt wurden, sind nun nähere Details zur Vorgehensweise des Täters bekannt.
Raubüberfall in Penzing
Fotos eines Leserreporters

Der von Beamten der Sondereinheit Wega erschossene, 49-jährige Bosnier dürfte ein Profi gewesen sein, der vermutlich in der Vergangenheit schon Überfälle dieser Art vorgenommen hat.

Vorgehensweise wie bei anderen nicht geklärten Raubüberfällen

“Der Modus Operandi passt zu anderen, bisher nicht geklärten Raubüberfällen. Wir gehen davon aus, dass das eher kein Zufall sein kann”, meinte Paul Eidenberger, der Sprecher der Landespolizeidirektion, gegenüber der APA. Offiziell scheinen gegen den 49-Jährigen zwar keine Vormerkungen auf. Die Polizei hält es aber für möglich, dass der Mann eine Namensänderung vornehmen hat lassen. “Das wird derzeit überprüft”, sagte Eidenberger.

Wien-Penzing: Supermarkt-Überfall mit Schießerei

Der Mann hatte sich am Samstagabend kurz vor Geschäftsschluss in räuberischer Absicht in eine auf der Hütteldorfer Straße gelegene Billa-Filiale begeben. Als der Supermarkt um 18.00 Uhr geschlossen wurde, verbarg er sich vor den Angestellten und trat auf den Plan, nachdem diese sich vom Verkaufsbereich in die Büro- und Lagerräumlichkeiten begeben hatten und mit der Abrechnung der Tageseinnahmen beschäftigt waren. Er bedrohte die drei Angestellten – zwei Frauen und ein Mann – mit einer mit einem Schalldämpfer versehenen Pistole, forderte das Geld aus dem Tresor und fesselte die Mitarbeiter mit Kabelbindern. Dem 18 Jahre alten Angestellten gelang es allerdings, für den Täter unbemerkt Alarm auszulösen, der um 18.10 Uhr bei der Polizei einging.

Stummer Alarm ausgelöst, Geiselnahme

Insgesamt drei Funkstreifen machten sich in weiterer Folge auf den Weg zu dem Supermarkt. Die erste Besatzung, die wenige Minuten später den Tatort erreichte, versuchte, über den Hintereingang in das geschlossene Geschäft zu gelangen. Die Tür war abgesperrt, worauf die Beamten klopften und sich als Polizisten zu erkennen gaben. Der Räuber reagierte kaltblütig und war keineswegs zur Aufgabe bereit. “Er hat eine Mitarbeiterin gezwungen, zur Tür zu gehen, aufzusperren und zu sagen, dass alles in Ordnung ist”, berichtete Polizeisprecher Eidenberger. Den insgesamt drei Polizisten kam die Situation jedoch spanisch vor, sie bedeuteten der Angestellten, die den Befehl ausgeführt hatte, aus dem Geschäft zu treten und zu ihnen zu kommen.

Schüsse auf Polizisten: Beamter erlitt Kopfschuss

Daraufhin zeigte sich der bis dahin nicht sichtbare bewaffnete Räuber. Er stürmte zur Tür und gab – wie Eidenberger betonte – unverzüglich Schüsse auf die Polizisten ab. Ein junger, aus Kärnten stammender Beamter erlitt einen Kopfschuss, ein zweiter Polizist wurde zwei Mal im Bauch- und Oberschenkelbereich getroffen. Eine dritte Kollegin kam zu Sturz und wurde dabei leicht verletzt. Zumindest einem der Beamten gelang es, von seiner Dienstwaffe Gebrauch zu machen – der Räuber wurde von einem Projektil getroffen, was ihn aber nicht daran hinderte, seine Fluchtbemühungen fortzusetzen.

Flucht über Stiegenhaus

Über ein unmittelbar neben dem Lagerraum gelegenes Stiegenhaus lief er in dem Gebäude-Komplex, in dem der Supermarkt untergebracht ist, in den zweiten Stock. “Dort ist er in eine Wohnung eingebrochen, die zu diesem Zeitpunkt zum Glück leer war”, gab Eidenberger bekannt. Der verletzte Räuber durchwühlte die Räumlichkeiten, ehe er durch ein Fenster auf ein einen Stock tiefer gelegenes, Richtung Innenhof ausgerichtetes Vordach sprang. Bei der Landung verletzte sich der 49-Jährige jedoch am Bein und war nicht mehr in der Lage, die Flucht fortzusetzen. Er verschanzte sich auf dem Dach hinter einer Mauer vor dem mittlerweile eingetroffenen Großaufgebot der Wega.

Einsatz mit Hubschrauber und Spezialkamera

Erst mithilfe eines Polizeieinsatzhubschraubers konnte er in seinem Versteck aufgespürt werden. Eine im Hubschrauber befindliche Spezialkamera erfasste den Täter, der Standort wurde umgehend den Wega-Beamten kommuniziert, die – wie Eidenberger darlegte – ohne diese Unterstützung kaum eine Chance gehabt hätten, den Räuber zu finden. Auf Zuruf der Einsatzkräfte zückte der 49-Jährige neuerlich seine Pistole und schoss. Die Wega-Beamten erwiderten das Feuer, der Räuber wurde mehrfach getroffen und tödlich verletzt. Eine Obduktion wurde angeordnet.

Polizist mit Kopfschuss in akuter Lebensgefahr

Als “äußerst kritisch” hat die Wiener Landespolizeidirektion den Zustand des jungen Polizisten beschrieben, dem am Samstagabend ein Räuber nach einem gescheiterten Supermarkt-Überfall in Wien-Penzing in den Kopf geschossen hat. Der aus Kärnten stammende Beamte befindet sich weiter in akuter Lebensgefahr, so Polizeisprecher Paul Eidenberger: “Seine Angehörigen sind inzwischen bei ihm im Spital.” Bei den beiden Polizisten handelt es sich nach Informationen der APA um junge Beamte, die noch in Ausbildung standen bzw. diese erst vor wenigen Wochen abgeschlossen hatten.

Supermarkt-Angestellte schwer geschockt

Der zweite angeschossene Polizist, der von zwei Kugeln im Bauch- und Oberschenkelbereich getroffen wurde, sei demgegenüber “bereits ansprechbar”, sagte Eidenberger. Angaben zum Alter und Dienstgrad der angeschossenen Kollegen machte die Polizei weiter keine. Die Angehörigen und die an der Amtshandlung beteiligten Beamten werden vom Psychologischen Dienst des Innenministeriums betreut. Die drei Supermarkt-Angestellten überstanden den Raubüberfall körperlich unversehrt, sind aber schwer geschockt. Ihrer nahm sich ein Kriseninterventionsteam der Gemeinde Wien an.

Wiener Bürgermeister Michael Häupl: “Tief betroffen”

“Durch den Einsatz der Polizei konnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Supermarktes in Sicherheit gebracht werden und es wurde Schlimmeres verhindert. Es ist tragisch, wenn Polizisten im Dienst lebensgefährlich verletzt werden. Meine Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei den Familien und den Angehörigen der Betroffenen”, zeigte sich Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) in einer ersten Stellungnahme bestürzt. “Tief betroffen” reagierte auch der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ). “Die Brutalität des Überfalls zeigt einmal mehr, dass wir alles tun müssen, um die Polizei personell und technisch optimal auszustatten”, betonte Häupl in einer Presseaussendung. Jetzt gehe es darum, sich um die beiden schwer verletzten Beamten zu kümmern: “Mein Mitgefühl und meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien.”
(APA/Red.)

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