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Risiko Essstörung: Jede dritte Wiener Schülerin hat schon Diät gemacht

Viele Schulkinder kämpfen mit Gewichtsproblemen - oder sind zu kritisch mit sich selbst
Viele Schulkinder kämpfen mit Gewichtsproblemen - oder sind zu kritisch mit sich selbst ©BilderBox.com (Sujet)
Jede dritte Schülerin in Wien hat schon einmal eine Diät ausprobiert, rund 30 Prozent aller Mädchen sind zudem gefährdet, an einer Essstörung zu erkranken. Das sind die Ergebnisse einer Studie, bei der insgesamt 1.427 Schüler und Schülerinnen im Alter von zwölf bis 17 Jahren befragt wurden.
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Die Stadt startet daher eine Kampagne gegen unrealistische Ideale. Grundsätzlich seien Mädchen dabei gefährdeter als Burschen, wie die Wiener Frauengesundheitsbeauftragte Beate Wimmer-Puchinger bei der Präsentation der Studienergebnisse am Mittwoch betonte. Denn für ein Fünftel der Schülerinnen sind Gewicht und Körper das belastendste Thema – noch weit vor Familienkonflikten oder Schulproblemen.

Mädchen haben Angst vor Gewichtszunahme

Ein Drittel der befragten Mädchen hat zudem Angst oder sehr große Angst vor einer Gewichtszunahme, sie sind zudem seltener als ihre männlichen Kollegen zufrieden mit ihrem Aussehen. Bei den Schülern gaben nur 14,5 Prozent an, sich vor mehr Kilos zu fürchten.

Mädchen greifen dann auch häufiger zu ungesunden Maßnahmen, um ihr Gewicht zu kontrollieren: 13 Prozent haben in den drei Monaten vor der Befragung Erfahrungen mit Appetitzüglern gemacht, 13 Prozent haben versucht, zu fasten. Knapp 23 Prozent gaben an, bewusst weniger zu essen, 35 Prozent treiben extrem Sport. Burschen versuchen sich eher auf diesem Weg zu helfen: 46 Prozent der Befragten gaben an, besonders viel Bewegung zu machen. Mehr als ein Drittel der Mädchen berichtete zudem von Essanfällen. Im Altersverlauf steigt die Wahrscheinlichkeit, schon einmal eine Diät gemacht zu haben: Mehr als die Hälfte aller 16-Jährigen, gab das an. Aber auch bei den Zwölfjährigen sind es schon 17 Prozent.

Unrealistische Maßstäbe führen zu Diät

Die befragten Schülerinnen tun sich oft schwer, das eigene Gewicht richtig einzuschätzen und orientieren sich an unrealistischen Maßstäben: So wünschte sich mehr als ein Dreiviertel aller Schülerinnen eine untergewichtige oder sogar stark untergewichtige Figur. Das führte Wimmer-Puchinger unter anderem auf den Konsum “toxischer” Mädchenzeitschriften zurück, die immer noch von vielen Befragten konsumiert werden. Allerdings dürfe man auch Schüler nicht vernachlässigen: Sieht man sich die Vergleichsdaten zu den Risiken für eine Essstörung sowie zu gesundem Körperbewusstsein über die Jahre an, “haben sich die Mädchen ein bisschen verbessert, dafür fangen die Burschen an”, wie die Wissenschafterin meinte.

Von Untergewicht bis Adipositas

Grundsätzlich haben 22 Prozent der befragten Schülerinnen Untergewicht, 66,6 Prozent Normalgewicht, 6,5 Prozent Übergewicht und 4,9 Prozent Adipositas. Dabei gibt es im Schultypenvergleich Unterschiede: So hatten sowohl Mädchen als auch Burschen in der Neuen Mittelschule eine stärkere Tendenz zu Übergewicht und Adipositas als jene, die eine AHS besuchen. Mädchen in der Neuen Mittelschule griffen eher zu ungesunden Wegen, um auf der Waage ein Minus zu sehen.

Wien-Kampagne gegen unrealistische Ideale

Um dem selbst gemachten und gesellschaftlichen Druck entgegenzuwirken, dem vor allem junge Mädchen in Bezug auf ihr Gewicht und ihren Körper ausgesetzt sind, ruft die Stadt Wien daher die Kampagne “Ich bin genau richtig! Schön in jeder Größe” ins Leben. “Es ist schon komisch, wenn man etwas zum ‘Ideal’ erhebt, was der Großteil der Frauen niemals erreichen kann”, betonte Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ). Neben Workshops in Schulen, Fortbildungen für Lehrer, Gynäkologen und Kindergartenpädagogen will man auch mit Aktionen Aufmerksamkeit erregen. So prangen derzeit etwa Sticker mit Statements auf vielen Schaufenstern im Donauzentrum. Zudem kann man sich selbst mit diesen Statements ablichten, das Foto auf Facebook hochladen und so einen Tag beim Life Ball gewinnen.

(apa/red)

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