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Revitalisierung der Wiener Sofiensäle zwölf Jahre nach Brand beendet

Hier noch Baustelle: die Sofiensäle
Hier noch Baustelle: die Sofiensäle ©APA
Alle Brandspuren sind nun endgültig beseitigt: Die Revitalisierung der 2001 von der Feuersbrunst völlig zerstörten Wiener Sofiensäle ist abgeschlossen. Herzstück der für rund 50 Mio. Euro renovierten früheren Clubbinglocation ist der historische Festsaal.
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Außerdem sind auf dem 12.000 Quadratmeter großen Areal der Sofiensäle in Wien-Landstraße Wohnungen, ein Hotel, ein Fitnesscenter sowie Gastro- und Veranstaltungsräume entstanden.

Einst Schauplatz von Partys

Jahrelang rottete die Brandruine in der Marxergasse still vor sich hin. Nur wenige Überreste wie ein ausrangierter Flügel samt rotem Plüschhocker im Innenhof erinnerten an die Glanzzeiten der einstigen Konzert- und Partyinstitution. 2010 erwarb die Soravia-Tochter IFA schließlich die Liegenschaft und nahm deren Renovierung im darauffolgenden Jahr in Angriff. Nach gut zweijähriger Bauzeit fand die Eröffnung, zu der sich auch Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) angesagt hatte, am Montagabend statt.

Revitalisierung: Sofiensäle im neuen Gewand

Die Neo-Eigentümer ließen den 700 Quadratmeter großen Festsaal, wo einst Musikgrößen von Johann Strauß bis Falco konzertierten, unter Aufsicht des Denkmalamts originalgetreu wiederherstellen und mit einer Glas-Stahl-Konstruktion überdachen. Er kann ab sofort für Veranstaltungen gebucht werden. Die Frontfassade, der Eingangsbereich und das Stiegenhaus wurden ebenfalls nach historischem Vorbild restauriert. Zehntausende Lagen Blattgold fanden hierfür Verwendung.

Zubau eröffnet später

Hotel, Fitnesscenter und das Restaurant “The Room” sollen demnächst eröffnen. Sie sind im durchwegs schlicht gehaltenen Zubau untergebracht. Darin finden sich auch die 68 neuen Wohnungen, wobei alle 47 geförderten schon vergeben seien, wie von der IFA versichert wird. Von den frei finanzierten Wohneinheiten sind indes noch einige zu haben.

An die Autofahrer haben die insgesamt mehr als 100 Investoren ebenfalls gedacht. Eine Tiefgarage bietet insgesamt 125 Stellplätze.

Schwimmbad – Brandruine – Wohnobjekt

Vor mehr als zwölf Jahren brachten Flammen das vorläufige Ende für die Wiener Sofiensäle. Dabei stand an deren Anfang das Element Wasser, schließlich hatte ihre Geschichte als russisches Dampfbad begonnen. Am 14. Jänner 1838 eröffnete der Tuchscherer Franz Morawetz eine Badeanstalt in der Marxergasse. Die Anlage benannte er nach der Mutter Kaiser Franz Josephs, Erzherzogin Sophie, “Sophienbad”.

Bereits zehn Jahre später folgte an der Adresse im heutigen Bezirk Landstraße ein Neubau durch das Architektenpaar Eduard van der Nüll und August Siccard von Siccardsburg. Die beiden realisierten Jahre vor ihrem Entwurf für die Staatsoper ein technisch höchst innovatives Projekt. Der Mehrzwecksaal war als Schwimm- und Veranstaltungshalle nutzbar und bot bis zu 2.700 Personen Platz. Er war damals das größte öffentliche Lokal Wiens. Eine weitere Umgestaltung erfolgte 1870, als in zwei Geschoße Logen eingebaut wurden.

Baugeschichte von Veränderungen geprägt

Erst seit der Eröffnung des Kleinen Saales 1886 mit eigenständiger Fassade wurde für das Ensemble der pluralisierte Name “Sofiensäle” geläufig. 1898/99 erhielt die Anlage schließlich noch ihre sezessionistisch gestaltete Schaufront zur Marxergasse. Diese Arbeiten waren für längere Zeit die letzte größere Veränderung an dem Ensemble. Erst 1948 erfolgte eine Renovierung durch den Architekten Carl Appel.

Denkmalschutz kam 1986

Am 21. August 1986 wurde der Kernbau, also der große Festsaal samt Foyer und Bühnenhaus einschließlich der dazugehörigen Fassaden, unter Denkmalschutz gestellt. In der Begründung hieß es: “Von den zahlreichen großen Wiener Tanz- und Vergnügungsetablissements der Gründerzeit sind nur die Sofiensäle fast unverändert erhalten geblieben, alle anderen sind verschwunden.”

In dem Bescheid wurde auf “herausragende Ereignisse” verwiesen, wie etwa Konzerte der Familie Strauß oder die Uraufführung von Werken Arthur Schnitzlers. Daneben wurde in den Sofiensälen aber auch von Richard Suchenwirth im Jahr 1926 der Österreichableger der NSDAP gegründet und der Bau nach der Reichspogromnacht als Sammelstelle vor der Deportation von Juden genutzt.

Feuersbrunst: Sofiensäle in Flammen

Das vorläufige Ende für die Sofiensäle als intakter Bau, der zuletzt für Clubbings und Konzerte genutzt wurde, brachte schließlich der 16. August 2001. Ein Brand, verursacht bei Flämmarbeiten, zerstörte die Dach- und Deckenkonstruktion. Ein Dachdeckermeister wurde später zu einer dreimonatigen bedingten Haftstrafe wegen fahrlässiger Herbeiführung einer Feuersbrunst verurteilt. Bei den folgenden Sicherungsarbeiten wurde auch das desolate Bühnenhaus abgerissen.

Gegen den völligen Abriss der Sofiensäle setzte sich das Denkmalamt mit Erfolg zur Wehr: Der ursprüngliche Eigentümer veräußerte die Ruine nach Jahren des Zuwartens 2006 an die Wohnbaugesellschaft Arwag. Im September 2010 gab diese bekannt, das Objekt an die Soravia-Tochter IFA zu veräußern. Diese ließ in den vergangenen zwei Jahren Festsaal, Fassade und Stiegenhaus originalgetreu renovieren. In einem Zubau wurden u.a. 68 Wohnungen, ein Fitnesscenter und ein Hotel untergebracht. Rund 50 Mio. Euro wurden in die Wiederbelebung der Sofiensäle gesteckt.

(apa/red)

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