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Proteste gegen Einreiseverbot für Thompson

Etwa 150 Leute haben am Freitag vor der eidgenössischen Botschaft in Zagreb gegen das Einreiseverbot für den umstrittenen kroatischen Sänger Marko Perkovic Thompson in die Schweiz protestiert.

Dies berichtete am Freitag der öffentliche kroatische Fernsehsender HTV. Die Demonstranten übergaben der schweizerischen Regierung einen Protestbrief, in dem sie die dringende Annullierung des Einreiseverbotes und eine Entschuldigung wegen der unbegründeten Vorwürfe gegen die hunderttausenden Fans von Thompson forderten.

Der Organisator des Protests, die “Organisation für Freiheit und Unabhängigkeit” und einige Veteranenorganisationen, sind überzeugt, dass die Initiative für das Einreiseverbot für Thompson vom kroatischen Präsidenten Stjepan Mesic ausgegangen ist. Zwei Demonstranten wurden wegen Transparenten, auf denen das Staatsoberhaupt beleidigt wird, festgenommen.

Das Schweizerische Bundesamt für Polizei (fedpol) hatte am 29. September verfügt, dass Thompson nicht in die Schweiz einreisen darf. Ein für vergangenen Samstag angesetztes Konzert in Kriens (Kanton Luzern) wurde damit abgesagt. Perkovic sei für hetzerische Texte und die Verherrlichung der kroatischen Faschisten (Ustascha) bekannt, hieß es. Danach hatte das kroatische Außenministerium in einer diplomatischen Note vom Donnerstag Kroatien zu bedenken gegeben, dass Perkovic in keinem Staat gesucht werde – geschweige denn verurteilt worden sei. Zudem wurde der Schweizer Botschafter in das kroatische Außenministerium bestellt.

Mesic reagierte entrüstet auf das Vorgehen der Zagreber Regierung und verteidigte jenes der Schweiz. Jedes Land habe das souveräne Recht, die Bedingungen zu evaluieren, welche die nationale Sicherheit bedrohen, sagte der Präsident. Kroatien habe daher keinen Anspruch auf einen Protest. Zudem stehe Kroatien mit der Note offiziell einer umstrittenen Person zur Seite, “die mit einer ‘Neo-Ustascha-Idelogie liebäugle” und ihr Image darauf aufbaue. Der kroatische Außenminister Gordan Jandrokovic beantwortete die Präsidenten-Schelte mit dem Argument, dass das Ministerium nur die staatsbürgerlichen Rechte des Sängers und nicht seine politische Haltungen verteidigen wollte.

Perkovic hat seinen Spitznamen “Thompson” von der gleichnamigen Maschinenpistole, die im Krieg in Kroatien (1991-1995) verwendet wurde. Einige der Liedtexte seiner gleichnamigen Band stammen aus dem Repertoire des faschistischen kroatischen Führerstaates, dem nazi-treuen Ustascha-Regime (1941-45). In mehreren Ländern wurden Konzerte des Sängers bereits abgesagt – etwa in der Schweiz mit dem Verweis auf die Anti-Rassismus-Gesetze. Auch in der Ortschaft St. Andrä in Südkärnten wurde ein für Anfang Juni geplanter Auftritt letztlich aufgrund des erhöhten Sicherheitsrisikos untersagt. Im Mai trat Perkovic im Wiener Budo-Center auf, allerdings war der Auftritt offenbar nicht genehmigt gewesen. Im Juli klagten drei kroatische Nichtregierungsorganisationen den Sänger wegen Aufhetzung zu Rassendiskriminierung, weil er bei einem Konzert in Zagreb einen faschistischen Gruß proklamiert habe.

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