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Prinz Eugens bedeutendster Sieg: Schlacht gegen Türken jährt sich zum 300. Mal

Das Prinz Eugen-Denkmal am Heldenplatz erinnert an die zahlreichen Siege des Feldherrn.
Das Prinz Eugen-Denkmal am Heldenplatz erinnert an die zahlreichen Siege des Feldherrn. ©APA
Vor 300 Jahren erlang Prinz Eugen von Savoyen den Sieg in der Schlacht gegen die Osmanen bei der Festung Belgrad. Es war der bedeutendste seiner insgesamt 17 Siege über Türken und Franzosen und wurde in ganz Europa gefeiert.

“Prinz Eugenius, der edle Ritter, wollt’ dem Kaiser wied’rum kriegen Stadt und Festung Belgerad. Er ließ schlagen eine Bruck’n, daß man kunnt hinüberrucken mit der Armee wohl vor die Stadt”. Das ist die Anfangsstrophe der erstmals im Feldlager Prinz Eugens vor Belgrad erklungenen Melodie. Sie verherrlichte den vor 300 Jahren, am 16. August 1717, errungenen Sieg des Prinzen über die Türken.

Zumindest der Beginn des Lieds ist auch nach drei Jahrhunderten einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, die näheren Umstände seines Entstehen eher weniger. Sehr lang waren Österreich und Südosteuropa gegenüber dem unaufhaltsamen Vormarsch der Osmanen in Verteidigungsstellung gewesen. Die zweite Türkenbelagerung Wiens und der Entsatz der Stadt im September 1683 brachten die Wende: Jetzt gingen kaiserliche und Reichstruppen sowie die mit ihnen verbündeten Polen und Venezianer zum Angriffskrieg gegen die Türken über.

Prinz Eugen siegte mehrmals über Osmanen

Jeder Schlag gegen die Osmanen wurde auch ein Schlag gegen Frankreich und sein Vorherrschaftsstreben, nachdem Paris im Laufe der Geschichte immer wieder die Hohe Pforte, siebenbürgische Fürsten und unzufriedene ungarische Magnaten gegen das Haus Habsburg unterstützt hatte.

Noch 1683 wurde Gran (Esztergom) erobert, 1684 Pest, 1685 Neuhäusel (Novy Zamky) und Kaschau (Kosice), beide in der heutigen Slowakei, 1686 folgte Ofen (Buda), mit dem Sieg von Villany bei Mohacs 1687 und der Einnahme von Stuhlweißenburg (Szekesfehervar) 1688 war Ungarn fast gänzlich befreit. Belgrad wurde erstmals 1688 den Türken entrissen, ging aber zwei Jahre später wieder verloren.

Denn viele kaiserliche und Reichstruppen, die zu dieser Zeit schon in den Bergen Serbiens und Bosniens kämpften, mussten an den Rhein verlegt werden, wo der französische König Ludwig XIV. den Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-97) provoziert hatte. Die erneut vordringenden Türken wurden erst 1691 von Markgraf Ludwig von Baden (dem “Türkenlouis”) bei Slankamen (an der Mündung der Theiß in die Donau) geschlagen, 1692 Großwardein (das heutige Oradea) erobert.

Dann verlangsamte sich das Tempo des Vormarsches wieder, bis 1696 Prinz Eugen den Oberbefehl übernahm. Er errang 1697 den entscheidenden Sieg über die Türken bei Zenta, worauf eineinhalb Jahre später (26. Jänner 1699) der Friede von Karlowitz (das heutige Sremski Karlovce zwischen Novi Sad und Belgrad) geschlossen wurde: Ungarn mit Siebenbürgen mit Ausnahme des Banats, sowie ein Großteil Kroatiens und Slawoniens fielen an Österreich, Polen erhielt Podolien, Venedig Morea (die Halbinsel Peloponnes) und Teile Dalmatiens.

Aufstieg Prinz Eugens fällt in Zeit des Zweiten Türkenkriegs

In die Zeit des Türkenkrieges 1683-99 fiel der kometenhafte Aufstieg Prinz Eugens von Savoyen. Nachdem Ludwig XIV. dem 1663 in Paris geborenen Prinzen eine militärische Karriere verweigert hatte, wandte sich dieser an Österreich, wo er von Kaiser Leopold I. in das Heer aufgenommen wurde und bereits 1683 beim Entsatz von Wien mitkämpfte.

1685 wurde er Generalfeldwachtmeister, 1688 Feldmarschallleutnant, 1690 General der Kavallerie, 1693 – zehn Jahre nach seinem Eintritt in das Heer – Feldmarschall. Als solchem wurde ihm 1696 der Oberbefehl im Türkenkrieg übertragen. In die Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges, wo er den Franzosen empfindliche Niederlagen beibrachte, fiel seine Übernahme des Vorsitzes im Hofkriegsrat in Wien (1703) und seine Ernennung zum Reichs-Generalfeldmarschall.

Während des Spanischen Erbfolgekrieges (1700-1714) herrschte an der Front zum Osmanischen Reich Ruhe. Allerdings machte die Aufstandsbewegung in Ungarn unter Ferenc Rakoczi Wien zu schaffen. Sie konnte erst im Frieden von Szathmar (das heutige Satu Mare) 1711 mit gewissen Zugeständnissen an die Ungarn beigelegt werden. 1714 griff das Osmanische Reich Venedig an, nach der türkischen Eroberung von Morea trat Kaiser Karl VI. an der Seite Venedigs in den Krieg ein.

Am 5. August errang Prinz Eugen mit seinem etwa 60.000 Mann starken Heer bei Peterwardein (das heutige Petrovaradin bei Novi Sad) einen Sieg über das doppelt so starke osmanische Heer unter Führung von Großwesir Damad Ali Pascha, der in der Schlacht fiel. Eugens Truppen marschierten hierauf auf die gut geschützte Festung Temesvar (heute Timisoara). Türkische Entsatzversuche wurden abgewehrt, im Oktober 1716 kapitulierte Temesvar, seiner Besatzung wurde freier Abzug gewährt.

Zug gegen Belgrad: Schlacht gegen Türken jährt sich zum 300. Mal

1717 erfolgte der Zug gegen Belgrad. Nach sorgfältiger Auskundschaftung des Festungsbereiches und seiner Umgebung gelang es Prinz Eugen Mitte Juni 1717, seine Infanterie in den Raum Pancova zu bringen und östlich von Belgrad auf einer Pontonbrücke – die im Volkslied erwähnte “Bruck’n, über die man kunnt’ hinüberrucken” – ohne Verluste über die Donau zu bringen. Vier Tage später war Belgrad auf der Landseite eingeschlossen, doch die Lage für die Kaiserlichen keineswegs günstig.

Denn die 30.000 Mann starke Besatzung der Festung Belgrad war kampferprobt, Nachschub für Eugens Truppen nur über die erwähnte Pontonbrücke und eine weitere, südwestlich von Belgrad über die Save geschlagene Brücke möglich. Immer wieder durch kleinere Ausfälle der Janitscharen bedrängt, wurde das Lager der kaiserlichen Truppen im Norden gegen die Stadt zu und im Süden gegen das unter Führung von Großwesir Khalil Pascha heranrückende türkische Entsatzheer befestigt.

Prinz Eugen wollte eine Entscheidung mit einem Schlag erzwingen. In der Nacht auf 16. August wurden Kavallerieregimenter über die Savebrücke geholt. Sie bildeten auf kaiserlicher Seite den rechten Flügel des Heeres, Infanterie das Zentrum, am linken Flügel stand wieder die Reiterei. Die der Stadtseite zugewandten Lagerbefestigungen blieben besetzt, um gegen Ausfälle der Besatzung gewappnet zu sein.

Am Morgen des 16. August begann bei Nebel der Sturm des kaiserlichen Heeres auf das etwas erhöht liegende osmanische Lager. Eugen wurde durch eine Musketenkugel am Arm verletzt. Dennoch rückten bayrische Truppen und kaiserliche Grenadiere vor, worauf das osmanische Heer mit dem Großwesir an der Spitze die Flucht ergriff.

Es war der bedeutendste der insgesamt 17 Siege Prinz Eugens über Türken und Franzosen, er wurde in ganz Europa gefeiert. “131 Feldgeschütze, 35 Mörser, 3.000 beladene Wagen, 59 Fahnen und neun Rossschweife” wurden von Eugens Heer erbeutet, 5.000 Türken waren gefangen genommen worden, 13.000 gefallen.

Österreich erreichte im 18. Jhdt größten Gebietsumfang

Am 21. Juli 1718 wurde in Passarowitz (heute Pozarevac östlich von Belgrad) der Friede unterzeichnet. Österreich erhielt das Banat, Nordserbien mit Belgrad und die Kleine (westliche) Walachei, ferner räumte die Hohe Pforte Österreich weitreichende Rechte für den Orienthandel sowie für den Schutz von Christen im osmanischen Reich ein. Venedig erhielt an Stelle Moreas dalmatinische und albanische Küstenplätze.

Damals erreichte Österreich seinen größten Gebietsumfang: ihm gehörten die alten habsburgischen Erbländer – also die heutige Republik Österreich ohne Salzburg -, die Vorlande in Südwestdeutschland (Vorderösterreich), die Sudetenländer Böhmen, Mähren und Schlesien, außerdem Ungarn, Siebenbürgen, Kroatien, Slawonien, Nordbosnien, Nordserbien, die kleine Walachei, die nördliche Adriaküste mit Fiume (Rijeka) und Triest, weiters die nach den Friedensschlüssen von Utrecht, Rastatt und Baden (1713-15) erworbenen bis dahin spanischen Nebenländer: die südlichen Niederlande (das heutige Belgien), Mailand und Mantua, Neapel und Sizilien.

(APA/Red)

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