Oskar Kokoschka Herbstausstellung im Leopold Museum

“Das Ich im Brennpunkt” nennt sich die Foto- und Gemäldeschau, die ab morgen, Freitag, bis zum 27. Jänner zu sehen ist. Erstmals wird das malerische Werk des Künstlers mit 252 Exponaten aus dem umfangreichen Fotonachlass kombiniert. “Die Eigen- und Fremdperspektive zusammenzubringen, war nicht ganz leicht”, kommentierte Museumsdirektor Tobias Natter bei der heutigen Pressekonferenz.
Oskar Kokoschka Herbstausstellung in Wien
Der Befürchtung, dass die großen, farbstarken Gemälde die kleinen Schwarz-Weiß-Fotografien erdrücken könnten, wurde durch eine ebenso schlüssige wie attraktive Ausstellungsarchitektur entgegengewirkt: In 48 “Kapiteln” erzählen Foto und Malerei in gemeinsamen Abschnitten, aber klarer räumlicher Trennung von Kokoschkas Wirken. Der erste große Raum führt in gewaltigen Projektionen in die Schaugewohnheiten der Fotos ein. Man habe nicht “sein Leben in Fotos nachstellen” wollen, betonte Kurator Franz Smola, sondern die beiden Medien auf Augenhöhe präsentieren. Dass das gelungen ist, hat nicht zuletzt mit Kokoschkas Qualitätsbewusstsein bei der Auswahl seiner Fotografen zu tun. Ging er als junger Mann zu Hoffotografen, ließ er sich später von Größen wie Erich Lessing oder Rene Burri ablichten.
Dass dieses fotografische Erbe erhalten ist – insgesamt verfügt die Universität für angewandte Kunst, mit der das Leopold Museum für die Schau kooperierte, über mehr als 5.000 Fotos von Kokoschka – ist vor allem seiner Frau Olda zu verdanken, die die Bilder sammelte und der Angewandten schenkte. Musste Kokoschka anfangs noch die Fotografen aufsuchen, folgten Sie ihm mit zunehmender internationaler Bekanntheit ganz von selbst. “Kokoschka hat sich in theoretischen Schriften sehr negativ über die Fotografie geäußert”, berichtete Bernadette Reinhold, die das Material an der Angewandten beforschte, “praktisch hat er sie aber immer für seine Popularität genutzt”. Auch die Entscheidung, welche Bilder veröffentlicht werden durften, behielt sich der Malerstar schließlich vor.
Oskar Kokoschka Herbstausstellung im Leopold
Und so sind die Fotos, von einigen Schnappschüssen abgesehen, vor allem Selbstinszenierungen, die sich den zahlreichen Selbstporträts fast spielerisch leicht gegenüberstellen lassen. Der junge Kokoschka als “Oberwildling” mit rasiertem Kopf, als Reisender in der Sahara – gegenüber seine auf dieser Reise entstandenen Tunis-Gemälde – und als künstlerische Instanz in seiner Salzburger “Schule des Sehens” oder bei seiner Begegnung und Porträtsession mit Bundespräsident Theodor Körner. Die Fotos, die er als älterer Mann von sich zuließ, waren oft Nahaufnahmen, in denen ein zerfurchtes Gesicht eine Landschaft malt. “Er ist Expressionist geblieben – und als solcher war er an seinem eigenen Bild interessiert”, so Natter, dem es wichtig war, “die Fotografien genauso zu behandeln wie ein Schiele-Aquarell”.
Das Spannungsfeld der künstlerischen Medien Malerei und Fotografie wird an der Figur Kokoschka allerdings eher am Rande verhandelt – zu omnipräsent ist der Mensch Kokoschka, der dem Besucher Hunderte Male in die Augen schaut. Die prächtigen Gemälde – 37 Leihgeber aus aller Welt sind an der Schau beteiligt – nehmen sich da häufig wie Innensichten, wie ein farbiger, fantasievoller Blick durch eben diese Augen aus.
(APA)