„Schulverwaltungsreform“ ist ein Unwort, das man nicht mehr hören kann; zu lange ist es schon in Gebrauch. Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) hat das ganz offensichtlich erkannt. Daher nähert sie sich dem Thema quasi von hinten an: Sie fordert etwa, dass sich Schulen ihre Lehrer in Zukunft selber aussuchen dürfen. Das klingt nicht nur gut; es würde auch eine Riesenschulverwaltungsreform bedingen. Ob sich Hammerschmid durchsetzen kann, ist daher fraglich; es lohnt sich aber, die Sache zu Ende zu denken und so beispielsweise zu erkennen, dass man den Stadtschulrat erfreulicherweise zusperren könnte.
Zu den Aufgaben dieser Behörde, die unweit der alten Börse in der Wipplingerstraße angesiedelt ist, zählt es, den Schulen Lehrer zuzuteilen. Das ist sicherlich eine Herausforderung. Jürgen Czernohorszky, der amtsführende Chef, konnte aber auch heuer wieder in zahlreichen Interviews versichern, „dass zu Schulbeginn jedes Kind, jede Klasse seinen Lehrer haben wird“. Allein das kommt schon so rüber, als würde es sich um eine Großtat handeln. Dabei sollte es doch das Selbstverständlichste der Welt sein, dass die Buben und Mädchen nicht sich allein überlassen werden – zumal sie schulpflichtig sind und die Gesamtzahl der Lehrer noch immer steigt.
Doch es geht noch weiter: Was den Interviews nicht zu entnehmen ist, ist, wie die Sache läuft: Selbst Direktoren wissen bis zum ersten Schultag nicht, wie viele (und zum Teil welche) Lehrer sie zugeteilt bekommen. Auch Lehrer erfahren oft erst kurzfristig, wo sie ihren ersten Arbeitstag haben werden. Den Schülern mag das egal sein. Der Unterrichtsqualität ist das aufgrund der fehlenden Vorbereitungsmöglichkeiten aber genauso wenig zuträglich wie einer vernünftigen Schulführung.
Wenn man die Schulen also selbst Lehrer engagieren lassen würde, wäre dieses Problem mit größter Wahrscheinlichkeit gelöst. Wie Unternehmen würden sie sich auf Grundlage voraussichtlicher Schülerzahlen und erfahrungsgemäßer Abweichungen ihr Personal organisieren. Voraussetzung dafür wäre allerdings auch, dass ihnen Hammerschmid ordentliche Budgets überträgt. Gerade „Problemschulen“ müssten schließlich höhere Gehälter anbieten, um die nötigen Lehrer für sich überzeugen zu können.
Das beste der Geschichte ist jedoch dies: Der Stadtschulrat würde sich bei so viel Schulautonomie genauso erübrigen wie seine Pendants in den Ländern, die Landesschulräte. Was kein Schaden wäre: Für SPÖ und ÖVP handelt es sich doch um Behörden, über die sie Einfluss auf Tausende Schulen und Zehntausende Lehrer nehmen können. Präsident eines Landesschulrates ist schließlich nicht irgendwer, sondern der jeweilige Landeshauptmann. Und in Wien ist dies eben Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ), wobei ihm die Arbeit von einem Vertrauten, dem ehemaligen Gemeinderatsabgeordneten Jürgen Czernohorszky, abgenommen wird.
Johannes Huber betreibt den Blog dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik.