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Bei Lufthansa droht Pilotenstreik

©AP
Bei der Deutschen Lufthansa, die seit September Mutterkonzern der österreichischen AUA ist, droht ein Streik der Piloten.

Die Vereinigung Cockpit (VC) will morgen, Mittwoch, das Ergebnis der Urabstimmung über Arbeitskampfmaßnahmen bekanntgeben. Betroffen sind 4.500 Piloten bei Lufthansa und deren Tochter Germanwings. Die Gewerkschaft rechnet damit, die nötige Zustimmung von 70 Prozent zu erreichen. Schon in dieser Woche sind damit theoretisch Ausstände des Cockpitpersonals möglich.

Die Verhandlungen zwischen der VC und dem Konzern scheiterten im Dezember. Vorausgegangen waren monatelange Gespräche sowohl über den Manteltarifvertrag als auch über die Vergütung. Kern der Auseinandersetzung ist der Wunsch der Gewerkschaft, eine Verlagerung von Arbeitsplätzen in billigere Gesellschaften zu verhindern. Für eine derartige Vereinbarung bot die Tarifkommission auch eine Nullrunde für die Piloten an.

Das Angebot ist dem Konzern aber zu wenig. Der Beitrag reiche nicht aus, “um die erforderlichen nachhaltigen Kostenverbesserungen für eine starke Stellung im Wettbewerb zu sichern”, schrieben die Lufthansa-Vorstände Christoph Franz und Stefan Lauer im Jänner an die Piloten.

Das Unternehmen fliegt wie seine Konkurrenten durch schwere Turbulenzen: Mit der Finanzkrise brachen die Buchungszahlen insgesamt ein. Besonders schmerzhaft ist aber für die Lufthansa, dass die wichtigen Geschäftskunden immer häufiger in den Maschinen nach hinten umziehen: Wer es sich früher in der First class bequem machte, bekommt von seiner Firma heute oft nur Business bezahlt. Und viele Business-Flieger buchen inzwischen Economy – und selbst dann oft nicht die teuren, umbuchbaren Tickets, sondern günstige Tarife wie für Touristen. Eine Besserung ist nach Ansicht des Unternehmens nicht in Sicht.

Auch deswegen will die Lufthansa mit dem Sparprogramm Climb 2011 pro Jahr eine Milliarde Euro sparen und sich Optionen offenhalten. Schon längst ist das frühere Staatsunternehmen ein Konzern mit wichtigen Töchtern wie Swiss oder Austrian Airlines und nutzt die Dienste von externen Firmen wie Air Dolomiti, die vor allem das Drehkreuz München mit italienischen Städten verbindet.

Die Piloten befürchten, dass mehr und mehr Personal bei günstigeren Töchtern angestellt wird und mit den Kollegen bei der Stammfirma konkurriert. “Das ist seit Jahren gelebte Praxis”, beklagt VC-Sprecher Jörg Handwerg, der selbst als Pilot fliegt. Man brauche das Bekenntnis des Managements zu den eigenen Piloten.

Die Manager Franz und Lauer wollen sich darauf aber nicht einlassen: “Eine Festschreibung des heutigen Status quo, wie von der VC gefordert, würde letztlich die Reaktionsmöglichkeiten der einzelnen Airlines inklusive Lufthansa stark einschränken”, heißt es in dem Schreiben vom 18. Jänner. Das verhindere Wachstum. Eine Lösung ist nach Ansicht der Lufthansa aber weiter möglich.

Die Gewerkschaft hat mit Streiks eine scharfe Waffe im Tarifkampf: Nicht nur Piloten im klassischen Passagiergeschäft könnten in den Ausstand treten, auch bei der Frachttochter Lufthansa Cargo lief vom 15. Jänner an noch bis (zum morgigen) Mittwoch die Urabstimmung. Außerdem sind Piloten bei der Tochter Germanwings betroffen, mit der die Lufthansa Billigfliegern Konkurrenz macht.

Die Unternehmensführung warnte die Piloten schon im Jänner vor Streiks. Sie kämen zu einer Unzeit, und schon die Ankündigung verunsichere Kunden, die vorsorglich bei der Konkurrenz buchten. “Sollte es tatsächlich zu Streiks kommen, würde dies über die Krise hinaus zu erheblichen Schäden und Risiken für unser Unternehmen führen.”

Der letzte spektakuläre Pilotenstreik bei der Lufthansa-Kerngesellschaft fand im Jahr 2001 statt. Damals sorgten die Cockpit-Besatzungen bei vielen Passagieren und Politikern für Kopfschütteln, weil eine Forderung nach 24 Prozent mehr Gehalt im Raum stand. Unternehmen und Gewerkschaft einigten sich schließlich in einer Schlichtung unter Leitung des früheren Außenministers Hans-Dietrich Genscher.

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