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Tschetschenen-Mord: Tat-Rekonstruktion in Floridsdorf

Die Staatsanwaltschaft hat am Donnerstag versucht, den genauen Tathergang in Wien Floridsdorf zu rekonstruieren: Die Verfolgungsjagd und der Schusswechsel wurden nachgestellt.

Gegen Mittag waren rund 15 Mitarbeiter von Polizei und Anklagebehörde am Tatort. Der Bereich in Floridsdorf, in dem der 27-jährige Flüchtling am 13. Jänner erschossen wurde, war abgesperrt.

Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass es sich um eine Tatortbegehung handelt. Es gehe in Richtung Tat-Rekonstruktion, sagte Sprecher Gerhard Jarosch. Der Mord werde noch einmal genau durchleuchtet, auch Zeugen seien vor Ort und würden zu ihren Beobachtungen befragt.

Details wurden nicht bekannt gegeben. Foto- und Videoaufnahmen durch Medien wurden an Ort und Stelle untersagt. Ob einer oder mehrere von vier in U-Haft sitzenden Verdächtigen an der Rekonstruktion beteiligt waren, war nicht ersichtlich. Die Beamten versuchten den Mord und die Verfolgsjagd in der Leopoldauer Straße und der Ostmarkgasse offensichtlich mit Protagonisten detailgetreu nachzustellen: Dies wurde von Kameras und Fotoapparaten festgehalten.

Umar Israilov wurde am 13. Jänner nach einer Verfolgungsjagd auf offener Straße erschossen. Der politische Flüchtling hatte seit dem Sommer 2008 mehrmals vergeblich um Polizeischutz gebeten. Die Familie des Opfers sprach nach der Tat von einer Verfolgung des 27-Jährigen durch Männer des Tschetschenen-Präsidenten Ramsan Kadyrow. Laut Staatsanwaltschaft ist das Motiv “in alle Richtungen hin offen”, bei den Ermittlungen gibt es bisher keine neuen Ergebnisse.

Bei der Rekonstruktion des Tathergangs mussten die Zeugen detailliert beschreiben, was sie am 13. Jänner beobachtet hatten. Autos und Personen wurden dementsprechend platziert und der Mord Schritt für Schritt nachgestellt. Schon seit 9.00 Uhr sei der Lokalaugenschein im Gange, berichtete ein Zeuge der APA. Wie viele Personen zur Befragung insgesamt anwesend waren, wusste er nicht. “Aber es waren sehr viele. Ich bin der letzte”, teilte der Wiener der APA mit. Neben ihm sei der 27-Jährige damals erschossen worden, aus Angst “vor den Tschetschenen” habe er ursprünglich gar nicht aussagen wollen, gab der Mann zu.

 

“Sie haben gemeinsam mit Zeugen einen Teil der Tat nachgestellt”, berichtete ein Anrainer. Auch die Witwe von Umar Israilov habe sich unter den Anwesenden befunden. Nachempfunden wurde beispielsweise die Verfolgungsjagd, verschiedene Personen mussten die Straße entlang laufen.

In der Umgebung löste die Nachstellung Verwunderung, Schrecken und Ärger aus. Bestürzte Äußerungen wie “Oh Gott, was ist jetzt schon wieder passiert?” waren ebenso zu hören, wie der Frust mancher Autofahrer über die kurzfristige Sperre der Leopoldauer Straße. Ansonsten hielt sich das Interesse Schaulustiger eher in Grenzen, hin und wieder steckten neugierige Anrainer ihre Köpfe aus den Fenstern und Passanten blieben kurz stehen und beobachteten verwundert das Treiben.

 

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