Obwohl klar war, dass im Sommer 2008 aus Tschetschenien ein Mann mit dem Auftrag nach Wien gereist war, Israilov zu beseitigen, wurde laut Lorenz dessen Bitte um Polizeischutz “nicht einmal ignoriert”. Österreich habe “zu wenig unternommen, um ihn zu schützen” und “die internationale Dimension dieses Falles missachtet”, sagte Kaleck am Montag.
Israilov hatte sich 2001 in seiner Heimat im Widerstand gegen die russische Besatzungsmacht betätigt. Nach Darstellung seiner Anwältin fiel er 2003 in die Hände des von Russland protegierten Regimes und soll dabei vom späteren tschetschenischen Präsidenten Kadyrow persönlich gefoltert worden sein. Als Umar Israilov die Flucht gelang, wurde laut Lorenz sein Vater für elf Monate inhaftiert, ebenfalls grausamer Folterungen unterzogen und von Kadyrow mit dem Umbringen bedroht, sollte sein Sohn nicht zurückkehren.
Israilov leitete jedoch vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) ein Verfahren gegen Kadyrow wegen Verstoßes gegen die Menschenrechte in die Wege und diente sich dem ECCHR als Kronzeuge an, um den Präsidenten verhaften zu lassen. “Das war unglaublich mutig, das zu tun. Er hat diesen Mut mit dem Leben bezahlt”, stellte dazu nun Manfred Nowak, der ehemalige UNO-Sonderberichterstatter über Folter, fest.
Im bevorstehenden Schwurgerichtsverfahren müssen sich drei Männer wegen Mordes, Bildung einer kriminellen Organisation und versuchter Überlieferung an eine ausländische Macht verantworten. Sie sollen die ursprünglich als Entführung geplante Bluttat organisiert haben bzw. direkt daran beteiligt gewesen sein. Die Verhandlung wird unter stärksten Sicherheitsvorkehrungen stattfinden.
Israilovs Witwe lebt nach Auskunft ihrer Rechtsvertreterin mit ihren vier Kindern in Österreich. Israilovs Vater hat demgegenüber zu seiner Sicherheit Europa verlassen, weil er beim EGMR in seinem eigenen sowie im Namen seines Sohnes das Verfahren gegen Kadyrow weiterbetreiben will.