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"Ich wollte Natascha sehen und den ganzen Trubel"

Mit Strickzeug bewaffnet oder schon i m Buch schmökernd - die ersten Gäste der Lesung der Autobiografie von Natascha Kampusch haben sich Donnerstagnachmittag bei der Wiener Thalia-Filiale in Position gestellt. "Ich bin schon seit 14.00 Uhr hier, aber da war noch nicht so viel los", sagte Silvia. Sie komme ab und zu zu Lesungen in die Buchhandlung in der Landstraßer Hauptstraße, aber das 22-jährige Entführungsopfer interessiere sie ganz besonders. Auch Malerin Eva Fuchs mit Begleitung war bereits Stunden vor der Veranstaltung gekommen, um einen guten Sitzplatz für die Lesung aus "3096 Tage" zu ergattern.
Kampusch bei der Präsentation
Das Kampusch Buch
Kampusch war überwältigt

Besucherin Silvia hat zum Zeitpunkt von Kampuschs Entführung in der Großfeldsiedlung gewohnt, nicht unweit des Tatorts. “Ich kann mich noch gut an die Zettel mit der Suchmeldung nach ihr erinnern, die überall gehangen sind.” Das Verschwinden des Mädchens habe die Donaustädterin sehr berührt. “Ich habe auch eine Tochter und gesehen, dass man sehr auf die Kinder aufpassen muss.” Auch das Schicksal des englischen Kindes Maddie, das in Spanien verschwunden ist, habe sie betroffen gemacht.

Silvia hat sich ein “signiertes” Buch von Kampusch gekauft. Unterschrift findet man keine im Buch, sondern ein sorgfältig gemaltes Blümchen. “Lieb, das passt zu ihr”, meinte Silvia. Beim Warten auf die Lesung habe sie bereits das erste Kapitel gelesen. “Es ist gut geschrieben, sehr interessant die Geschichte über ihre Familie.”

Silvias Freundin Elisabeth ist von Kampuschs kämpferischer Natur beeindruckt. “Ihre Art taugt mir sehr”, meinte auch Silvia. Elisabeth will sich das Buch nicht kaufen. “Mir reicht, was in der Zeitung steht. Ich wollte Natascha Kampusch sehen und den ganzen Trubel.”

Andere Besucher wünschten sich noch mehr Information: Renate hatte sich nicht nur das Buch gekauft und bereits angefangen zu lesen, sie hoffte bei dem ersten öffentlichen Auftritt von Natascha Kampusch auch ein Geschenk überreichen zu können: Einen Brief mit Fotos und einen tönernen Schutzengel. “Aber es hat geheißen, man darf ihr nichts geben”, seufzte Renate.

Der Ansturm nahm gegen 17.00 Uhr plötzlich zu, als der abgesperrte Bereich für die Lesung geöffnet wurde. Rund 100 Sitzplätze standen zur Verfügung, der Run auf die Stühle war groß. Mit allen Mitteln versuchten die interessierten Besucher, die Securities zur Platzreservierung zu überreden. Sätze wie “Es darf niemand reservieren, auch Sie nicht!” wiederholten die Ordnungshüter gelassen und gebetsmühlenartig. Den Unmut der Kampusch-Fans linderte das nicht: “Ich warte seit 14.30 Uhr und jetzt schnappen mir alle die Plätze weg”, schnaubte eine ältere Frau. Andere trugen die platzierten Stühle umher, in der Hoffnung eine bessere Sicht zu ergattern. Vergeblich: “Die Sessel dürfen nicht umgestellt werden”, mahnten die Securities.

Zwei Stunden vor dem geplanten Beginn der Lesung war jeder Sitzplatz gefüllt und hinter dem abgesperrten Veranstaltungsbereich hatten sich zusätzlich rund 40 Gäste platziert. Wer es bis 18.00 Uhr nicht in die Thalia-Filiale geschafft hatte, musste draußenbleiben. Das für Kampusch zwischen den Bereichen “Pädagogik” und “Autor/innen von A bis Z” aufgebaute Podium war bis dahin fertig aufgebaut.

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