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Erneut schwere Organisationsmängel im Ernst-Happel-Stadion

Beim Schlagerspiel gegen England gab es im Zuschauerbereich große organisatorische Mängel. Auch die Wiener Linien kamen mit dem Massenansturm der Fans nach dem Schlusspfiff überhaupt nicht zurecht.

Am Anfang lief noch alles glatt. Man schien aus den Fehlern der vergangenen Länderspiele gelernt zu haben und bot den knapp 50.000 Zuschauern einen problemlosen Zutritt zu den Rängen. Viele Eingangstore waren geöffnet und mit ausreichend Sicherheitspersonal bestückt, die Sektorenschilder sehr gut beleuchtet. Doch was sich im Inneren des Prater-Ovals teilweise abspielte, war einer EURO-Arena unwürdig.

Viele Matchbesucher staunten nicht schlecht, als sie ihre zugewiesenen Sitze suchten – aber nicht fanden. Sie waren schlichtweg nicht da. Abmontiert, hieß es, im Zuge der Umbauarbeiten. Es kam zu skurrilen Szenen, denn die unschuldigen Ordner kamen nicht nur zum Handkuss sondern auch ordentlich in Argumentationsnot. Nur der Besonnenheit zahlreicher Fans war es zu verdanken, dass es zu keinen Streitereien kam.

Denn diejenigen, die sprichwörtlich keinen Sitzplatz hatten, wurden auf vorläufig freie Plätze verwiesen. Da jedoch in einem ausverkauften Stadion logischerweise auch kein Sitz freibleibt, staunten wiederum jene nicht schlecht, als sie ihre Plätze bereits besetzt vorfanden. Die meisten einigten sich auf eine gerechte Teilung – sprich: Eine Halbzeit sitzt der eine, während der andere steht. Und umgekehrt. Es war gar nicht anders möglich – das Stadion war schlichtweg überbucht.

Nächster Schwachpunkt: Die Gänge zwischen den Rängen. Dort kam es in der Pause zu tumultartigen Szenen. Denn Hunderte suchten gleichzeitig die wenigen Toiletteanlagen auf, während Hunderte die Getränkestände stürmten. Zeitweise waren die Mengen dermaßen ineinander verkeilt, dass es überhaupt kein Durchkommen gab.

Hatte man es schließlich zum Büffet geschafft, wartete die nächste Nervenprobe. Denn nirgends stand geschrieben, dass pro Trinkbehältnis ein Euro Einsatz zu bezahlen wäre. Klingt an sich nicht dramatisch. Wenn man aber bedenkt, dass eine Menschentraube auf Bedienung wartet, sich viele bereits das passende Kleingeld hergerichtet hatten, um dann zu erfahren, dass das Getränk um ebendiesen einen Einsatzeuro teurer ist und deshalb noch einmal die Geldbörse hervorkramen mussten, ist es nur allzu verständlich, dass man hie und da eine deftige Unmutsäußerung zu hören bekam.

Das Match ging also verloren, höchste Zeit also, den Heimweg anzutreten. Die einen taten dies mit der Straßenbahn, deren Garnituren brav in Reih und Glied auf den Ansturm warteten. Nach und nach wurden die Züge abgefertigt und Richtung Praterstern geschickt. Dort angekommen, ergoss sich ein riesiger Menschenschwall auf die Bahnsteige der U1 – die im ganz normalen Abendtakt fuhr. Soll heißen:
Ein übervoller Bahnsteig und acht Minuten Wartezeit auf die nächste U-Bahn. Auf die berühmte „gelbe Linie“ konnte da niemand mehr achten.

Andere Richtung, anderes Problem: Wer den Weg zur U3-Station Schlachthausgasse mit dem Bus (74A) antreten wollte, dem wurde schnell klar, dass der Fußweg die eindeutig bessere und schnellere Variante war. Viel zu wenig Fahrzeuge standen bereit, erboste Fans marschierten in Hundertschaften durch die stockfinstere Praterau. Und oft konnte man dabei das Fluchen jener vernehmen, die in der Dunkelheit in eine der unzähligen Gatsch- und Wasserlacken stolperten.

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