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Erste Wiener Lesefestwoche eröffnet

Eine Verzögerung, drei offizielle Reden und eine Plauderei über die Zukunft der Menschheit brauchte es gestern, Montag, Abend, bis mit Juri Andruchowytsch der erste Mitwirkende der Eröffnung dem Titel der "Lesefestwoche" auch wirklich gerecht wurde.

Der ukrainischen Autor las – auf Deutsch – aus seinem bei Suhrkamp erschienenen Buch “Geheimnis”. Bis der schwarze Bühnenvorhang, vor dem während des Umbaus Moderator Thomas Maurer und Autor Thomas Glavinic um ihr Leben redeten, eine gemütliche Leselounge für den zweiten Teil des Abends freigab, war die Veranstaltung in der Halle E des Museumsquartiers eine etwas steife Angelegenheit.

Alexander Potyka, als Präsident des Hauptverbands des österreichischen Buchhandels vom gelernten Buchhändler Maurer als “mein Präsident” begrüßt, verwies auf 340 Veranstaltungen an über 75 Schauplätzen, mit denen “das größte derartige Spektakel, das Wien je gesehen hat” bis 23. November als Begleitung der neuen Messe “Buch Wien” in die gesamte Stadt ausstrahlen soll. Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) nannte die Verbindung von Lesen und Festwoche “ein wichtiges Signal in einer Stadt, die sich stark mit bildender Kunst, darstellender Kunst und Musik identifiziert”.

Mit einem Zitat von Agota Kristof begann Kulturministerin Claudia Schmied (S) ihre Rede. Schmied nutzte die Gelegenheit, die früher bei der Frankfurter Buchmesse absolvierte Bekanntgabe der Preisträger des Österreichischen Staatspreises für Europäische Literatur sowie der Würdigungs- und Förderungspreise für Literatur und Kinder- und Jugendliteratur, nun im Vorfeld der “Buch Wien” vorzunehmen: Kristof erhält den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur des Jahres 2008, Rudolf Habringer, Andrea Winkler und Sibylle Vogel erhalten die Förderungspreise, die Würdigungspreise gehen an Elfriede Czurda und Jutta Treiber. Robert Misik wird mit dem Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik geehrt.

Anschließend kamen endlich Autorinnen und Autoren zu Wort: Der Genetiker Markus Hengstschläger bewies Entertainer-Qualitäten, verriet einige Erkenntnisse über das immer höhere Durchschnittsalter der Menschen und den immer langsamer ablaufenden biologischen Alterungsprozess und verwies abschließend auf sein Sachbuch “Endlich Unendlich”: “Den Rest müssen sie lesen!” Der Rest des Abends aber gehörte der Literatur – und dem Insiderschmäh. Andrea Maria Dusl konnte beglückt feststellen, dass gleich (zumindest) vier der Protagonisten ihres Romans “Boboville” anwesend seien, Thomas Maurer konterte, indem er darauf verwies, dass beide zeitgenössischen Romane, in die er als Figur eingegangen sei, Teil der Eröffnung der Lesefestwoche seien, und gab mit Glavinic im Duo ein unmittelbares Echo auf jene zuvor gelesene Dusl-Passage, die ausgerechnet von einer Glavinic/Maurer-Doppellesung gehandelt hatte.

Die Lesefestwoche bietet an einer Vielzahl von Locations – vom Jüdischen Museum bis zum Café Bräunerhof, von der kleinen Buchhandlung um die Ecke bis zur Nationalbibliothek – eine ebenso lange wie bunte Liste an Autorinnen und Autoren: Die Literaturkritikerin Elke Heidenreich lädt zu einer literarischen Gondelfahrt im Riesenrad im Prater, Donna Leon bringt Kommissar Brunetti ins Schloss Belvedere und Eva Rossmann liefert sich im Café Bräunerhof ein “Krimiduell” mit Friedrich Ani. Erika Pluhar stellt ihren jüngsten Roman vor, Otto Schenk und Michael Heltau erzählen aus ihrem Leben.

Die Messe “Buch Wien” wird am Mittwochabend (19.11., 19 Uhr) in der Halle B der Messe Wien eröffnet und dauert bis 23. November. 251 Aussteller (103 davon international) stellen auf 7000 Quadratmetern ihr Angebot aus.

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