So picksüß der etwa eine Stunde lang gebotene Pop anmutete, musste man sich dank der quirligen Perry an der Überdosis Pop-Kalorien nicht den Magen verderben.
“Hot N Cold”, der zweite Hit der Amerikanerin (2008 auch in Österreich an der Spitze der Charts), machte den Anfang, unmittelbar gefolgt vom ersten Chartbreaker “I Kissed A Girl”. Wobei die 25-Jährige und ihre Band den Ohrwurm zunächst in ein Soul-Arrangement kleideten, ehe er in Powerpop überging. Später sollten mitunter auch recht kräftige Klänge angeschlagen werden.
Ja, Perry wollte sich vielseitig und als ernsthafter Live-Act präsentieren. Allerdings werden nicht alle Stücke diesem Anspruch gerecht, weil diese nicht die Qualität und den Sexappeal von Perrys Tophits aufweisen. “Peacock” vom aktuellen Album “Teenage Dream” (EMI) ist etwa so ein halb-lustiger, in simple Rhythmen verpackter Song. “I wanna see your peacock, cock, cock” – das war live nicht besser als auf Platte. Obwohl: War die Botschaft der Rolling Stones mit ihrem “Cocksucker Blues” tiefgründiger?
Trotzdem: Das kann Perry besser – und legte mit “California Gurls” das Richtige nach. Die ausgelassene Hymne zerging wie ein Gummibärli für die Ohren. Das war richtig gut.
Natürlich betonte die Pastorentochter auch optisch ihr Image, ließ zwei Gogos in Torten-BHs tanzen und hielt beim Hüpfen ihr tief geschnittenes Dekollete fest. Erfreulich, dass trotzdem immer die Musik im Mittelpunkt stand (es gab nicht einmal einen Kostümwechsel, danke). Perrys Stimme überzeugte bei Discostampfern wie “Teenage Dream” ebenso wie bei halbakustischen Nummern, zu denen sie sich selbst an der Gitarre begleitete oder – im besten Fall – beim frechen Bubblegumpop.
“Es ist schön hier zu sein, aber ich bin schon sehr aufgeregt, was die kommende Tournee betrifft. Ich komme im Frühjahr wieder”, kündigte Katy Perry an. Man wird sehen, ob das Konzept auch in einer größeren Halle und über 90 Minuten so kurzweilig funktioniert.