Wie Polizeisprecher Roman Hahslinger am Montag bei einem offiziellen Pressetermin nahe der Neuen Donau in Wien bekanntgab, ist die Obduktion der Leiche des ehemaligen libyschen Ministerpräsidenten und Ölministers Shukri Ghanem (Shoukri Ghanim) beendet. Relativ eindeutig geht aus dem Ergebnis hervor, dass Ghanem ertrunken sei. Es gebe laut dem vorläufigen Ergebnis der gerichtsmedizinischen Untersuchung keine Hinweise auf Fremdverschulden oder Selbstmord.
Lybischer Ex-Premier hinterließ keinen Abschiedsbrief
Es sei kein Abschiedsbrief oder Ähnliches gefunden worden. Auch eine akute Bedrohung sei nicht vorgelegen, sagte Hahslinger. Passanten hatten bei der Copa Cagrana circa 20 Meter vom Ufer entfernt die Leiche Ghanems in der Neuen Donau entdeckt. Der Mann trug Straßenkleidung.
Wo und wann er in die Neue Donau gestürzt ist, ist der Polizei derzeit noch nicht bekannt. Die Tochter Ghanems bemerkte am Sonntag gegen 10.00 Uhr Vormittag, dass ihr Vater nicht zu Hause war. Ghanem hatte einige hundert Meter vom Fundort entfernt einen festen Wohnsitz.
Am Samstag soll Ghanem “nicht gut gewesen” sein
Nach Angaben der Familie verbrachte Ghanem den Samstagabend gemeinsam mit seiner Tochter, so der Polizeisprecher. Die beiden hätten fern gesehen. Der Ablauf sei ganz normal gewesen, so Hahslinger. Nur habe der Vater erklärt, dass ihm nicht gut gewesen sei.
Die Polizei rechnet nicht vor Ende dieser Woche mit dem Ergebnis des toxikologischen Gutachtens. Dieses soll die endgültige Todesursache ergeben. Die Ermittlungen leitet das Landeskriminalamt Wien. Die Staatsanwaltschaft Wien wird entscheiden, was nach dem Ende der gerichtsmedizinischen Untersuchungen mit dem Leichnam von Ex-Ministerpräsident Ghanem geschieht.
Laut Polizei kein Hinweis auf Krankheit
Der Polizei liegen keine Informationen über eine akute oder latente Krankheit des in Wien verstorbenen libyschen Ex-Premiers Ghanem vor, wie der Polizeisprecher ergänzte. Auch Meldungen über einen Herzinfarkt hätten sich nicht bestätigt. Wie es zu diesem Gerücht kam, ist nicht ganz klar. Hahslinger vermutete einen “Übermittlungsfehler” durch einen mit der Familie Ghanem bekannten ausländischen Journalisten.
Ghanem arbeitete laut Hahslinger als Berater einer Firma in Wien. Er habe keine Ausweise bei sich gehabt, es habe aber Hinweise auf die Firmenadresse gegeben. Die Polizei nahm daraufhin Kontakt zu der Firma auf. Ein Mitarbeiter habe Ghanem dann eindeutig identifiziert.
Ghanem war nicht vermisst gemeldet
Die Familie des ehemaligen Politikers habe keine Vermisstenanzeige erstattet. Die Tochter hatte ja am Sonntag erst gegen 10.00 Uhr festgestellt, dass ihr Vater nicht zuhause war.
Ein Passant hatte die Polizei bereits gegen 8.40 Uhr informiert, dass vor einem griechischen Lokal bei der Copa Cagrana ein lebloser Körper in der Neuen Donau treibe. Der Leichnam lag mit dem Kopf unter Wasser. Augenzeugen, die etwas nahe der Neuen Donau beobachtet haben, das erklären könnte, wie Ghanem ins Wasser stürzte, werden gesucht.
(apa/red)