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"Mummenschanz" kommt zur "Langen Nacht der Museen" nach Wien

Poesie der belebten Formen: "Mummenschanz" kommt nach Wien
Poesie der belebten Formen: "Mummenschanz" kommt nach Wien ©Mummenschanz
Der Pantomime-Klassiker "Mummenschanz", der mit den Worten "Treffen sich ein Kreis, ein Dreieck und ein Viereck. Sie sind sich nicht ganz geheuer, geraten in Streit. Es wird emotional, dann kommt die Versöhnung. Kein Ton, keine Specialeffects, nur die stille Poesie der belebten Formen", weltweit zu einer Marke wurde, kommt nach Wien.

Auf der Jubiläumstour zum 40-jährigen Bestehen kehrt die Vierertruppe zum ersten Mal nach 25 Jahren nach Österreich zurück. Von 3. bis 7. Dezember ist der zauberhafte Abend mit seinem ungebrochenem Retrocharme im Wiener Museumsquartier zu sehen. Die APA besuchte “Mummenschanz” vorab in Barcelona.

“Mummenschanz” kommt nach Wien

Die Show ist ein Best-Of aus 40 Jahren und zeigt sich unbeeindruckt von den Entwicklungen von Bühnentechnik und Entertainmentindustrie. Alles analog, in seinem eigenen Tempo, ein subtiles, sorgfältiges Spiel mit Regung und Bewegung, Licht und Clownerie, Stille und Abstraktion, Menschlichkeit und Geometrie. Auch die Darsteller, zwischen 47 und 62 Jahre alt und unterschiedlich lange dabei, zeigen sich vom Vergehen der Zeit unbeeindruckt. Floriana Frassetto (62), die letzte Verbliebene der drei Truppengründer, kraxelt immer noch im Catsuit in den Bühnenfiguren herum, lässt sich vom Publikum mit Tesa Krepp bekleben und schwingt in einer schon prototypisch gewordenen Nummer die Klopapierrollen.

“Seit dreißig Jahren tut mir alles weh”, lacht Floriana, als sie sich mit Journalisten im Anschluss an die Show in einem Restaurant in Barcelona zusammensetzt und auf ihr Durchhaltevermögen an so einem Abend angesprochen wird. “Also ist es auch schon egal.” Mit ihr ist der minimalistische Geist von “Mummenschanz” lebendig geblieben, streng wird über die Authentizität der Showelemente gewacht. “Bei uns gibt es noch Fantasie und echte Emotion”, meint Floriana abschätzig über Schnelligkeit und Effekthascherei moderner Unterhaltungsmedien. Auch von musikalischer Untermalung hält sie herzlich wenig. “Das Knistern der Materialien ist doch viel geheimnisvoller!”

 “Mummenschanz” bei der Langen Nacht der Museen

Und tatsächlich: Wer denkt, dass von Animationsfilm und Pyrotechnik verdorbene Kinder (und Erwachsene sowieso) sich nicht von einem langsam von einem Hocker plumpsenden Knäuel oder einem Grimassen schneidenden weißen Tuch beeindrucken lassen, der hat das staunende, glucksende, kichernde “Mummenschanz”-Publikum noch nicht erlebt. Neben dem verblüffend einfachen Unterhaltungswert, dessen Funktionieren für allem für von iPad- und Handykonsum genervte Eltern wohltuend sein dürfte, ist “Mummenschanz” aber auch ein faszinierendes Stück Bühnengeschichte.

“Man könnte das heute nicht mehr erfinden”, sagt Darsteller Philipp Egli. “Weil man heute gar nicht mehr so denken kann.” Er selbst ist das jüngste Mitglied der Truppe. Davor als Tänzer und Choreograf tätig, tourt er nun seit zwei Jahren mit “Mummenschanz”. “Ich kannte viele der Nummern natürlich schon als Kind – es ist eine richtige Ehre, das jetzt selbst zu spielen”, erklärt Egli – aufgewachsen in der Schweiz, wo die Truppe seit vielen Jahren ihr Hauptquartier aufgeschlagen hat, war “Mummenschanz” für ihn stets eine Institution.

Gegründet im Jahr 1972 in Paris und entwickelt unter dem Einfluss zahlreicher Kunstgattungen und Kulturtheorien seiner Entstehungszeit war “Mummenschanz” als völliges Kontrastprogramm zum schrillen, lauten Showgetümmel schon ab 1973 ein Publikumsmagnet am Broadway. Bald darauf waren die über Jahre als Trio operierenden Mummenschanzler aber auch auf zahlreichen Tourneen von Schanghai bis Rio de Janeiro, von Teheran bis Kapstadt unterwegs. Einen Vorgeschmack für das Wiener Publikum auf die eigensinnige Kunst des “Mummenschanz” gibt es bei der “Langen Nacht der Museen” am 5. Oktober bei einer Promo-Aktion in der Kunsthalle Wien.

(APA)

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