Der von Verteidiger Georg Morent vertretene Angeklagte wird den ihm angelasteten versuchten Mord bestreiten. Der gebürtige Iraner, der 1996 nach Österreich gekommen war, hatte nach seiner Festnahme erklärt, er habe auf den 52-jährigen Firmenbesitzer geschossen, um ihn “schwer zu verletzen”. Er hatte in die Firma, wo er um 7.00 Uhr auftauchte, nicht nur ein in einem Gitarrenkoffer verstecktes Unterhebelrepetiergewehr Marke “Henry Repeating Arms” samt 50 Patronen mitgenommen, sondern auch Kabelbinder.
Mit diesen habe er seinen Chef fesseln und quälen wollen, erklärte der Mann der Polizei.
Gewehr in Gitarrenkoffer versteckt
Zwischen Harald U. und seinem Mitarbeiter hatte es schon länger Konflikte gegeben. Der 44-Jährige war schon einmal gekündigt, im März des Vorjahrs wegen Personalmangels aber wieder eingestellt worden. Der letzte Streit entzündete sich an einem der beiden Firmenfahrzeuge, das der 44-Jährige laut einer Vereinbarung für private Zwecke nützen durfte. Weil der andere Wagen defekt war, forderte der Chef den Monteur am 22. Mai auf, dieses herauszugeben, was jener ablehnte. Darauf sprach Harald U. erneut die Kündigung aus.
Als der Angeklagte am folgenden Morgen dennoch an seinem Arbeitsplatz erschien, stellte er zunächst den Gitarrenkoffer am Gang vor dem Chefbüro ab. Dann trat er ein und verlangte von Harald U. die Auszahlung von 20 offenen Überstunden. Außerdem wies er ihn darauf hin, dass die zweiwöchige Kündigungsfrist einzuhalten sei. Weil Harald U. darauf nicht einging, verließ der 44-Jährige kurz den Raum, kehrte mit dem Gewehr in der Hand zurück und schoss ihm mit den Worten “Du bist ein Arschloch” in die Brust.
Chef in die Brust geschossen
Während der Schwerverletzte vom Sessel kippte – dass Projektil traf ihn im Bereich der dritten Rippe rechtsseitig und drang auf Höhe der fünften Rippe aus -, feuerte der Schütze noch einmal in die Luft, um laut Anklage dem Chef, der mittlerweile unter den Schreibtisch gerobbt war, Angst zu machen. Dann trat der Bewaffnete, dem der Anklage zufolge eine “Vorliebe für Waffen” inne wohnen soll – er besaß legal zwei Gewehre, einen Taser und eine Gaspistole – um den Tisch herum und repetierte noch mehrfach vor dem in einer Blutlache liegenden Mann.
Ein anderer Mitarbeiter war unterdessen infolge der Schüsse auf die Vorgänge in den Räumlichkeiten des Chefs aufmerksam geworden und eilte diesem zu Hilfe. Er schleuderte ein Werkzeug auf den Schützen und brachte Harald U. in Sicherheit.
(APA)