Das “horizontale Gewerbe”, also der Verkauf des eigenen Körpers zum sexuellen Gebrauch, ist, so heißt es, das älteste Gewerbe der Menschheit. Auch in Wien. Schon zu Römerzeiten wurde es mit der Jungfräulichkeit nicht so ganz genau genommen, denn auf die Wonnen der Liebe wollte man nicht verzichten.
Das erste Wiener Dirnenleben spielte sich hauptsächlich zwischen der Wollzeile und der Singerstraße ab. Prostituierte wurden als “Hübschlerinnen” oder auch “gemaine Frauen” bezeichnet, auch das Wort “huer” – also Hure – war bereits als Schimpfwort gebräuchlich. Gekennzeichnet waren die Frauen durch ein gelbes Schultertuch – die Farbe galt damals als Farbe der Schande.
Frauenheld und Freund der Liebe: Casanovas Streifzüge durch Wien
Wussten Sie, dass auch ein weltberühmter Mann, der Bildungsreisender, Glücksritter, Schürzenjäger und Lebenskünstler zugleich war, mehrere Streifzüge durch Wien machte? Die Rede ist von Giacomo Girolamo Casanova, jenem Mann, dessen Nachname noch heute als Synonym für liebeshungrige Männer steht.
Er schätzte Wien sehr, denn er war “entzückt von all den Genüssen, die ich bei den adeligen Fräulein fand. In Wien war alles schön!” Er schwärmte für die schönen Frauen der Stadt, verabscheute die von Kaiserin Maria Theresia ausgesandten Keuschheitskommissäre und verfiel hie und da auch dem “Laster” des Kartenspiels. Die Autorin Barbara Wolflingseder skizziert im Buch die Erlebnisse und den Lebenswandel des feurigen Italieners und gibt auch einige – teils sehr amüsante – Anekdoten von ihm wieder.
Napoleons “blonder Page” Emilie
Doch nicht nur Casanova war ein berühmter Lüstling in Wien, auch Napoleon wusste die Schönheit der Frauen der Donaumetropole zu schätzen. Seine Ehefrau Joséphine war “beständig eifersüchtig” – gab es doch auch allen Grund dazu. Der Kaiser führte immerhin eine achtjährige geheime Beziehung mit Emilie Kraus, die ihn später auch auf verschiedenen Reisen als Page “Felix” begleitete.
Emilie musste viel Konkurrenz ertragen, außerdem heiratete Napoleon nach der Scheidung von Joséphine eine andere. Immerhin entsprang ihrer geheimen Liebe zwar ein Sohn, insgesamt kann sie aber als tragisch und einsam beschrieben werden.
Wiener Doppelmoral und Porzellanfuhr
Den besonderen Kick holte man sich im Alten Wien bei sogenannten “Porzellanfuhren”. Dabei stieg ein Mann mit der Dame der Wahl in einen Fiaker und informierte den Kutscher, dass man im Begriff stehe, eine “Porzellanfuhr” anzuheuern.
Damit wusste der Fiaker, dass es sich um eine “heikle Angelegenheit” handelt und fuhr deshalb so vorsichtig, als ob er Porzellan transportieren würde. Auch heutzutage gibt es diese “Porzellanfuhren” noch – etwas offenherziger und ungenierter im Taxi.
Lust & Laster im Alten Wien offenbart Skandale vergangener Tage
Die Autorin stöbert mit ihrem Buch in der Wiener Sittengeschichte und erzählt über geheime Liebschaften wie etwa von Napoleon und über Casanova. Auch die zahlreichen erotischen Etablissements und Veranstaltungen im Alten Wien, die Pioniere der freien Körperkultur oder die obszönen Begierden der Adeligen werden beleuchtet. Außerdem ist zahlreiches Bildmaterial miteingebunden worden.
Fazit: Das Buch “Lust & Laster im Alten Wien” ist für alle, die mehr über die erotische Vergangenheit der Stadt erfahren möchten, sozusagen ein Ausflug in die Welt der sexuellen Ausschweifungen und Skandale vergangener Tage.
Buchtipp:
Verlag: Pichler Verlag
Autorin: Barbara Wolflingseder
ISBN: 978-3-85431-708-1
Das Buch ist in allen Buchhandlungen und versandkostenfrei auf www.styriabooks.at erhältlich.