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Imkern zwischen Hochhäusern: Honig aus der Wiener Großstadt

Imker Albert Schittenhelm wagt sich ohne Schutzanzug zu den Bienen.
Imker Albert Schittenhelm wagt sich ohne Schutzanzug zu den Bienen. ©VIENNA.at Holzinger
Imkern boomt. In Wien sind 250 Imker aktiv. Die Wiener Imkerschule bildet jedes Jahr an die 15o Interessenten aus. VIENNA.at hat die Bienen Wiens im Donaupark besucht und einem Imker bei seiner Arbeit über die Schulter geschaut.

Im Bienenstock wimmelt es. Albert Schittenhelm zieht vorsichtig eine Wabe aus dem Stock. “Da sieht man sehr schön die Arbeiterbienen. Die Große da ist eine Drohne”, erklärt der Imker. Albert Schittenhelm ist Präsident des Landesverbandes für Imkerei Wien und selbst als Imker tätig. Der Imkerverband hat seinen Sitz im Wiener Donaupark, wo sich auch die Imkerschule und 15 Bienenstöcke befinden. Schittenhelm zieht eine weitere Wabe aus dem Bienenstock. “Die Königin versteckt sich heute”, meint er. Auf der dritten Wabe wird er schließlich fündig. Die Bienenkönigin ist mit einem gelben Punkt markiert, damit sie leicht gefunden wird. Die Bienen krabbeln dicht an dicht auf den Waben herum und umschwirren den Imker. Einen Schutzanzug trägt Schittenhelm nicht. “Das Geheimnis ist, ruhig zu bleiben. Wenn man Angst hat, dann spüren die Bienen das und stechen”, erklärt er. Anfängern empfiehlt er deshalb, einen Schutzanzug zu tragen.

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VIENNA.at Holzinger ©Ruhig bleiben, damit die Bienen nicht stechen. (c) VIENNA.at / Holzinger

Imkerschule im Wiener Donaupark

Auch die Schüler der Imkerschule tragen bei ihren ersten Einsätzen den typischen Imkeranzug. 15o Interessenten machen laut Schittenhelm jedes Jahr eine Ausbildung in der Imkerschule. “Imkern boomt”, meint Schittenhelm. Einen Grund dafür sieht er in der medialen Verbreitung des Themas Bienensterben in den letzten Jahren. “Ich glaube, die Leute sind bewusster geworden und fühlen sich berufen, selbst etwas für die Bienen zu tun.” Für den Tod der Bienen ist die Varroamilbe verantwortlich. Diese steche den Panzer der Bienen auf, um Blut zu saugen. Durch das Loch im Panzer würden tödliche Keime eindringen, erklärt der Imker. Als Vorsorge gegen die Varroamilbe wird Ameisensäure eingesetzt. Momentan werden die Bienen im Donaupark eingewintert und anschließend mit Ameisensäure behandelt.

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(c) VIENNA.at Holzinger ©Die Bienen werden mit Ameisensäure gegen die Varroamilbe behandelt. (c) VIENNA.at / Holzinger

Würziger Bio-Honig aus Wien

Im Frühjahr und im Sommer sind die Bienen im Donaupark unterwegs. Der Honig aus Wien hat Bio-Qualität: In den Parks werden nämlich keine Gifte eingesetzt. “Die Biene schafft es, die Abgase der Stadt aus dem Honig rauszufiltern”, erklärt Schittenhelm. In Wien gebe es eine große Pflanzenvielfalt für die Bienen, wohingegen am Land die natürlichen Lebensräume durch die Landwirtschaft zurückgedrängt würden, so der Imker. In Wien finden die Bienen also überall Nahrung.

Bienen bewegen sich drei Kilometer von ihrem Stock weg. Die Bienen der Imkerschule umschwirren also hauptsächlich die Blüten im Donaupark. Dank der Blütenvielfalt schmeckt der Honig dieser Bienen besonders intensiv. “Ich habe selten so einen würzigen Honig wie den aus dem Donaupark gegessen”, meint Schittenhelm.

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(c) VIENNA.at Holzinger ©Die Bienen im Donaupark produzieren würzigen Stadt-Honig. (c) VIENNA.at / Holzinger

2500 Bienenvölker summen durch Wien

Laut Schittenhelm gibt es in Wien 2500 Bienenvölker. 250 Imker haben ihre Bienenstöcke in Wien stehen. Bevor man sich entschließt, selbst mit dem Imkern anzufangen, sollte man sich darüber bewusst sein, dass es sich um ein zeitaufwendiges Hobby handelt, meint Schittenhelm. “Man muss außerdem schon damit rechnen, dass man gestochen wird.” Auch Schittenhelm wird gestochen, als er eine weitere Wabe aus dem Bienenstock zieht. “Man ist aber immer selbst schuld, wenn man gestochen wird”, so der Imker. Er stellt die Waben vorsichtig in den Stock zurück und schließt den Deckel. Da es in dieser Jahreszeit kaum noch Blüten gibt, werden die Bienen bereits jetzt eingewintert.

“Mich faszinieren die Bienen schon seit 25 Jahren. Jetzt, wo sie eingewintert werden, ist es so, dass sie einem schon fast wieder abgehen”, sagt Schittenhelm.

(Red.)

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