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Hochwasser in Österreich: Pegel sinken, Aufräumarbeiten auf Hochtouren

©APA
Während am Freitag in Oberösterreich und Niederösterreich die Pegelstände am Sinken waren und die Aufräumarbeiten auf Hochtouren liefen, stieg die Gefahr von Muren und Hangrutschungen in Tirol und Salzburg wieder an. In Wien hat sich die Lage auch bereits deutlich entspannt.
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In Salzburg waren die Schutzbauwerke der Wildbach- und Lawinenverbauung bis zum Rand gefüllt, sie müssen nun so rasch wie möglich geleert werden – spätestens am Sonntagabend soll es erneut zu heftigen Gewittern kommen. Und im Zillertal drohte ein massiver Felssturz.

Entspannte Verkehrslage vom Westen

Auch die Verkehrslage entspannte sich vom Westen her zunehmend, obwohl am Freitag noch zahlreiche Straßen entlang der Donau, des Inn oder auch im Salzkammergut unpassierbar waren. Positive Nachrichten auch von den ÖBB und der Deutschen Bahn (DB): Ab 12. Juni soll die Korridorstrecke zwischen Kufstein und Salzburg wieder befahrbar sein.

Fünftes Todesopfer in der Steiermark

Unterdessen forderte das Hochwasser das vermutlich fünfte Todesopfer in Österreich. Am Donnerstag starb ein 49-jähriger Obersteirer bei einem Arbeitsunfall mit einem Lkw, als er in Aigen bei Admont (Bezirk Liezen) mit Räumungsarbeiten nach einem Erdrutsch beschäftigt war. Zwei Personen in Salzburg wurden weiterhin nach einem Murenabgang vermisst, auch das Verschwinden einer jungen Frau in Oberösterreich könnte im Zusammenhang mit dem Hochwasser stehen. Die 20-Jährige wurde zuletzt am Wochenende auf einem Fest in Gramastetten gesehen.

Die Lage in Niederösterreich und Oberösterreich

In Niederösterreich fiel der Donau-Pegel am Freitag um drei bis sieben Zentimeter pro Stunde. In der Wachau begann das große Aufräumen. Das Militärkommando Niederösterreich sprach in einer Aussendung am Freitag von einem “Wettlauf mit der Zeit”. Die Soldaten seien guter Dinge, diesen zu gewinnen. Schlamm und Geröll müssen noch im nassen Zustand beseitigt werden, da sonst diese Masse extrem aushärtet. Von Gottsdorf im Westen bis Hainburg im Osten waren 1.500 Soldaten an der Donau im Assistenzeinsatz mit Aufräumarbeiten und Rückbaumaßnahmen beschäftigt.

Auch in Oberösterreich schritten die Aufräumarbeiten voran. Unterdessen wurde am Freitag bekannt, dass das Eferdinger Becken, einer der Hochwasser-Brennpunkte, einen Damm bekommt. Darauf haben sich Umweltlandesrat Rudi Anschober (G) und Infrastrukturministerin Doris Bures (S) verständigt. In einem Lokalaugenschein informierten sie Freitagnachmittag die betroffenen Gemeinden. Der Zeitplan müsse erst fixiert werden, ebenso die Finanzierung, hieß es. Anschober geht davon aus, dass die Detailfragen innerhalb der kommenden zwei Jahre geklärt sind. Unterdessen teilten Umweltminister Nikolaus Berlakovich, LH Josef Pühringer (beide V) und Anschober mit, dass beim Hochwasserschutz im arg getroffenen Schärding Baulos 2 “raschest möglich” bis 2016 verwirklicht werden soll. Parallel dazu würden die Planungen für weitere Maßnahmen in dem Gebiet in Angriff genommen.

Enorme Ausfälle am Wildbestand in NÖ erwartet

Das Hochwasser an der Donau in Niederösterreich werde auch enorme Ausfälle am Wildbestand zur Folge haben. Vor allem Jungtiere werden umgekommen sein, sagte Peter Lebersorger, Geschäftsführer des NÖ Landesjagdverbandes, am Freitag zur APA. Gleichzeitig hatte er einen Appell parat: Nach der Flut dürften die Tiere jetzt nicht auch “von den Menschen herumgehetzt werden”.

Das Wild habe aufgrund seines Instinkts die “hohen Stellen” – Rettungsinseln oder -hügel – in den Donau- Auen gefunden, betonte Lebersorger. Viele Alttiere hätten daher überlebt. Jetzt gelte es, ihnen “Ruhe zu lassen”. Der Mensch sollte daher “die Au meiden, damit sich die Natur wieder einrichten kann”.

Menschen, die Fotos und Filme machen wollten, seien ein noch größeres Problem als das Wasser. Lebersorger sprach sich sogar für ein generelles Betretungsverbot der Auen aus – Einsatzkräfte natürlich ausgenommen.

Salzburg und Tirol zittern noch

Ebenso ging in Salzburg der Wettlauf gegen die Zeit weiter. Das Hochwasser hatte nicht nur für Überflutungen und Muren gesorgt, sondern auch die Schutzbauwerke der Wildbach- und Lawinenverbauung bis zum Rande gefüllt. Diese müssen nun so rasch wie möglich geleert werden – spätestens am Sonntagabend drohen im Bundesland erneut heftige Gewitter. Die Feuerwehr zog unterdessen Bilanz über den Katastropheneinsatz in dieser Woche: 139 Feuerwehren und eigenständige Löschzüge rückten in den vergangenen Tagen mit insgesamt 8.000 Helfern zu mehr als 3.000 Einsatzstellen aus.

Aufgeräumt wurde auch in Tirol. Obwohl es noch vereinzelt zu Hangrutschen kommt, hat sich die Lage dort beruhigt. Jedoch: “Im Zillertal droht auch nach wie vor ein massiver Felssturz”, erklärte Gunther Heissel, Fachbereichsleiter der Landesgeologie am Freitag der APA. Es sind noch einzelne Häuser evakuiert. Die Lage wird sich aber in Teilen Tirols wieder zuspitzen, sagte Heissel. Bis Dienstag früh sind 50 Liter Regen pro Quadratmeter vorhergesagt. “In den gefährdeten Gebieten, wie im Bezirk Reutte oder im Norden der Bezirke Schwaz, Kitzbühel und Kufstein, kann es dadurch zu einer Aktivierung schon stattgefundener Hangrutsche oder zu neu ausgelösten Murenabgängen kommen”, sagte er. Die Regenmenge ist zwar bedeutend geringer, als die der vergangenen Tage, aber die Hänge sind noch nicht abgetrocknet. “Dadurch könnte es noch einmal kritischer werden”, befürchtete er.

Wiener Häfen: Aufräumarbeiten

In den Wiener Häfen Lobau und Albern, die in den vergangenen Tagen überflutet waren, entspannte sich die Lage: In Albern stehe das Wasser noch fünf bis zehn Zentimeter hoch, in der Lobau 50 Zentimeter, teilte eine Hafen Wien-Sprecherin am Freitag mit. Mit den Reinigungsarbeiten wurde zum Teil schon begonnen, kommende Woche sollen die Häfen wieder in Betrieb gehen. Mehr als 60 Kräfte der Stadt, der Wasserstraßengesellschaft Via Donau und der Feuerwehr werden aber mehrere Wochen lang täglich im Reinigungs-Einsatz sein, kündigte die MA 45 in einer Aussendung an. Der Bereich rund um die Donauinsel werde dabei in mehreren Etappen von Schlamm und Treibgut befreit.

ORF-Spendenaktion ein voller Erfolg

Bei der am Montag vom ORF gestarteten “Hochwasserhilfe – Sofort” sind bis Freitag bereits 4,2 Millionen Euro gespendet worden. “4,2 Millionen Euro in so kurzer Zeit: Das ist ein beeindruckender Erfolg und zeigt einmal mehr, wie groß die Hilfsbereitschaft der Österreicher ist”, freute sich Generaldirektor Alexander Wrabetz. Der ORF kooperierte dabei mit Hilfsorganisationen wie dem Rotes Kreuz, der Caritas, der Diakonie, der Volkshilfe und dem Hilfswerk.

Ziel ist eine rasche Überbrückungshilfe. Sie soll bis zum Einsetzen der ersten Zahlungen der öffentlichen Hand und der Versicherungen den Menschen den täglichen Bedarf sichern, hieß es am Freitag in einer Aussendung. Dazu gehöre etwa der Ankauf dringend benötigter Haushaltsgeräte wie Waschmaschine, Kochgelegenheit, Kühlschrank oder Tiefkühler. Aber auch der Ankauf kleinerer Einrichtungsgegenstände, etwa ein Schreibtisch für Schulkinder, damit diese ihre Hausübungen machen können, oder auch die Durchführung von kleineren Reparaturarbeiten sollen durch die Überbrückungshilfe rasch ermöglicht werden.
(apa/red)

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