Keine angriffige Kritik zwischen Griss und Strache
Dabei waren inhaltlich bei fast allen Themen – Europa, Russland, Wahlrecht, Staatsbürgerschaft, Einwanderung, Burka-Verbot/Integration, Ladenschlusszeiten oder Kollektivverträge – meist große Unterschiede festzustellen. Aber weder Strache noch Griss übten angriffige Kritik an ihrem Gegenüber. Zumeist erklärten sie recht sachlich, Griss gelegentlich mit leicht belehrendem Zug, die eigene Position – aber wenn Strache sich über jemanden empörte, dann über Rot-Schwarz. Auch darauf verzichtete Griss. Aber die Listenzweite hinter Strolz, die in einem Bündnis mit den NEOS kandidiert, zeigte gelegentlich etwas Distanz zu pinken Positionen – etwa befand sie, dass die NEOS-Forderung nach vollem Wahlrecht für alle länger hier lebenden Zuwanderer doch eine Extremposition wäre, die “sehr weit” gehe.
Griss: Keine Regierungszusammenarbeit mit FPÖ
Ganz NEOS war aber ihre Antwort auf die Frage, ob eine Regierungszusammenarbeit mit der FPÖ möglich wäre. “Die Haltung der FPÖ zu Europa ist mit der Haltung der NEOS nicht vereinbar”, konstatierte sie – setzte aber mildernd und Strache anlächelnd nach, dass “das natürlich etwas anders” wäre, wenn die FPÖ ihre EU-Haltung ändert. Strache fand es “problematisch”, wenn man immer wieder für gemeinsame Anträge zusammenarbeite, aber eine Koalition “kategorisch” ausschließt.Europa als Streitpunkt zwischen Griss und Strache
Über die Europa-Haltung wurde eingangs auch lange diskutiert. Strache hielt Griss vor, dass die NEOS einen Bundesstaat Europa mit Aufgabe von Souveränität und Neutralität wollten, die FPÖ aber ein föderales Europa. Die “europäische Republik” sei ein “Fernziel” von Strolz, antwortete Griss – und belehrte freundlich-lächelnd: Sie glaube nicht, dass der von Strache kritisierte Zentralismus der EU das Problem sei und die Neutralität habe sich geändert.
Zurückhaltung beim Thema Einwanderung
Recht zurückhaltend-höflich wurde auch das Thema Einwanderung diskutiert. Griss plädierte für ein Einwanderungssystem nach dem Vorbild von Kanada oder Australien, damit Menschen mit in Österreich benötigter Qualifikation einwandern können. “Wo man Bedarf hat” brauche man durchaus Einwanderer, antwortete Strache – und brandmarkte das “völlige Versagen” der rot-schwarzen Regierung gegenüber dem vielfachen Missbrauch des Asylsystems.
Einigkeit zwischen Griss und Strache beim Kopftuch-Thema
APA/Red.