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Flughafen Wien: UVP-Bescheid mit 460 Auflagen für den Bau der dritten Piste

Der Bau der dritten Piste darf mit 460 Auflagen erfolgen.
Der Bau der dritten Piste darf mit 460 Auflagen erfolgen. ©APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Die Landesregierung NÖ hat aus Umweltsicht grünes Licht für die dritte Piste am Flughafen Wien gegeben. Öffentliche Interessen werden dadurch nicht beeinträchtigt, alle anderen Genehmigungsvoraussetzungen seien erfüllt, heißt es in dem 398 Seiten dicken Schreiben, das am Freitag veröffentlicht wurde.
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Alle inhaltlichen Einwendungen gelten damit als abgewiesen. Zugleich listet der Bescheid zahlreiche Bedingungen auf – nach Zählung des Flughafens sind es 460 Auflagen, die zu erfüllen seien. Die Bedingungenfür den Bau der dritten Piste umfassen ein breites Spektrum. Damit die 3.680 m lange und 60 m breite Piste gebaut werden kann, muss etwa die Landesstraße B 10 auf 7,5 km Länge verlegt werden.

Durch die Trassenverlegung wird die Wegstrecke zwischen Schwechat und Schwadorf um ca. 1,7 km verlängert. Um den erwarteten zusätzlichen Passagieren die Weiterfahrt in die Stadt zu sichern, muss die Anbindung an die Autobahn zweispurig ausgebaut werden.

UVP-Bescheid: “Wald muss wieder aufgeforstet werden”

186.620 m2 Wald dürfen dauerhaft und 26.155 m2 befristet gerodet werden, dafür muss aber das dreifache der dauerhaft gerodeten Fläche wieder aufgeforstet werden. Und mit der Rodung darf erst begonnen werden, wenn die Flächen für die Ersatzaufforstungen rechtlich gesichert sind. Zum Schutz der Vögel darf in den Donauauen zwischen 1. März und 31. Juli nicht gebaut werden.

Grabungen müssen von Archäologen begleitet werden, um allfällige Kulturschätze zu entdecken, geht aus dem Bescheid hervor. Allerdings gibt es auch eine Bewilligung zur allenfalls notwendigen Zerstörung oder Verlegung von Kulturgütern.

Gesundheitsgefährdung ausgeschlossen

Wertminderung an Eigentum im Umfeld des Flughafens könne zwar nicht ausgeschlossen werden, sei aber rechtlich nicht von Belang. Die “ortsübliche Nutzung” von Liegenschaften, sowohl im Außen- als auch im Innenbereich, werde weiter möglich bleiben – insbesondere bei Umsetzung der Auflagen. Eine Gesundheitsgefährdung von Menschen könne “aufbauend auf das umwelthygienische Teilgutachten ausgeschlossen werden”.

Demgegenüber gebe es sehr wohl Bedarf nach einer dritten Piste, heißt es im Bescheid. Die Verkehrsprognose geht von 37 Mio. Flugpassagieren und 415.000 Flugbewegungen im Jahr 2015 aus, die mit den vorhandenen beiden Pisten nicht zu bewältigen seien. Die Prognose sei laut Sachverständigem “plausibel, jedoch tendenziell eher hoch eingeschätzt. Doch auch der Sachverständige kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass am Flughafen Wien jedenfalls ein starkes Passagierwachstum erwartet werden kann. Daraus lässt sich ein Bedarf an der 3. Piste jedenfalls ableiten”, so die Behörde.

“Europas größtes Mediationsverfahren”

Der Flughafen verweist in einer Aussendung darauf, dass es vor dem Bescheid “Europas größtes Mediationsverfahren” gegeben habe, und darin geforderte Verbesserungen teilweise bereits umgesetzt seien. Die heute veröffentlichte erstinstanzliche Genehmigung sei “ein wichtiger Schritt für die nachhaltige Zukunftssicherung des Standortes und der Arbeitsplätze, nicht nur für den Flughafen, sondern für die gesamte Wirtschafts- und Tourismusregion Ostösterreich”.

Im fünfjährigen Verfahren seien 35 Gutachter für 38 Sachgebiete bestellt worden. 1.331 Einwendungen von 50 Parteien seien behandelt worden, was “für ein Projekt dieser Größenordnung sehr wenig ist”. Gegen die gestoppte 3. Piste in München habe es über 100.000 Einwendungen gegeben.

Flughafen Wien überprüft Auswirkungen des Bescheids

Das Dialogforum Flughafen Wien hat am Freitag den Bescheid grundsätzlich begrüßt und will nun die Berufungsfrist von vier Wochen nutzen, um ihn zu prüfen und die Auswirkungen zu bewerten. Dabe gehe es einerseits um die Einhaltung des Miedationsvertrags, anderseits ob die vereinbarten Maßnahmen umgesetzt werden können, so Wolfgang Hesina, Geschäftsführer des Dialogforums.

Das Dialogforum bietet rund zwei Millionen Menschen aus ca. 130 Gemeinden und drei Bundesländern in Ostösterreich die Möglichkeit, sich über Repräsentanten in Verhandlung sowie die Umsetzung und Kontrolle von Maßnahmen gegen die Flugverkehrsbelastungen einzubringen.

(APA/Red)

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