130 dieser Standfotos, die zwischen 1902 und 1975 entstanden, werden nun präsentiert: Von ikonischen Bildern wie Marilyn Monroe mit hochfliegendem Rock aus “Das verflixte siebte Jahr” bis hin zum mit Fotoapparat bewaffneten James Stewarts aus “Das Fenster zum Hof” dürften nicht nur Filmfans und Cineasten begeistern.
“Film-Stills”-Ausstellung in der Albertina
Film-Stills dienen bereits früh der Bewerbung von Filmen: Sie hängen in Kinofoyers, werden in Medien abgedruckt und steigern so Monate vor Filmstart die Erwartungshaltung. Die oft anonym bleibenden Fotografen reinszenieren dafür während der Dreharbeiten einzelne Szenen mittels aufwendiger Verfahren oder halten fotografisch den Produktionsprozess fest; eigene Studiofotografen fertigen Porträtaufnahmen an. Mit der Schwarz-Weiß-Fotografie erreichten die Bilder in jenem Zeitraum, der in der Schau “Film-Stills” abgebildet wird, ihre höchste technische und ästhetische Qualität; in den 20er- bis 60er-Jahren erlebten sie ihre Blütezeit.
“Blickwechsel” beim Besucher herbeiführen
Die Schau in den hauseigenen “Galleries for Photography” soll im besten Fall einen “Blickwechsel” beim Besucher herbeiführen – vom lediglichen Verweis auf einen Film zum “kulturellen Faktum mit Eigenwert”, betonte Alexander Horwath bei einer Presseführung am Donnerstag. Er leitet das im selben Haus beheimatete Filmmuseum, das als größter Leihgeber fungiert und damit eine “schöne Tradition fortsetzt”: Die Kinemathek habe bereits im Jahr ihrer Gründung 1964 zu Sergei Eisensteins grafischem Werk die erste gemeinsame Ausstellung mit der Albertina ausgerichtet; seitdem sei die eigene Sammlung auf über 400.000 Filmfotografien angewachsen.
Ikonische Bilder, die oft nie im Film zu sehen waren
In der Albertina sind Stills nun in ihrer motivischen und künstlerischen Vielfalt zu sehen: Kleinformatig und schwarz umrahmt hängen artifiziell anmutende Szenen- und Produktionsfotos neben glamourösen Schauspielerporträts und theatral inszenierten Kunstbildern. Dabei wird auch deutlich, dass ikonische Bilder so nie im Film zu sehen waren. Jener Moment in “Das verflixte siebte Jahr” (1955), in dem Marilyn Monroes Rock über dem Lüftungsschacht hoch fliegt, ist im Film-Still von Sam Shaw wesentlich klarer zu sehen als bei Billy Wilder, der die Schauspielerin nie ganzfigurig ins Bild rückte. Ein eigener Raum wird dem Versuch gewidmet, filmische Charakteristika ins statische Medium zu integrieren, wobei Fotografen und Filmemacher dafür unterschiedliche Strategien hatten. Weil die erotisch konnotierte, berühmte Umarmungsszene von Marlon Brando und Kim Hunter in “Endstation Sehnsucht” (1951) zensuriert wurde, ließ Elia Kazan diese etwa in einem Fotostudio einfach nachstellen; vier Fotos aus der Reihe sind in der Albertina ausgestellt.
Komplementärprogramm des Filmmuseums
Ein Blickfang sind die handkolorierten, von hinten beleuchteten Transparentfolien von Fritz Langs Stammfotograf Horst von Harbou zu “Metropolis” (1927) – erhalte doch auch ein Film “bei der Projektion nur durch Durchlicht seine ephemere Qualität”, betonte Kurator Walter Moser. Um die Rekonstruktion eines Bewegungsablaufes ging es Stanley Kubrick, der für “2001: Odyssee im Weltraum” (1968) Kadervergrößerungen in Auftrag gab. Wie Filmkader sehen auch die Fotos zu Ingmar Bergmans “Persona” (1966) aus – dabei wird mittels schwarzem Rahmen lediglich der Anschein erweckt. Auch im Film selbst spielt Bergman mit medialer Selbstbezüglichkeit, reißt und brennt doch der Filmstreifen während der Projektion. “Persona” ist dann auch Teil des Komplementärprogramms des Filmmuseums. Zehn Filme an fünf Dienstagen zeigen ab 10. Jänner, wie das Kino das Verhältnis von statischem und bewegtem Bild eingefangen hat. Darüber hinaus ist ein umfassender Ausstellungskatalog erschienen.
“Film-Stills” in der Albertina
Albertinaplatz 1, 1010 Wien
Ab 4. November 2016 bis 26. Februar 2017
Täglich 10-18 Uhr, Mittwoch 10-21 Uhr
Eröffnung Donnerstag, 18.30 Uhr
(APA/Red.)