“Die Qualität der Evaluierung hat Vorrang”, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck am Donnerstag über die Vertögerung im Fall Natascha Kampusch. Man habe die Untersuchung im Hinblick auf dem Umfang des Aktes “zeitlich erstrecken” müssen.
FBI ermittelte über Cold Case in Wien
Seit Mitte Juli läuft die Überprüfung der Causa Natascha Kampusch. Ein international besetzter Lenkungsausschuss sowie ein operatives Team beschäftigen sich noch einmal intensiv mit dem Fall, Ungereimtheiten und mögliche Ermittlungspannen sollen überprüft werden. Ende Oktober waren dazu auch zwei Spezialisten der US-Bundesbehörde FBI (Federal Bureau of Investigation) in Wien.
“Unprofessionelles Vorgehen”
Die FBI-Fahnder orteten damals ein “unprofessionelles Vorgehen” der Erstermittler, nämlich Fehler bei den Ermittlungen zum Entführungsauto. Das berichtet die Tageszeitung “Kurier” Ende Oktober, im Innenministerium wollte man den Bericht nicht kommentieren.
Laut “Kurier” geht es dabei um die Fahndung nach dem Kastenwagen, für die das damalige Wiener Sicherheitsbüro verantwortlich zeichnete: Eine Zeugin hatte die Entführung Kampuschs am 2. März 1998 beobachtet und eine genaue Beschreibung des weißen Kastenwagens abgeliefert. Nach einem Hinweis eines Hundeführers überprüften Beamte auch den Entführer Wolfgang Priklopil. Das unterirdische Versteck für Kampusch war aber so gut getarnt, dass selbst ein Polizeihund es nicht entdecken hätte können, hieß es in dem Bericht.
Fehler bei Kastenwagen-Identifikation
Beim Kastenwagen seien aber Fehler gemacht worden. Damals versuchten die Beamten anhand der Beschreibung über einige Autohändler das Fahrzeug zu identifizieren, was nicht gelang. Laut “Kurier” sprachen die Ermittler in diesem Zusammenhang von einem “unprofessionellen Vorgehen”. Wäre der Autotyp damals genauer analysiert worden, wäre Priklopil möglicherweise früher identifiziert worden.
In Ermittlerkreisen zeigte man sich Ende Oktober von diesen ersten Erkenntnissen der Evaluierung der Ermittlungen im Fall Kampusch wenig überrascht. Es sei bereits bekannt gewesen, dass in den Ermittlungen nach dem Verschwinden des damals zehnjährigen Mädchens nicht alles pannenfrei abgelaufen sei, war zu hören.
Die Causa Kampusch
Kampusch war als Zehnjährige 1998 von Wolfgang Priklopil entführt worden und konnte im Sommer 2006 aus der Gefangenschaft flüchten. Priklopil beging daraufhin Selbstmord. Immer wieder gab es in dem Fall Verschwörungstheorien und Gerüchte über mögliche Mittäter.
(apa/red)