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Ex-Nato-General: "Die Türkei hat auf so einen Zwischenfall gewartet"

Ex-NATO-General: Türkei wollte sagen - "jetzt reicht's".
Ex-NATO-General: Türkei wollte sagen - "jetzt reicht's". ©EPA
17 Sekunden befand sich ein russischer Jet in türkischem Luftraum. Für die Türkei Grund genug, ihn abzuschießen. Ein Ex-NATO-General spricht nun im Interview mit "focus.de" Klartext - seiner Meinung nach hätte die Türkei auf einen eben solchen Zwischenfall gewartet.
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Zwar bemüht sich die Türkei in der Zwischenzeit etwas, die Wogen zu Russland zu glätten. Doch Moskau sieht sich provoziert, spricht von einem “Hinterhalt”, in welchen die russischen Piloten geraten seien. Ein Abschuss nach 17 Sekunden mutet für Nicht-Experten drastisch an. Zumal die Russen ja nicht direkt in türkisches Gebiet eingedrungen sind, sondern dieses nach derzeitigem Kenntnisstand bei einer “Einkerbung” nur überflogen haben. Im Gespräch mit “focus.de” findet Ex-NATO-General Egon Ramms klare Worte. Demnach wäre ein Abschuss das letzte Mittel. Das NATO-Regelwerk sehe vor, dass bei einer Luftraumverletzung zwei Maschinen hochgeschickt würden, und Augenkontakt mit der Maschine herstellten. Durch wackeln mit den Flügeln und andere Zeichen würde der Maschine signalisiert, dass sie abdrehen soll. Erst dann würde, den Fall vorausgesetzt, dass die Maschine nicht abdreht, ein ungezielter Warnschuss mit der Bordkanone abgegeben. In Folge würde versucht, die Maschine zur Landung zu bringen, sie also abzudrängen. Solche Vorfälle hätten sich im NATO-Luftraum in letzter Zeit gehäuft – durch Russland. Die Maschinen, so Ramms gegenüber “focus.de” weiter, seien alle abgedreht.

17 Sekunden reichen nicht aus

17 Sekunden reichten für das beschriebene Prozedere aber bei weitem nicht aus. Die türkischen Jets müssten schon in der Luft gewesen sein. Dies sei zwar nicht unüblich, ihn – Ramms – würde aber der Auftrag der Piloten interessieren. “Dass sie geschossen haben, zeigt für mich: Die Türkei hat auf so einen Zwischenfall gewartet”, so Ramms. Der ehemalige NATO-General glaubt, die Türkei hätte mit dem Abschuss eine Art politisches Statement setzen wollen. Bei der ersten Luftraumverletzung durch die Russen wäre eine Warnung die Folge gewesen. Bei der zweiten hätten sie den Botschafter einbestellt und eine diplomatische Note übergeben. Die Türkei hätte klar machen wollen, “jetzt reicht’s”. Trotzdem verstehe er das Vorgehen Erdogans nicht.

Erdogan weist russische Forderung nach Entschuldigung scharf zurück

Nach dem Abschuss des Kampfjets an der syrisch-türkischen Grenze hat der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan die Forderung Russlands nach einer Entschuldigung scharf zurückgewiesen. “Ich denke, wenn es eine Seite gibt, die sich entschuldigen muss, dann sind das nicht wir”, sagte Erdogan in einem am Donnerstag bereitgestellten Interview mit dem Sender CNN International. “Die, die unseren Luftraum verletzt haben, sind diejenigen, die sich entschuldigen müssen.” Erdogan betonte erneut, dass die türkischen Piloten mit dem Abschuss nur ihre Pflicht erfüllt hätten.

Putin forderte Entschuldigung

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte zuvor eine Entschuldigung von “höchster militär-politischer Stelle” der Türkei gefordert, sowie Schadenersatz und die Bestrafung der “Verbrecher”.

Die türkische Armee hatte den russischen Kampfjet am Dienstag im türkisch-syrischen Grenzgebiet abgeschossen. Nach türkischer Darstellung verletzte die Maschine den türkischen Luftraum, was Russlands bestreitet. Die Maschine stürzte über syrischem Gebiet ab.

Erdogan betont starke Partnerschaft zwischen Türkei und Russland

In einer Rede vor Ortsvorstehern in Ankara betonte Erdogan aber auch die starke Partnerschaft zwischen der Türkei und Russland. Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern erforderten Solidarität und nicht, dass man sich gegenseitig bedrohe, sagte er.

(APA/Red.)

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