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Ensemble des Wiener Burgtheaters spricht gegenüber Leitung Misstrauen aus

Die Causa Burgtheater zeiht weitere Kreise.
Die Causa Burgtheater zeiht weitere Kreise. ©APA
Am Freitag hat die Ensembleversammlung des Wiener Burgtheaters ein Misstrauensvotum gegen Direktor Matthias Hartmann und Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer beschlossen. Man könne der bisherigen Darstellung, die entlassene Vizedirektorin und Ex-Geschäftsführerin des Burgtheaters, Silvia Stantejsky, sei alleine für die finanzielle Misere verantwortlich, keinen Glauben schenken, hieß es.
Stantejsky schwer belastet
"Vorspiegelung falscher Tatsachen"
Existenz des Theater gefährdet?
Sparmaßnahmen am Burgtheater

“Wir, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Burgtheaters, sehen uns nach Bekanntwerden des finanziellen desaströsen Zustandes unseres Betriebes und mit der Frage nach den Verantwortlichen dafür in der alleinigen Schuldzuweisung an die ehemalige kaufmännische Geschäftsführerin, nicht in der Lage, dieser Darstellung glauben zu schenken”, heißt es laut einer Aussendung des Ensembles in einem Brief an Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ), der in der Ensembleversammlung am Freitag mit 83 zu 31 Stimmen, bei zwei Enthaltungen, angenommen worden sei. Das Ensemble fordere die Geschäftsführer auf, “ihre Verantwortung im Sinne der Rechtsvorschrift des Bundestheaterorganisationsgesetzes zu übernehmen”.

Ensemble kritisiert Hartmann

Im Brief an Minister Josef Ostermayer (SPÖ), über den die Mitarbeiter mit künstlerischem Vertrag abstimmten, wird scharfe Kritik an Burgtheater-Direktor Hartmann geübt. “Anstatt die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass finanzielle Misswirtschaft von allen Verantwortlichen stattgefunden hat, wird stattdessen uns MitarbeiterInnen des technischen und künstlerischen Personals seit Amtsantritt von Matthias Hartmann die jederzeitige Kündigung als Sparmaßnahmen-Rute ins Fenster gestellt, was einer unwürdigen und unproduktiven Angstpolitik entspricht”, zitiert “DiePresse.com” aus dem Schreiben.

“Ich bin sehr froh, dass diese Abstimmung stattgefunden hat. Das Resultat spricht eine klare Sprache”, kommt Johannes Krisch auf “DiePresse.com” zu Wort: Es sei die Pflicht der Mitarbeiter, “im Interesse des Publikums und des Steuerzahlers zu den Missständen in diesem Haus Stellung zu beziehen”. Er gehe davon aus, dass die Politik “dieses Votum nicht ignorieren” werde.

Über die Hintergründe im Burgtheater

Die Vorwürfe gegen die im November 2013 entlassene frühere kaufmännische Direktorin Silvia Stantejsky werden derzeit von Wirtschaftsprüfern untersucht. Bei der Vorlage eines Zwischenberichts im Burgtheater-Aufsichtsrat am vergangenen Montag war bekannt geworden, dass der Abgang in der gerade in Erstellung befindlichen Bilanz 2012/13 auf zumindest 8,3 Millionen Euro geschätzt wird. Dazu sei “aufgrund formaler Versäumnisse der kaufmännischen Direktion” noch eine Steuernachzahlung zu erwarten, die bis zu fünf Millionen Euro betragen kann. Stantejsky bestreitet alle Vorwürfe und hat gegen ihre Entlassung Klage eingereicht. Der endgültige Prüfungsbericht soll Ende Februar, die Burgtheater-Bilanz im April vorliegen.

Reaktion von Matthias Hartmann

“Die Tatsache, dass ich vielen Ensemble-Mitgliedern des Burgtheaters nicht in ausreichender Form meine unausgesetzten Bemühungen zur Bewältigung dieser schweren Krise hinreichend klar machen konnte, macht mich betroffen, und ich nehme das sehr ernst”, sagt Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann im “Kurier” zum Misstrauensvotum seines Ensembles.

Er verstehe, dass in “unserem ruhmreichen Ensemble des Burgtheaters” nicht allen die Geschäftsordnung bekannt sei. Diese trenne die kaufmännischen und künstlerischen Bereiche klar. “Ich werde auch weiter alles in meiner Macht stehende tun, um mit Hilfe der neuen kaufmännischen Geschäftsführung, der Holding und der Politik die Krise zu überwinden und unseren künstlerischen Höhenflug wieder in den Focus zu richten”, wird Hartmann zitiert. “Das Ensemble verdient von allen den höchsten Respekt, und bald wird das Theater wieder gemeinsam stehen.” (APA)

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