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Burgtheater ist angeblich nicht in seiner Existenz gefährdet

Burgtheater - "In keiner Weise in seiner Existenz gefährdet"
Burgtheater - "In keiner Weise in seiner Existenz gefährdet" ©APA
Was an sich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, wirkt als Stellungnahme des Aufsichtsratsvorsitzenden im Zuge der Bekanntgabe eines voraussichtlichen Millionenverlustes alarmierend. "Das Burgtheater ist in keiner Weise in seiner Existenz gefährdet", hieß es darin.
Stantejsky wehrt sich
Die Verluste im Burgtheater
Belastung nach Zwischenbericht
Kommentar zur Causa

Der “voraussichtliche Bilanzverlust des Burgtheaters” für die Saison 2012/13 werde 8,3 Mio. Euro betragen, gab der Aufsichtsrat heute bekannt. Schon der Jahresverlust von 3,7 Mio. Euro in der Saison 2011/12 war neben Auflösung geringer noch vorhandener Rücklagen nur durch eine Kapitalherabsetzung um 3,65 Mio. Euro auszugleichen.

Das Stammkapital des Burgtheaters beträgt nur noch 9,3 Mio. Euro – weniger als der mögliche Jahresverlust der Saison 2012/13, sollten tatsächlich jene 5 Mio. Euro Steuernachzahlungen schlagend werden, die heute “aufgrund formaler Versäumnisse der kaufmännischen Direktion” in den Raum gestellt wurden.

“Die Bundestheater haben Vermögen”

Wie diese Verluste in der Bilanz ausgeglichen werden können, wird vermutlich nicht nur die Experten, sondern auch die Öffentlichkeit beschäftigen. Laut Burgtheater-Aufsichtsratsvorsitzenden und Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer verfügen die Bundestheater nur noch über stille Reserven in Form von Immobilien. Diese haben in der bisher letzten veröffentlichten Konzern-Bilanz 2011/12 sogar einen Wertzuwachs erhalten – von 36,1 auf 43 Mio. Euro – durch die neue Staatsopern-Probebühne im Arsenal und zwei Lagerhallen von “Art for Art” in Haringsee im Marchfeld.

Das Immobilienvermögen der Bundestheater, zu dem noch die Burgtheater-Probebühne im Arsenal und vor allem der Hanuschhof in der Wiener Innenstadt zählen, in dem neben Büros etwa die Bundestheater-Kassen untergebracht sind, könnte in der Folge verstärkt in Diskussion geraten. “Die Bundestheater haben Vermögen. Die können etwas flüssig machen, um Lücken abzudecken”, hat Ex-Finanzministerin Maria Fekter, die neue Kultursprecherin der ÖVP, im APA-Interview bereits deutlich gemacht.

Burgtheater nicht Existenz gefährdet

Der Anteil der entlassenen und sich heftig gegen die Vorwürfe zur Wehr setzenden früheren Kaufmännische Geschäftsführerin Silvia Stantejsky an der Finanzmisere ist derzeit schwer abschätzbar. War zunächst nach ihrer Entlassung von “unter 20.000 Euro” an ungeklärten Eigenüberweisungen die Rede gewesen, so betragen alleine die heute nach der Burgtheater-Aufsichtsratssitzung bekannt gegebenen voraussichtlichen “Wertberichtigungen aus nicht nachvollziehbaren Buchungen” in der Bilanz 2012/13 rund 1,1 Mio. Euro. Dazu kommen “falsch kalkulierte Gastspielerträge und sonstige Einnahmen” von 0,7 Mio. Euro.

Die “geänderte Abschreibungsmethodik” bei Produktionen schlägt sich nach der heute aufgemachten Rechnung mit 5,6 Mio. Euro Minus zu Buche, “gestiegene Personal- und Betriebskosten” mit 0,9 Mio. Euro.

Causa Stantejsky sorgt für Aufregung

Ehe die im Vergleich zu den Vorjahren bereits erheblich verspätete Bilanz 2012/13 im April verabschiedet werden kann, ist im März nach Vorliegen des Endberichts zur Causa Stantejsky eine weitere Aufsichtsratssitzung notwendig. Dann wird man auch größere Sicherheit haben, ob jene 2012/13 erstmals zusätzlich zur Bundessubvention erfolgte “Einmalzahlung” des Bundes in der Höhe von 4,5 Mio. Euro auch im laufenden Geschäftsjahr erfolgen und so die nächste Bilanz retten wird.

Bis zum Vorliegen des forensischen Endberichts der Wirtschaftsprüfer will der neue Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) keinen Kommentar zur aktuellen Lage abgeben. Doch die Diskussion, wie alle diese offenbar schwerwiegenden Entwicklungen am künstlerischen Geschäftsführer des Burgtheaters, Matthias Hartmann, und am Aufsichtsrat des Burgtheaters vorbei passieren konnten, wird spätestens in der ersten Sitzung des parlamentarischen Kulturausschusses voll in Gang kommen.

(APA)

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