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Doppelmord in Wien-Meidling: Keine Geständnisse im Prozess

Doppelmord-Prozess in Wien: Die Angeklagten plädieren auf "nicht schuldig".
Doppelmord-Prozess in Wien: Die Angeklagten plädieren auf "nicht schuldig". ©APA
Keine Geständnisse hat es am Freitag im Wiener Straflandesgericht beim Prozessauftakt um einen spektakulären Doppelmord in einer Gemeindebau-Wohnung in Wien-Meidling gegeben. Andreas B. (47) und Martin Sch. (35), die am 22. Juni 2012 die 88-jährige Stephanie V. und ihre Heimhelferin Halina H. (54) erstochen und die Leichen zur Beseitigung allfälliger Spuren angezündet haben sollen, haben sich "nicht schuldig" bekannt.
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Am Tatort

Die beiden Angeklagten versicherten, sie hätten sich nicht am Tatort befunden. Das ihnen von der Anklage unterstellte Motiv – Geldsorgen, die sie mit einem Raubüberfall lindern wollten – ließen sie nicht gelten.

Andreas B. räumte ein, mit 7.000 Euro in der Kreide gestanden zu sein, aber er habe “immer a Geld” gehabt: “Ich hab’ net viel, aber i hab nie was anschreiben lassen. So was gibt’s bei mir net.”Martin Sch. behauptete ebenfalls, nicht unter seinen Geldproblemen gelitten zu haben, obwohl er ab August 2008 Gehaltspfändungen zu gewärtigen hatte. Zulagen seien davon nicht betroffen gewesen: “Meine Finanzen waren geregelt. Ich hab’ alles unter Dach und Fach gehabt.”

Doppelmord in Meidling: DNA-Ergebnisse belasten

Vor allem DNA-Ergebnisse belasten die Männer massiv. Im Eingangsbereich der Wohnung hatte die Polizei einen Zigarettenstummel entdeckt, auf dem sich DNA-Spuren des 16-fach vorbestraften Andreas B. fanden. “Wie ich das g’hört hab’, hat’s mich aus allen Wolken g’haut. Ich kann mir das absolut nicht vorstellen. Das muss jemand hing’haut haben”, so der 47-Jährige.

Auf die Frage, wem er so etwas zutraue, erwiderte der Mann, der bereits zehn Jahre wegen zweier Raubüberfälle im Gefängnis verbracht hat: “Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich hab’ keine Feinde.”

Auch Martin Sch. wird belastet. Nach seiner Festnahme fanden Beamte bei einer Hausdurchsuchung eine Jeans und einen Gürtel, an denen sich die genetischen Merkmale der getöteten Heimhelferin nachweisen ließen. Der 35-Jährige erklärte das nun damit, der Täter müsse sich unter den Gästen seines Stammlokals befinden. Der Unbekannte habe offensichtlich seine Kleidung mit dem fremden Blut verunreinigt und dieses bei einer Begegnung im Lokal an ihm “abgerieben”: “Man hat sich dort immer innig gegrüßt. Umarmt, Bussi links, Bussi rechts. Ich hab’ mit vielen Leuten Kontakt gehabt.” “Am Gürtel?” zeigte sich die Richterin verwundert.

Mit Messer auf Frau eingestochen

Als Halina H. gegen 11.30 Uhr nach getaner Arbeit die Wohnung der 88-Jährigen Stephanie V. verlassen wollte, wurde sie laut Anklage unmittelbar nach dem Öffnen der Tür von den draußen wartenden Männern mit einem Faustschlag attackiert, der einen Nasenbeinbruch zur Folge hatte. Die 54-Jährige taumelte zurück in die Wohnung und versuchte ins Schlafzimmer zu flüchten, als einer der Täter mit einem Messer auf sie einzustechen begann.

Gezählte 19, teils mit äußerster Wucht geführte Stiche trafen Halina H. Als sie zu Boden stürzte, wurde sie noch mit Fußtritten und Schlägen traktiert. Sie hatte ebenso keine Überlebenschance wie Stephanie V., die der Anklage zufolge vom zweiten Angreifer in der Küche mit 14 Messerstichen zu Tode gebracht wurde.

Geldprobleme als Tatmotiv

Im Stauraum einer Eck-Sitzbank fanden die Eindringlinge dann das Bargeld und Schmuck der Wohnungsinhaberin. Darin erblickt der Staatsanwalt das Motiv für die Bluttat: Der Sohn der 88-Jährigen soll im Cafe “Magaluf” auf der Wienerbergstraße im angeheiterten Zustand regelmäßig über einen hohen Bargeld-Betrag berichtet haben, den seine Mutter daheim aufbewahre. Die Angeklagten Andreas B. und Martin Sch. waren Stammgäste im “Magaluf”, finanziell angeschlagen und laut Anklage der Spielsucht verfallen. Sie sollen sich daher zu einem Raubüberfall entschlossen haben.

Nach der Bluttat sollen sie die beiden Leichen mit Gewand bedeckt und angezündet haben, ehe sie den Tatort verließen. Nachbarn bemerkten rasch die Flammen und verständigten die Feuerwehr, die ein Ausbreiten des Brandes unterbinden konnte.

Der Prozess wird am kommenden Freitag fortgesetzt.

(APA)

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