Miran* ist Kurde. Er lebte in einem nunmehr von Terroristen des sogenannten Islamischen Staates besetzten Gebietes in Syrien. Er floh nach Österreich und ist derzeit noch in einem Notquartier in Wien-Erdberg untergebracht. Wo er später hinkommt, weiß er nicht. Ob seine Frau und seine Tochter nachkommen können, weiß er auch nicht. Miran ist Chirurg.
Davin* und Amon* sind ein schwules Paar aus dem Iran. Sie flohen schon vor einigen Jahren nach Österreich. Auf Homosexualität steht im Iran die Todesstrafe. Sie bekamen in Österreich Asyl und leben schon seit vielen Jahren glücklich als Paar in Wien. Einer arbeitet als Krankenpfleger, der andere als Bäcker.
Basima* kommt aus Gaza. Sie engagierte sich als Feministin und floh vor der Hamas und ihrer Familie. Zuerst lebte sie als U-Boot im „feindlichen“ Tel Aviv. Später erhielt sie Asyl in Schweden. Dort lernte sie eine Grazerin kennen, ging mit ihr nach Österreich und ging eine Eingetragene Partnerschaft ein. Sie arbeitet als Sekretärin und ist in einer großen Firma für arabische Korrespondenz zuständig.
Mehmet* ist Türke und schwul. Sein Vater droht ihm mit Ehrenmord, seine Brüder ebenso. Er floh nicht vor staatlicher Verfolgung, sondern vor einer religiös motivierten familiären Verfolgung nach Österreich. Er wohnt in einer WG und sucht derzeit Arbeit.
Da sind nur vier Beispiele von Menschen, die ich persönlich kennenlernen durfte. Und wenn ich dann die FPÖ höre, oder die Anhänger der Pegida-Bewegung, die einerseits vor der so genannten „Islamisierung“ warnen und im gleichen Atemzug Asylwerber und Asylerwerberinnen allein schon aufgrund ihres Antrags in Österreich als Kriminelle abstempeln, dann werde ich wirklich zornig.
Wie kann man gegen den Islamismus auftreten und gleichzeitig die Menschen, die davor fliehen, ablehnen? Wie können diese Argumente überhaupt durchgehen? Wieso sagt das keiner laut? Das muss doch jedem einleuchten, wie absurd diese Argumentation ist? Ich begreife es nicht.
*Namen geändert
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Die Verfasser Marco Schreuder ist Grün-Politiker und bloggt auf der unabhängigen Meinungsplattform fischundfleisch.at, wo man mitreden und eigene Beiträge zu Themen aller Art verfassen kann. VIENNA.at ist Kooperationspartner