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Die Parteien setzen im Wien-Wahlkampf auf Social Media

Hinter jedem Posting steckt viel Strategie.
Hinter jedem Posting steckt viel Strategie. ©APA (Sujet)
Die Parteien setzen im Wien-Wahlkampf auf Facebook, Twitter und Co. - dafür gibt es sogar vielfältige Social-Media-Strategien.

Die SPÖ hat für den Wahlkampf ein dreiköpfiges Social-Media-Team engagiert: Dieses bespielt – praktisch laufend – die großen Netzwerke Facebook und Twitter mit tagespolitischen Themen. Die Wiener SPÖ gefällt immerhin knapp 18.500 Menschen, auf Twitter folgen rund 3.000 Personen. “Wir haben das im Vergleich zu früher irrsinnig professionalisiert”, betonte ein Sprecher auf APA-Anfrage. Aber auch andere Kanäle werden für den roten Wahlkampf genutzt.

Politik auf Youtube, Facebook, Twitter und Instagram

Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler bemüht sich mit “Politik mit G’spür” für “Blitzgneisser” auf Youtube vor allem um die junge Seherschaft. Eine der ersten Folgen – inklusive Starbucks-Becher und gewöhnungsbedürftig rasanter Schnitttechnik – “Was sagen die Jungen, oida?” hat inzwischen mehr als 50.000 Views. Auch die Partei selbst ist videomäßig aktiv und postet derzeit “Echte Wiener Geschichten”, in denen etwa TV-Physiker Werner Gruber erzählt, wie er obdachlos wurde. Fotos zu allen Veranstaltungen gibt es auf Flickr.

Weniger großer Beliebtheit erfreut sich der rote Instagram-Account, wo man an der 200-Abonnenten-Grenze schrammt. Einzelne Gemeinderäte bzw. Stadträte sind außerdem in den sozialen Netzwerken aktiv, auf Instagram sorgt etwa der Account von Renate Brauner – in Anspielung auf die liebste Form der Begrüßung der Vizebürgermeisterin “beihalloechen” getauft – für das eine oder andere Schmunzeln. Grundsätzlich gebe es keine Social-Media-Richtlinien für Funktionäre, so der Sprecher. Allerdings nutze man eine App, über die alle Mitarbeiter über das Themensetting der Partei informiert werden.

Der kleine Regierungspartner ist sowohl auf Twitter als auch auf Facebook ebenfalls sehr aktiv: Die Grünen Wien verzeichnen mehr als 10.000 Likes und rund 6.800 Follower. Gepostet und getwittert wird fast im Stundentakt – zu tagesaktuellen Themen, aber auch zur Wahlkampfkampagne. So kursiert seit neuestem etwa ein Video, in dem sich ein Hai über das “Miethai”-Plakat der Grünen beschwert. Auch Spitzenkandidatin Maria Vassilakou gefällt fast 10.000 Menschen.

Die Social-Media-Strategien der Politiker

Zwei bis drei Personen kümmern sich bei den Grünen um Social-Media-Agenden, die in diesem Fall auch die Betreuung des Instagram-, Flickr- und Youtube-Accounts umfasst. Dort finden sich u.a. Videos zur Eröffnung der Mariahilfer Straße oder dem ersten Freiluftsupermarkt. Bei den twitternden grünen Gemeinderäten setzt die Partei laut einer Sprecherin auf “Eigenverantwortung” – übergreifende Social-Media-Vorgaben gibt es nicht.

Der freiheitliche Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache ist mit knapp 250.000 Gefällt-mir-Angaben mit Abstand der Facebook-Spitzenreiter. Darauf setzt die FPÖ auch im Wahlkampf: Statt eine eigene Seite für die Landespartei zu betreiben, spielt man alle Inhalte über die Fanpages von Strache und Klubobmann Johann Gudenus. Seit neuestem gibt es auch die Möglichkeit, Pressekonferenzen oder Veranstaltungen per Live-Stream zu verfolgen. Zu Spitzenzeiten schauten etwa 10.000 User gleichzeitig beim Wahlkampfauftakt am Viktor-Adler-Markt zu, wie es aus dem blauen Klub hieß. Mit der Pressekonferenz mit Ursula Stenzel erreichte die FPÖ insgesamt 21.000 Menschen.

Auf Twitter wird ebenfalls auf Strache gebaut: 7.400 User folgen der blauen Spitze. Die meisten Tweets sind allerdings Verweise auf Facebook-Einträge. Auf Youtube sind die Freiheitlichen vor allem durch FPÖ-TV vertreten. Auf Instagram verzichtet man völlig. Das blaue Social-Media-Team besteht ebenfalls aus mehreren Mitarbeitern – alleine für die Wartung der Facebook-Profile und der Userkommentare brauche es mehr als eine Person.

Die ÖVP bespielt ebenfalls alle großen Social-Media-Kanäle: Auf Facebook gibt es sowohl die Landespartei (knapp 2.800 Likes), als auch Spitzenkandidaten Manfred Juraczka (über 12.000 Gefällt-mir-Angaben). Auf Twitter folgen den Wiener Schwarzen mehr als 2.600 Menschen, durch besondere Aktivität zeichnet sich dort vorrangig Landesparteigeschäftsführer Alfred Hoch aus, der seine Tweets immer wieder gerne mit “oha” einleitet.

Neuer Werbekanal für die Parteien im Wien-Wahlkampf

Das Social-Media-Kernteam der ÖVP besteht laut Angaben der Partei aus zwei Personen. Sie werden sich mit dem Wahlkampfauftakt auch wieder verstärkt um Instagram und Youtube kümmern. Dort sollen vor allem “Stimmungsvideos” für die Schwarzen Werbung machen. Auch einzelne Gemeinderatskandidaten nutzen soziale Netzwerke: So sorgte etwa Listenneuzugang Caroline Hungerländer mit selbst fabrizierten Videos u.a. zum Thema gendergerechte Sprache für kurze Aufregung in der Twitterblase.

Mangels großem Wahlkampfbudget setzen die NEOS besonders auf Social Media: Auf Facebook, wo sich momentan alles um den Wahlkampf dreht, hat man mehr als 5.000 Fans um sich geschart, mehr als 11.000 Menschen gefällt Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger. Auf Twitter gibt es keine eigenen Account der Landesgruppe – hier setzt man gänzlich auf die pinke Spitzenkandidatin, der mehr als 3.000 Menschen folgen. Sie hat auch einen Blog.

Instagram wird mit Fotos gefüttert, die derzeit knapp 250 Menschen automatisch zu sehen bekommen. Ungewöhnlich ist außerdem das pinke Whatsapp-Service: Wer dieses abonniert, wird täglich mit den neuesten Bildern, Infos und Videos zur NEOS-Kampagne versorgt. Die Social-Media-Arbeit, die von einer Person mit Unterstützung ehrenamtlicher Helfer bestritten wird, ist auf die allgemeine Kampagne abgestimmt.

(apa/red)

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