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Die Entwicklung des möglichen Ebola-Medikaments FX06

Die Entwicklung von FX06 hat viele Zwischenstationen.
Die Entwicklung von FX06 hat viele Zwischenstationen. ©bilderbox.at (Sujet)
Die biotech-Substanz FX06 könnte als experimentelles Arzneimittel eine Option zur Therapie der Ebola-Patienten darstellen. Der Entwicklungsprozess des in Frankfurt verwendeten und aus Wien stammenden Peptids war und ist jedoch sehr verschlungen.
Erster Ebola-Patient behandelt

Anfang 2000 identifizierte Peter Petzelbauer, Chef der Abteilung für Haut- und Endothelforschung der Wiener Universitäts-Hautklinik im AKH das Peptid B-beta15-42 aus 28 Aminosäuren – ein Teil des Blutklebstoffs Fibrin – als mögliche Wirksubstanz für eine Reihe von Einsatzgebieten. Gegründet wurde in Wien daraufhin von Petzelbauer und Partnern das Biotech-Startup-Unternehmen “Fibrex Medical”.

Für die Entwicklung entschied man sich zunächst für die Anwendung als zusätzliches Medikament bei Ballondilatationen von durch Blutgerinnsel verlegte Herzkranzgefäße. Dabei tritt durch den schnell wiederhergestellten Blutfluss und die Sauerstoffversorgung eine zum Infarkt noch zusätzlich schädigende Entzündungsreaktion auf. In Tierversuchen konnte man den Infarktschaden durch FX06 hingegen um 50 Prozent reduzieren.

Fx06 als mögliches Ebola-Medikament

In Tierversuchen zeigte sich 2004 weiters, dass man mit dem Peptid FX06 Tiere nach schweren bakteriellen Infektionen zu 88 Prozent vor einer tödlichen Sepsis schützen konnte. Unbehandelt überlebten in dem Modell nur 25 Prozent. Die Verhinderung der schweren Komplikationen durch Dengue-Virus-Erkrankungen wurde mit FX06 belegt. Man dachte damals auch bereits an Sars und Ebola.

Nach Verträglichkeitsprüfungen (Phase I an gesunden Patienten), die positiv ausfielen, kam es zur erfolgreichen Erprobung bei Infarktpatienten in einer klinischen Studie der Phase II bei mehr als 200 Infarktpatienten in mehreren europäischen Staaten. Die Ergebnisse dazu wurden 2008 bei einem Kardiologenkongress in München präsentiert. Es gab Hinweise auf weniger Herzmuskelschaden bei Anwendung des Mittels im Vergleich zu Placebo. Das ließ sich auch durch Laborbefunde erhärten.

Substanz sollte “nicht in Lade verschwinden”

Allerdings, war “Fibrex Medical” aus finanziellen Gründen gezwungen, die Substanz schließlich an ein US-Biotechunternehmen auszulizensieren. Letzteres wollte auch damit an die US-Technologie-Börse NASDAQ gehen. Das schlug fehl.

Schließlich holte MChE-F4Pharma-Geschäftsführer Thomas Steiner die Substanz wieder zurück. Er wollte sie nicht in irgendeiner “Lade” verschwinden sehen. Mit der Ebola-Krise seit Anfang 2014 wurde die Sache wieder brisant.

FX06 in Frankfurt eingesetzt

“Wir waren bereits in Kontakt mit der WHO und weiteren internationalen Organisationen, als wir den Hilferuf aus Frankfurt erhielten. Das große Glück war, dass der Hersteller unserer Substanz, die US-Firma Bachem, in der Lage war, raschest und unbürokratisch die Substanz FX06 nach Frankfurt zu senden”, sagte Steiner.

Die Sache könnte weitergehen. “Wir haben die Voraussetzungen für weitere Heilversuche in Europa geschaffen und Material zentral an der Universität Frankfurt gelagert. Jetzt geht es darum, möglichst zügig die letzten Hürden für klinische Untersuchungen vor Ort (in Westafrika) zu nehmen”, sagt die Biotechnologie-Expertin Petra Wülfroth von F4-Pharma, abschließend.

(APA/Red)

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